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PraxisNachrichten: Hinterher ist man immer schlauer

Zi-Studie zeigt Reformbedarf bei Notfallversorgung auf

30.11.2017 - Eine bessere Zusammenarbeit zwischen Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten in der Notfallversorgung hat KBV-Vorstandsvorsitzender Dr. Andreas Gassen gefordert. Anlass ist eine Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung, die einen massiven Reformbedarf belegt.

Danach werden in Deutschland rund 1,7 Patienten pro Stunde in der Notaufnahme eines Krankenhauses behandelt. Dieses Ergebnis widerlege eindeutig die Behauptung, alle Notaufnahmen seien überfüllt, betonte Gassen am Mittwoch und plädierte dafür, „Synergien besser zu nutzen“.

Zugleich stellte der KBV-Chef klar: „Es geht nicht um Kritik an der Arbeit von Kolleginnen und Kollegen in den Krankenhäusern, die ja oft die Notaufnahme zusätzlich oder parallel zur stationären Arbeit leisten müssen.“ Vielmehr spiegele die Studie des Zi die alte medizinische Erkenntnis wider, dass nur Übung und Repetition letztlich zu Qualität führten.

Ungenügende Ausstattung

„In Deutschland gibt es zu viele Krankenhäuser mit einer Notaufnahme, die weder den apparativen noch personellen Anforderungen der Deutschen Gesellschaft Interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin gerecht werden“, betonte der Geschäftsführer des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi), Dr. Dominik von Stillfried.

Gleiches gehe aus dem Qualitätsmonitor des Wissenschaftlichen Instituts der Ortskrankenkassen hervor. Danach waren 2015 beispielsweise weniger als die Hälfte der Krankenhäuser, die Herzinfarktpatienten behandelten, in der Lage, rund um die Uhr eine Herzkatheterbehandlung durchzuführen.

Risiken in kleinen Notaufnahmen

„Gemessen an Referenzwerten aus internationalen Studien behandeln die meisten Notaufnahmen im Schnitt so wenige Patienten, dass hierdurch erhöhte Risiken für Patienten bestehen“, erklärte von Stillfried. So führen geringere Erfahrung sowie schlechtere Personal- und Technikausstattung in kleinen Notaufnahmen oftmals zu höheren Komplikationsraten, längeren Krankenhausaufenthalten und zu höherer Sterblichkeit für Patienten.

Notfallversorgung konzentrieren

In den städtischen Ballungsräumen gebe es großes Potenzial, die Notfallversorgung auf wenige gut ausgestattete Standorte zu konzentrieren, ohne dass die Erreichbarkeit eingeschränkt werde, schlussfolgerte von Stillfried. „Im Zuge einer solchen Konzentration ergeben sich auch wesentlich bessere Voraussetzungen, ärztliche Bereitschaftspraxen an diesen Standorten einzurichten, die leichtere Fälle übernehmen und die Notaufnahmen für echte Notfälle entlasten.“

Insgesamt könnte nach Ansicht der Wissenschaftler so die Notfallversorgung besser und effizienter gestaltet werden. Die Studie untermauere so grundsätzlich den Vorschlag des Sachverständigenrats Gesundheit zur Reorganisation der Notfallversorgung.

Grundlage der Zi-Studie sind die Abrechnungsdaten der Krankenhäuser für ambulant in Notaufnahmen behandelte Patienten. Das Zi hat die Daten von 2.480 Abrechnungseinheiten in 13 Bezirken der Kassenärztlichen Vereinigungen ausgewertet. Die hohe Zahl der Abrechnungseinheiten erklärt sich dadurch, dass an manchen Krankenhausstandorten mehrere Notaufnahmen betrieben werden. Aus Daten des Statistischen Bundesamtes ergibt sich, dass die ambulant behandelten Patienten rund die Hälfte aller in Notaufnahmen medizinisch Versorgten darstellen.

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