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Meine Meinung zur Prävention postoperativer Wundinfektionen




Prof. Dr. med Julia Seifert, Mitglied der KRINKO

Eine Wundinfektion ist in der Regel durch Bakterien verursacht, die dann zu
Wundheilungsstörungen führen kann. Das können oberflächliche Prozesse sein, die durch Antibiotikagabe möglicherweise gut in den Griff zu bekommen sind, aber im ungünstigen Fall kommt es zu einer tiefen Wundinfektion. Das heißt, in der Orthopädie/ Unfallchirurgie kann es dazu kommen, dass Osteosynthesematerial sich infiziert oder Endoprothesen oder es zu Gelenkinfektionen kommt oder schwerwiegenden Weichteil- oder Gelenkinfektion bis hin zur Sepsis. Also das ist möglich und an einer Sepsis kann man auch versterben und man muss einfach sagen, dass solche Wundinfektionen zur Verlängerung des Krankenhausaufenthaltes führen. Sie sind nicht selten, chronifizieren sie im Verlauf. Sie sind schwer behandelbar und deswegen ist es so wichtig, dass man Präventionsmaßnahmen ergreift, um das zu verhindern.




Wie lassen sich postoperative Wundinfektionen vermeiden?

Prof. Dr. med Julia Seifert, Mitglied der KRINKO

Um das zu vermeiden, postoperative Wundinfektion, dazu gehört ein Bündel an Präventionsmaßnahmen. Dazu gehört, dass der Patient seine präoperative Antibiotika-prophylaxe rechtzeitig und korrekt erhält, in der richtigen Dosierung. Dazu gehört, dass der Patient nicht auskühlt, während der Operation. Dazu gehört, dass die Operation zügig erfolgt und nicht hinausgezögert wird oder eine lange OP bedarf in jedem Fall eines zweiten, einer zweiten Antibiotikagabe. Dazu gehört, dass wenig Personal im OP sich aufhält, so wenig wie möglich eben. Und dazu gehört auch, dass bei der OP Vorbereitung die Rasur bzw. das Haarentfernen korrekt erfolgt. Eben nicht über Rasur, sondern Haarclipping, wenn notwendig und am besten gar nicht.



Wie erfolgt die präoperative Haarentfernung?

Prof. Dr. med Julia Seifert, Mitglied der KRINKO

Früher haben wir eigentlich generell einfach mal rasiert Trockenrasur mit einem ganz einfachen Rasierer kann ich Ihnen hier mal zeigen. So ein Ding ist das. Die sind billig und aus Plastik und haben den großen Nachteil, dass wenn sie lieber die trockene Haut ziehen zu Hautläsionen führen. Die können Sie sogar so sehen. Schon gleich die Hautläsionen. Manchmal kommt es zu kleinen Blutungen und diese Mikroläsionen in der Haut führen dazu, dass sich da Bakterien ansammeln können und dass es zu postoperativen Wundinfektionen kommen kann.
Man hat das untersucht in Studien und festgestellt, dass die Wundinfektionsrate hierdurch erhöht ist. Am besten man rasiert oder entfernt die Haare gar nicht. Man entfernt sie nur, wenn es unbedingt notwendig ist, also bei sehr stark behaarten Personen. Und das tut man dann am besten mittels eines solchen Haarschneidegerätes, elektrischen, der sozusagen über die Haut geführt wird und dann die Haare kürzt. Und damit verursachen Sie keine Hautläsionen und dadurch ist die postoperative Wundinfektionsrate deutlich niedriger. Und dann gibt es noch die Möglichkeit mit Haarentfernungscremes zu arbeiten. Das hat aber den Nachteil, dass Sie das immer schon am Tag vorher machen müssen, weil es dauert ja eine ganze Weile, mindestens 20 Minuten, bis diese Haarcreme wirksam ist und Sie das dann abziehen können. Und man weiß, dass wenn man Haare entfernt, sollte das ganz kurzfristig vor der OP erfolgen, also unmittelbar vor der OP. Und deswegen das ist ein Grund, weshalb diese Cremes nicht günstig sind. Und das Zweite ist, sie haben starke chemische Reizwirkung auf der Haut. Es gibt viele Menschen, die mit Hautrötungen, kleinen Pusteln reagieren und alles, was die Haut dort irritiert, ist einfach ein Risikofaktor für postoperative Wundinfektionen.




Müssen Haare präoperativ entfernt werden?

Prof. Dr. med Julia Seifert, Mitglied der KRINKO

Wenn jemand nicht stark behaart ist, dann macht man einfach den Hautschnitt. Man muss natürlich eine entsprechend gute Desinfektion haben. Da gibt es auch klare Vorgaben. Das Desinfektionsmittel muss über eine Wischdesinfektion aufgebracht werden, die das zu desinfizierende Areal muss satt, so heißt es wortwörtlich, satt benetzt sein. Das heißt, es muss wirklich auch Haare und alles was drauf ist schön feucht sein und dann muss die entsprechende Einwirkzeit berücksichtigt werden. In dieser gesamten Einwirkzeit muss eben das Areal satt benetzt sein. Und dann kann ich meine Operation beginnen, wenn das entsprechend steril abgedeckt ist, und dann mache ich den Hautschnitt. Und wenn ich am Ende das Ganze verschließe, kann man, also so mache ich es, man näht die Haut und wenn man dann manchmal Haare in der Naht hat, kann man die mit der Pinzette noch mal rausziehen und gucken, dass nichts in der Wunde an Haaren verbleibt, so dass die Wunde sauber heilen kann.




Was ist die KRINKO?

Prof. Dr. med Julia Seifert, Mitglied der KRINKO

1989 ist dann die KRINKO gegründet worden. Mit diesem Begriff also Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention. Und hier sind Experten, also von den medizinischen Fachgesellschaften vorgeschlagene Personen, die dann durch das Bundesministerium für Gesundheit auch noch berufen werden müssen. Und dann sind sie Mitglied dieser Kommission, die ist also interdisziplinär besetzt und dort werden Empfehlungen erarbeitet. Und die KRINKO und diese Empfehlungen sind im Infektionsschutzgesetz im Paragraf 23 verankert.
Das heißt, diese Empfehlungen haben einen quasi Leitlinien-, Richtlinien-, Gesetzes- Charakter. Wenn man sich nicht daran hält, das kann ja immer im Einzelfall mal sein, dann muss man das begründen. Also wenn man von diesen Empfehlungen abweicht, muss es irgendwo eine schriftliche Begründung hinterlegt sein, warum und dass man davon abweicht.




Was droht denn, wenn Operateure diese Empfehlungen nicht einhalten?

Prof. Dr. med Julia Seifert, Mitglied der KRINKO

Im ungünstigsten Fall kommt es zu einer Infektion und wenn der Patient klagt, muss der Operateur nachweisen, dass er sich an diese Standards gehalten hat, an den Stand der medizinischen Wissenschaft. Und an den hat er sich gehalten, wenn er die Empfehlungen der KRINKO beachtet hat. Und in den KRINKO- Empfehlungen ist unter anderem auch niedergelegt, dass die Haarentfernung über einen Haar Clipper zu geschehen hat und nicht über eine Rasur.





Wo und wann wird die Haarentfernung am besten durchgeführt?

Prof. Dr. med Julia Seifert, Mitglied der KRINKO

Kurz vor der OP, aber das bedeutet nicht im OP, am besten außerhalb des OP-Saales, weil die Haare ja leicht sind und oft durch die Gegend fliegen. Das will man eigentlich nicht haben.




Was empfehlen Sie Operateuren und Praxen?

Prof. Dr. med Julia Seifert, Mitglied der KRINKO

Mit Operationen zurückhaltend sein, nur operieren, wer wirklich operiert werden muss. Also schon mal die Indikation muss gut gestellt sein.
Und wenn man zu dem Entschluss kommt, es ist eine Operation notwendig, dann muss sie unter entsprechenden hygienischen Kautelen und Bedingungen durchgeführt werden, die eben unter anderem auch die KRINKO-Kommission vorgibt. Dazu gehören baulich-technische Voraussetzungen und natürlich eben auch entsprechende Maßnahmen wie zum Beispiel Antibiotikaprophylaxe berücksichtigen und Haarentfernung korrekt durchführen, Verbandstechniken, postoperative Nachbetreuung und so weiter. Das gehört alles dazu. Es ist immer ein Bündel an Maßnahmen und dafür haben die Praxen auch entsprechende Hygienepläne vorbereitet, an die sie sich ja auch halten müssen.

Ein optimales Hygienemanagement in medizinischen Einrichtungen ist eine wichtige Grundlage für komplikationsarme operative Eingriffe. Die dafür notwendigen hygienerelevanten Maßnahmen und Verpflichtungen sind in der KRINKO-Empfehlung „Prävention postoperativer Wundinfektionen“ aufgeführt. Frau Prof. Julia Seifert erläutert wichtige Maßnahmen und praktische Tipps zur Anwendung dieser verbindlich geltenden KRINKO-Empfehlung.

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