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KBV-Vorstand: Beratung zur COVID-19-Impfung muss dringend gefördert werden - Zwei Drittel der Ungeimpften sind skeptisch

15.07.2021 - Mit der Zunahme der Impfquote gegen das Coronavirus steigt der Beratungsaufwand in den Praxen deutlich an. Jetzt sei es wichtig, vor allem diejenigen zu erreichen, denen „das Vertrauen in die Impfung“ fehle, sagte KBV-Chef Dr. Andreas Gassen am Donnerstag auf einer Pressekonferenz. Dies gehe nur über Aufklärung und Beratung.  

Einer Umfrage der Universität Erfurt zufolge sind zwei Drittel derjenigen, die noch nicht geimpft sind, misstrauisch oder skeptisch gegenüber der COVID-19-Impfung. Mangelnde Gelegenheit oder Erreichbarkeit eines Impfangebots seien kaum noch ein Grund, sich nicht impfen zu lassen, konstatierte der stellvertretende KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Stephan Hofmeister.

Vorstand fordert höhere Vergütung für Beratungsaufwand

Deshalb sehe er die „kreativen Ideen“ der Politik, um die Impfung zu den Menschen zu bringen, eher skeptisch. Denn eine Impfung auf dem Supermarktparkplatz werde kaum diejenigen überzeugen, die grundsätzliche Bedenken hätten. Vielmehr bedürfe es der Beratung und Aufklärung, sagte Hofmeister, die mindestens 15 Minuten pro Patient einnehme und dementsprechend vergütet werden müsse.

Wenn es der Politik ernst damit sei, die Impfbereitschaft anzukurbeln, wäre die Förderung der Impfberatung durch den vertrauten Arzt ein wesentlicher Schritt, forderte Hofmeister. Gassen erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass in den Impfzentren eine Impfung 200 Euro koste und die Apotheken bis vor Kurzem für das Ausstellen eines Impfzertifikats 18 Euro erhalten hatten, während Ärzte für die Impfung inklusive Beratung gerade mal 20 Euro bekommen. Ein von der KBV wiederholt geforderter Wochenendzuschlag von 12 Euro pro Impfung sei indes abgelehnt worden. Dies sei völlig unverständlich.

Einzeldosen in Fertigspritzen künftig notwendig

Zudem halten beide Vorstände für den weiteren Verlauf der Impfkampagne und den unter Umständen anstehenden Auffrischimpfungen Einzeldosen in Form von Fertigspritzen für notwendig. Denn wenn sich beispielsweise ein Patient bei einem Routinebesuch für die Impfung entscheidet, wäre es uneffektiv, ein ganzes Vial zu öffnen.

Impfung schützt vor schwerem Verlauf

Nach Einschätzung der KBV-Vorstände wird Ende September jeder der erwachsenen Bevölkerung ein Impfangebot haben. Dazu werde die niedergelassene Ärzteschaft ihren Beitrag leisten, betonten beide Vorstände und appellierten an die Menschen, sich impfen zu lassen. Denn die Impfung schütze vor allem vor schweren Verläufen der Erkrankung, individuell vor Krankheitsfolgen und dem Tod.

Allerdings ist aus Sicht von Gassen eine Herdenimmunität von 95 Prozent nicht realistisch. „Alles jenseits der 70 Prozent wäre schon sehr gut.“ Auch wenn alle sich impfen lassen würden, gäbe es keinen hundertprozentigen Schutz vor der Verbreitung des Virus. Deshalb entfalle die Begründung für Maßnahmen des Pandemiemanagements, wenn es für alle, die sich impfen lassen wollen, ein Angebot gegeben hat.

Dann gebe es keinen Grund mehr für eingeschränkte Grundrechte, betonte auch Hofmeister. Die Ungeimpften trügen dann ihr individuelles Risiko. Auch präventive Bürgertestungen sollten dann nicht mehr gratis sein, sagte Gassen.

Beide Vorstände sprachen sich gegen eine Impfpflicht aus. Gassen: „Es muss eine freie Entscheidung eines jeden Bürgers sein, welche Schutzmaßnahmen er nutzen will.“

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