Wirtschaftliche Lage in den Praxen erholt sich nur leicht
11.11.2021 - Die wirtschaftliche Lage in den Praxen bleibt angespannt. Nach aktuellen Daten des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung sind die Betriebskosten in den vergangenen Jahren übermäßig stark gestiegen, sodass der Jahresüberschuss nur gering ausfiel.
Das sind erste zentrale Ergebnisse des Praxis-Panel, mit dem das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (ZI) jährlich die wirtschaftliche Situation der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten analysiert. Die Erhebung erfolgt seit 2010 im Auftrag der Kassenärztlichen Vereinigungen und der KBV.
Personalkosten sind größter Kostenfaktor
Die eher schwache wirtschaftliche Entwicklung in den Praxen habe sich nur langsam verbessert, konstatierte das Zi. So sind die Jahresüberschüsse im Zeitraum 2016 bis 2019 inflationsbereinigt lediglich um durchschnittlich 1,3 Prozent pro Jahr angewachsen. Das Problem sei, dass sich die Betriebskosten um 14 Prozent erhöht hätten.
Größter Kostenfaktor sind dem Zi zufolge die Personalausgaben, die 55 Prozent der Gesamtaufwendungen umfassen. Diese sind 2019 um 6,7 Prozent gestiegen, von 2016 bis 2019 insgesamt sogar um 21,9 Prozent.
Die größten Kostensprünge gab es zudem bei Aufwendungen für Material und Labor (+12,2 Prozent) sowie bei der Miete für Praxisräume (+5 Prozent).
Hohe Inflationsrate führt zu Verlusten
„Bei der derzeitigen Inflationsrate von 4,1 Prozent würden die Praxen bei vergleichbarer Einnahmen- und Kostenentwicklung reale Verluste machen“, betonte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried. Die Sicherstellung der ambulanten ärztlichen Versorgung „gründet aber auf dem Fundament einer soliden wirtschaftlichen Basis der Niederlassung“.
Der Zi-Chef forderte die Politik zu einem klaren Bekenntnis pro ambulante Versorgung auf. Die Corona-Pandemie führe auch künftig zu überdurchschnittlicher Arbeitsbelastung. Die Niedergelassenen hätten eine hohe gesellschaftliche Verantwortung und trügen ein wirtschaftliches Risiko. Das müsse in den Verdienstmöglichkeiten anerkannt werden, um junge Ärztinnen und Ärzte „weiterhin für die Niederlassung gewinnen zu können“.
Individuelle Praxisberichte für die Teilnehmer
An der Umfrage für das Zi-Praxis-Panel 2020 nahmen 5.132 Praxen teil. Abgefragt wurden Daten zu Aufwendungen und Erlösen der Praxis aus kassen- und privatärztlicher Tätigkeit sowie Informationen zur Personalausstattung, zur Versorgungsstruktur sowie zur Arbeitszeit der Praxisinhaber sowie deren Mitarbeitenden.
Nach Abschluss der Datenauswertung bekommen alle Teilnehmer des Praxis-Panels einen individuellen Praxisbericht mit Vergleichskennzahlen. Anhand dessen können sie einschätzen, wo ihre Praxis im Vergleich zu anderen Kollegen der Fachgruppe wirtschaftlich steht.
Das Zi-Praxis-Panel
Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) führt das Zi-Praxis-Panel jährlich im Auftrag der KBV und der Kassenärztlichen Vereinigungen durch. Es untersucht damit die Wirtschaftslage und die Versorgungsstrukturen in den Praxen niedergelassener Ärzte und Psychotherapeuten. In die Analyse fließen Daten zur kassen- und privatärztlichen Tätigkeit ein.
Damit stehen wichtige Daten für die Honorarverhandlungen mit den Krankenkassen bereit. Die Krankenkassen sind gesetzlich verpflichtet, die Entwicklung der Betriebs- und Investitionskosten bei der jährlichen Anpassung des Orientierungswertes und damit der Preise ärztlicher und psychotherapeutischer Leistungen zu berücksichtigen.
Je mehr Ärzte und Psychotherapeuten sich an der Umfrage zu den Betriebs- und Investitionskosten in ihrer Praxis beteiligen, desto aussagekräftiger ist die Datengrundlage. Für die hohe Validität der erhobenen Daten spricht auch, dass die Angaben der Ärzte und Psychotherapeuten von einem Steuerberater testiert werden müssen.