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PraxisNachrichten: Hinterher ist man immer schlauer

Bei Engpass von Paracetamol- und Ibuprofen-haltigen Fiebersäften auch Rezeptur möglich

04.08.2022 - Angesichts der aktuell eingeschränkten Verfügbarkeit von Paracetamol- und Ibuprofen-haltigen Fiebersäften für Kinder kann statt des Fertigarzneimittels auch eine entsprechende individuelle Rezeptur verordnet und abgerechnet werden.

Darauf haben sich das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), der GKV- Spitzenverband, die KBV und die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände verständigt, wie das BfArM mitteilte. Der GKV-Spitzenverband werde die Krankenkassen informieren und dringend empfehlen, dass während der eingeschränkten Verfügbarkeit den Apotheken die Rezepturen von den Krankenkassen erstattet werden. Zudem sollen die ärztlichen Verschreibungen der teureren Rezepturen bei Wirtschaftlichkeitsprüfungen gesondert berücksichtigt werden.

Fiebersäfte auf separatem Rezept verordnen

In diesem Zusammenhang wird empfohlen, solange die Fiebersäfte nur eingeschränkt verfügbar sind, diese auf einem separaten Rezept zu verordnen. Damit kann die Apotheke, wenn der Saft als Fertigarzneimittel nicht zu beziehen ist, mit demselben Rezept die Rezeptur abgeben und abrechnen.

Allerdings soll die Maßnahme der Rezeptur dem BfArM zufolge nur dann angewendet werden, wenn der Krankheitszustand des Kindes eine Behandlung mit den betreffenden Wirkstoffen erfordert.

Deshalb sollen die Apotheken bei Nichtverfügbarkeit der beiden Fiebersäfte Rücksprache mit dem behandelnden Arzt halten, so auch zu gegebenenfalls in Frage kommenden medikamentösen Alternativen wie Zäpfchen. Gibt es keine Alternative, kann das Rezept genutzt werden, auf dem der betroffene Fiebersaft steht.

Marktrückzug eines Herstellers

Nach Recherchen des BfArM gab es zu keinem Zeitpunkt einen Lieferabriss. Vielmehr sei der Bedarf an den betroffenen Arzneimitteln in diesem Jahr überproportional angestiegen. Ursachen dafür konnten noch nicht endgültig ermittelt werden.

Hintergrund des regional sehr unterschiedlich ausgeprägten Versorgungsengpasses ist der Marktrückzug eines der beiden bisherigen Hersteller. Die Firma Ratiopharm hat zwar Produktionssteigerungen für ihren Paracetamol-Saft angekündigt, ein konkretes Ende des Versorgungsengpasses konnte bislang jedoch nicht genannt werden. Das BfArM geht von einer Entspannung im Herbst aus.

Durch die Unterversorgung mit Paracetamol-haltigen Fiebersäften kam es zu einer vermehrten Nutzung von alternativen Wirkstoffen wie Ibuprofen, was auch hier zu einem Versorgungsengpass geführt hat.

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