Ledipasvir/Sofosbuvir
Handelsname: Harvoni®
Anwendungsgebiet: Behandlung der chronischen Hepatitis C bei Erwachsenen*
Pharmazeutischer Unternehmer: Gilead Sciences
Beginn des Verfahrens: 01.12.2014
Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses: 21.05.2015
Inhalt des Beschlusses:
Zweckmäßige Vergleichstherapie | Ausmaß und Wahrscheinlichkeit des Zusatznutzens |
a) Therapienaive Erwachsene ohne Zirrhose, Genotyp 1 (Ledipasvir/Sofosbuvir) | |
duale Therapie (Kombination aus Peginterferon alfa und Ribavirin) oder Triple-Therapie (Kombination aus einem Proteaseinhibitor (Boceprevir oder Telaprevir), Peginterferon alfa und Ribavirin) | Anhaltspunkt für einen beträchtlichen Zusatznutzen |
b) Therapienaive Erwachsene mit kompensierter Zirrhose, Genotyp 1 (Ledipasvir/Sofosbuvir) | |
duale Therapie (Kombination aus Peginterferon alfa und Ribavirin) | Anhaltspunkt für einen beträchtlichen Zusatznutzen |
c) Therapieerfahrene Erwachsene ohne und mit Zirrhose, Genotyp 1 (Ledipasvir/Sofosbuvir) | |
duale Therapie (Kombination aus Peginterferon alfa und Ribavirin) oder Triple-Therapie (Kombination aus einem Proteaseinhibitor (Boceprevir oder Telaprevir), Peginterferon alfa und Ribavirin) | Anhaltspunkt für einen beträchtlichen Zusatznutzen |
d) Therapienaive und -erfahrene Erwachsene mit kompensierter Zirrhose, Genotyp 3 (Ledipasvir/Sofosbuvir in Kombination mit Ribavirin) | |
duale Therapie (Kombination aus Peginterferon alfa und Ribavirin) | Zusatznutzen ist nicht belegt |
e) Therapienaive und -erfahrene Erwachsene, Genotyp 4 (Ledipasvir/Sofosbuvir) | |
duale Therapie (Kombination aus Peginterferon alfa und Ribavirin) | Anhaltspunkt für einen geringen Zusatznutzen |
f) Therapienaive und -erfahrene Erwachsene mit HIV-Koinfektion, Genotyp 1 (Ledipasvir/Sofosbuvir) | |
duale Therapie (Kombination aus Peginterferon alfa und Ribavirin) | Anhaltspunkt für einen nicht quantifizierbaren Zusatznutzen |
g) Erwachsene mit dekompensierter Zirrhose, Genotyp 1 (Ledipasvir/Sofosbuvir in Kombination mit Ribavirin) | |
Best-Supportive-Care** | Anhaltspunkt für einen nicht quantifizierbaren Zusatznutzen |
* Das zugelassene Anwendungsgebiet ist zusammenfassend dargestellt. Verbindlich sind die Angaben der Fachinformation. ** Als „Best Supportive Care“ wird die Therapie verstanden, die eine bestmögliche, patientenindividuell optimierte, unterstützende Behandlung zur Linderung von Symptomen und Verbesserung der Lebensqualität gewährleistet.
Zusammenfassung:
Ledipasvir/Sofosbuvir ist zur Behandlung von Erwachsenen mit chronischer Hepatitis C zugelassen und ermöglicht eine interferonfreie Therapie. Dies ist ein wesentlicher Therapiefortschritt, insbesondere für Patienten mit Genotyp 1, deren Chance für das Erreichen eines anhaltenden virologischen Ansprechens (SVR) unter Behandlung mit pegyliertem Interferon und Ribavirin teilweise unter 50 % liegt.
Für die Nutzenbewertung reichte der pharmazeutische Unternehmer die gepoolten Ergebnisse aus Studienarmen offener randomisierter klinischer Studien ein und führte indirekte (historische) Vergleiche mit der zweckmäßigen Vergleichstherapie (zVT) durch. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat Ledipasvir/Sofosbuvir in fast allen Subgruppen einen Zusatznutzen gegenüber der zVT zugesprochen.
Subgruppe aFür therapienaive Patienten ohne Leberzirrhose mit Genotyp 1 lagen drei Studien mit insgesamt 650 Patienten vor, in denen 94 % nach 8-wöchiger bzw. 97,6 % nach 12-wöchiger Therapie einen SVR erreichten. Das relative Risiko (RR), nach 12-wöchiger Behandlung nicht auf Ledipasvir/Sofosbuvir anzusprechen (Non-Response, NR), lag im Vergleich zur zVT bei 0,1. Aufgrund dieses dramatischen Effekts wurde ein Anhaltspunkt für einen beträchtlichen Zusatznutzen abgeleitet.
Subgruppe bZur Bewertung des Zusatznutzens für therapienaive Patienten mit kompensierter Leberzirrhose und Genotyp 1 lagen zwei randomisierte offene Studien mit insgesamt 80 Patienten vor, für die ein historischer Vergleich gegen die zVT durchgeführt wurde. Nach 24-wöchiger Therapie mit Ledipasvir/Sofosbuvir erreichten 97 % einen SVR. Auf der Basis dieses dramatischen Effekts (RR für NR 0,05) wurde ein Anhaltspunkt für einen beträchtlichen Zusatznutzen konsentiert.
Subgruppe cFür therapieerfahrene Patienten mit und ohne kompensierte Leberzirrhose und Genotyp 1 lagen fünf randomisierte offene Studien mit insgesamt 413 Patienten vor, für die ein historischer Vergleich zur zVT durchgeführt wurde. Aufgrund des dramatischen Effekts auf das RR ein Non-Responder zu sein (RR für NR 0,04) wurde ein Anhaltspunkt für einen beträchtlichen Zusatznutzen konsentiert.
Subgruppe dFür therapienaive Patienten mit kompensierter Leberzirrhose und therapieerfahrene Patienten mit Genotyp 3 lag lediglich eine Studie vor, in der die Patienten nur 12 Wochen und damit nicht zulassungskonform behandelt wurden. Vor diesem Hintergrund wurde der Zusatznutzen gegenüber der zVT als nicht belegt angesehen.
Subgruppe eFür therapienaive und -erfahrene Patienten mit Genotyp 4 hat der pharmazeutische Unternehmer zwei einarmige Studien mit insgesamt 65 Patienten eingereicht, von denen 94 % einen SVR erreichten. Der G-BA leitete daraus im Einklang zu den vorherigen Beschlüssen von Sofosbuvir, Simeprevir und Daclatasvir einen Anhaltspunkt für einen geringen Zusatznutzen ab. Dies wurde damit begründet, dass zumindest von einer Vergleichbarkeit der SVR-Raten auszugehen, jedoch eine interferonfreie und im Vergleich zur zVT auch deutlich kürzere Behandlung mit einer geringeren Rate an Nebenwirkungen verbunden ist.
Subgruppe fFür therapienaive und -erfahrene Patienten mit einer HIV-Koinfektion und Genotyp 1 (mit und ohne Zirrhose) lagen zwei randomisierte, offene Studien mit insgesamt 385 Patienten vor. Die in diesen Studien nach 12-wöchiger Therapie mit Ledipasvir/Sofosbuvir beobachteten SVR-Raten (98 % bzw. 96 %) lagen bei diesen Patienten in derselben Größenordnung wie bei Patienten mit Genotyp 1 ohne HIV-Koinfektion und deutlich höher als nach einer 48-wöchigen Behandlung mit der zVT. Für Patienten mit Zirrhose lagen nur Daten für eine zwölfwöchige Therapie vor. Die Fachinformation sieht jedoch in der Regel eine Behandlungsdauer von 24 Wochen als adäquat an. Da jedoch die SVR-Raten für Zirrhose-Patienten schon nach 12 Wochen in einer vergleichbaren Größenordnung wie für Nicht-Zirrhose-Patienten lagen, wurde für die gesamte Patientengruppe der HIV-Koinfizierten ein Anhaltspunkt für einen nicht quantifizierbaren Zusatznutzen konsentiert.
Subgruppe gIn der SOLAR-1 Studie erreichten von den insgesamt 85 Patienten mit Genotyp 1 und dekompensierter Leberzirrhose vor und nach Lebertransplantation nach 24-wöchiger Therapie mit Ledipasvir/Sofosbuvir in Kombination mit Ribavirin 75 bis 89 % einen SVR. Da eine Behandlung mit Interferon in diesem Stadium kontraindiziert ist, wurde Best Supportive Care als zVT festgelegt. Die Raten der schweren unerwünschten Nebenwirkungen (SUE) lagen zwischen 35 und 75 %, unter Berücksichtigung eines direkten kausalen Zusammenhanges mit der Studienmedikation mit 8 % jedoch deutlich niedriger, da ein großer Teil der SUE eher auf die Grunderkrankung zurückzuführen war. Da kein Vergleich mit der zVT durchgeführt wurde und aufgrund der hohen SUE-Raten keine quantitative Nutzen-Risiko-Abwägung möglich war, wurde ein Anhaltspunkt für einen nicht quantifizierbaren Zusatznutzen konsentiert. Die ebenfalls in der SOLAR-1 Studie randomisierten Patienten nach Lebertransplantation mit Leberfibrose im Stadium F0-F3 bzw. kompensierter Leberzirrhose wurden in den Patientengruppen 1a bis c subsummiert.