Empagliflozin
Handelsname: Jardiance®
Anwendungsgebiet: Behandlung des Diabetes Mellitus Typ 2 als Mono- oder Kombinationstherapie mit anderen blutzuckersenkenden Arzneimitteln*
Pharmazeutischer Unternehmer: Boehringer Ingelheim
Beginn des Verfahrens: 01.03.2016
Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses: 01.09.2016
Inhalt des Beschlusses:
Indikation | zweckmäßige Vergleichstherapie | Ausmaß und Wahrscheinlichkeit des Zusatznutzens |
Diabetes mellitus Typ 2* |
a) Monotherapie |
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a1) Patienten ohne manifeste kardiovaskuläre Erkrankung | ||
Sulfonylharnstoff (Glibenclamid oder Glimepirid) | Zusatznutzen ist nicht belegt | |
a2) Patienten mit manifester kardiovaskulärer Erkrankung mit weiterer Medikation zur Behandlung der kardiovaskulären Risikofaktoren | ||
Sulfonylharnstoff (Glibenclamid oder Glimepirid) in Kombination mit weiterer Medikation | Zusatznutzen ist nicht belegt | |
b) Kombinationstherapie mit einem anderen blutzuckersenkenden Arzneimittel |
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b1) Zweifachkombination mit Metformin |
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b1.1) Patienten ohne manifeste kardiovaskuläre Erkrankung | ||
Metformin + Sulfonylharnstoff (Glibenclamid oder Glimepirid) | Anhaltspunkt für einen geringen Zusatznutzen | |
b1.2) Patienten mit manifester kardiovaskulärer Erkrankung in Kombination mit weiterer Medikation zur Behandlung der kardiovaskulären Risikofaktoren | ||
Metformin + Sulfonylharnstoff (Glibenclamid oder Glimepirid) in Kombination mit weiterer Medikation | Anhaltspunkt für einen beträchtlichen Zusatznutzen | |
b2) Kombinationstherapie mit einem anderen blutzuckersenkenden Arzneimittel außer Metformin und Insulin |
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b2.1) Patienten ohne manifeste kardiovaskuläre Erkrankung | ||
Metformin + Sulfonylharnstoff (Glibenclamid oder Glimepirid) | Zusatznutzen ist nicht belegt | |
b2.2) Patienten mit manifester kardiovaskulärer Erkrankung mit weiterer Medikation zur Behandlung der kardiovaskulären Risikofaktoren | ||
Metformin + Sulfonylharnstoff (Glibenclamid oder Glimepirid) in Kombination mit weiterer Medikation | Anhaltspunkt für einen beträchtlichen Zusatznutzen | |
c) Kombinationstherapie mit mindestens zwei anderen blutzuckersenkenden Arzneimitteln |
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c1) Patienten ohne manifeste kardiovaskuläre Erkrankung | ||
Metformin + Humaninsulin | Zusatznutzen ist nicht belegt | |
c2) Patienten mit manifester kardiovaskulärer Erkrankung in Kombination mit weiterer Medikation zur Behandlung der kardiovaskulären Risikofaktoren | ||
Metformin + Humaninsulin in Kombination mit weiterer Medikation | Anhaltspunkt für einen beträchtlichen Zusatznutzen | |
d) Kombinationstherapie mit Insulin |
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d1) Patienten ohne manifeste kardiovaskuläre Erkrankung | ||
Metformin + Humaninsulin | Zusatznutzen ist nicht belegt | |
d2) Patienten mit manifester kardiovaskulärer Erkrankung in Kombination mit weiterer Medikation zur Behandlung der kardiovaskulären Risikofaktoren | ||
Metformin + Humaninsulin in Kombination mit weiterer Medikation | Anhaltspunkt für einen beträchtlichen Zusatznutzen |
* Das zugelassene Anwendungsgebiet ist zusammenfassend dargestellt. Verbindlich sind die Angaben der Fachinformation.
Zusammenfassung:
Empagliflozin ist seit August 2014 zur Behandlung von Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 zugelassen. Einen Zusatznutzen gegenüber der zweckmäßigen Vergleichstherapie konnte der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) zunächst nicht feststellen (Beschluss vom 05.02.2015). Vor dem Hintergrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse kam es zur erneuten Nutzenbewertung.
Zur Bewertung der Zweifachtherapie mit Metformin (b1) lagen Vierjahresdaten der randomisierten, aktiv kontrollierten Studie 1245.28 vor, in der Empagliflozin (25 mg/Tag) mit Glimepirid (1 bis 4 mg/Tag) jeweils in Kombination mit Metformin verglichen wurde. Vorteile für Empagliflozin zeigten sich beim nicht tödlichen Myokardinfarkt und bei symptomatischen Hypoglykämien. Dem standen unerwünschte Ereignisse in den Systemorganklassen Erkrankungen der Nieren- und Harnwege und Erkrankungen der Geschlechtsorgane oder Brustdrüse gegenüber.
In der doppelblinden EMPA-REG-Outcome-Studie hatten die Patienten eine manifeste kardiovaskuläre Erkrankung wie Myokardinfarkt, Schlaganfall, instabile Angina pectoris, koronare Herzkrankheit oder periphere arterielle Verschlusskrankheit. Die Studienpopulation stellte somit eine Teilpopulation der Zulassungspopulation dar und umfasste Patienten aus den Fragestellungen b) bis d). Die Patienten nahmen zusätzlich zur bisherigen Medikation 10 mg oder 25 mg Empagliflozin oder Placebo ein. Ein statistisch signifikanter Vorteil für Empagliflozin zeigte sich bei der Gesamtmortalität sowie den Endpunkten MACE (Major Adverse Cardiac Event: kardiovaskulärer Tod oder nicht tödlicher Herzinfarkt bzw. Schlaganfall), Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz, schwere Herzinsuffizienz, Nierenversagen und Beginn einer dauerhaften renalen Ersatztherapie. Die kardiovaskuläre Sterblichkeit sank von 5,9 % auf 3,7 %, die Gesamtmortalität von 8,3 % auf 5,7 %. Das Risiko für die Initiierung einer Nierenersatztherapie sank um 55 %. Auf das Risiko für das Auftreten nicht tödlicher Herzinfarkte oder Schlaganfälle hatte Empagliflozin keinen statistisch signifikanten Einfluss. Erkrankungen der Geschlechtsorgane oder Brustdrüse traten dagegen unter Empagliflozin deutlich häufiger auf.
Kombinationstherapie aus Empagliflozin + Metformin (b1.1)
Bei Patienten ohne kardiovaskuläre Vorerkrankung bescheinigte der G-BA Empagliflozin einen Anhaltspunkt für einen geringen Zusatznutzen. In der Gesamtschau wurde nach Abwägung der klinischen Relevanz ein Vorteil von Empagliflozin (Vermeidung nicht tödlicher Herzinfarkte und Hypoglykämien) trotz der Nachteile beim Auftreten von Nebenwirkungen im Bereich der Nieren- und Harnwege sowie der Geschlechts- und Brustorgane gesehen.
Kombinationstherapie aus Empagliflozin und weiterer Medikation bei Patienten mit manifester kardiovaskulärer Erkrankung (b1.2, b2.2, c2, d2)
Aufgrund der EMPA-REG-Studie, in der ausschließlich Patienten mit manifester kardiovaskulärer Erkrankung eingeschlossen waren, erfolgte eine Unterteilung der Patientenpopulation in Patienten ohne (1) und mit (2) manifester kardiovaskulärer Erkrankung. Auf Basis überwiegend positiver Ergebnisse dieser Studie (Vorteile gab es bei der Gesamt- und kardiovaskulären Mortalität, bei Herzinsuffizienz und Nierenversagen) wurde ein Anhaltspunkt für einen beträchtlichen Zusatznutzen festgestellt.