Venetoclax
Handelsname: Venclyxto®
Anwendungsgebiet:
- Behandlung einer chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) bei Erwachsenen, die eine 17p-Deletion oder TP53-Mutation aufweisen und die für eine Behandlung mit einem Inhibitor des B-Zell-Rezeptor-Signalwegs nicht geeignet sind oder ein Therapieversagen zeigten*
- Behandlung einer CLL ohne Vorliegen einer 17p-Deletion oder TP53-Mutation bei Erwachsenen, bei denen sowohl unter einer Chemo-Immuntherapie als auch einem Inhibitor des B-Zell-Rezeptor-Signalwegs ein Therapieversagen auftrat*
Pharmazeutischer Unternehmer: AbbVie Deutschland
Beginn des Verfahrens: 01.01.2017
Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses: 15.06.2017
Inhalt des Beschlusses:
Indikation | zweckmäßige Vergleichstherapie | Ausmaß und Wahrscheinlichkeit des Zusatznutzens | |
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Bewertung des Ausmaßes des Zusatznutzens auf Grundlage der Zulassungsstudien | Zusatznutzen ist nicht quantifizierbar |
* Das zugelassene Anwendungsgebiet ist zusammenfassend dargestellt. Verbindlich sind die Angaben der Fachinformation.
Zusammenfassung:
Venetoclax ist zur Behandlung der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) zugelassen und gilt als Arzneimittel zur Behandlung eines seltenen Leidens (Orphan Drug). Der medizinische Zusatznutzen gilt bei Orphan Drugs bereits durch die Zulassung als belegt. Das Ausmaß des Zusatznutzens bewertet der Gemeinsame Bundesausschuss anhand der Zulassungsstudien.
Zur Nutzenbewertung legte der pharmazeutische Unternehmer zwei einarmige Phase-II-Studien vor. Die Studie M13-982 untersucht Venetoclax bei Patienten mit rezidivierter/refraktärer CLL oder bei Patienten mit unbehandelter CLL jeweils mit einer 17p-Deletion. Die Hauptkohorte umfasst 107 Patienten mit CLL nach mindestens einer vorherigen Therapielinie. Die Sicherheitskohorte umfasste 51 Patienten, zum Teil mit unbehandelter CLL. Nur 11,4 % der Studienpatienten hatten eine B-Zell-Inhibitor-Vortherapie erhalten.
Die Studie M14-032 untersucht Venetoclax bei Patienten mit CLL nach einer Therapie mit B-Zell-Inhibitoren. Zwei Drittel (43) von ihnen erhielten eine Vortherapie mit Ibrutinib und ein Drittel (21) eine Vortherapie mit Idelalisib + Rituximab. 41,8 % wiesen eine TP53-Mutation oder eine 17p-Deletion auf.
In der Studie M13-982 zeigte sich nach 24 Monaten ein Gesamtüberleben von 71,6 % und in der Studie M14-032 nach 12 Monaten von 90,2 %. Bei den Nebenwirkungen zeigten sich in beiden Studien häufig schwerwiegende unerwünschte Ereignisse, unerwünschte Ereignisse, die zum Abbruch führten, sowie Infektionen. Schwerpunkte lagen bei gastrointestinalen Nebenwirkungen sowie bei Neutropenien und Anämien. Unerwünschte Ereignisse von besonderem Interesse waren das Tumorlyse-Syndrom und Sekundärmalignome, die allerdings unter Einschluss eines Progress der Grundkrankheit CLL dokumentiert wurden, was unüblich ist. Zur Interpretation der Sicherheitsdaten ist anzumerken, dass das Risiko von CLL-Patienten für Sekundärmalignome und für Infektionen aufgrund der krankheitsbedingt defizitären Immunkompetenz bereits deutlich erhöht ist.
Der Gemeinsame Bundesausschuss kam zu dem Ergebnis, dass für beide Patientengruppen ein nicht quantifizierbarer Zusatznutzen von Venetoclax vorliegt. Der Beschluss wurde bis Juni 2022 befristet, um dem pharmazeutischen Unternehmer die Möglichkeit zu geben, eine vergleichende Studie vorzulegen.