Glecaprevir/Pibrentasvir
Handelsname: Maviret®
Anwendungsgebiet: Behandlung der chronischen Hepatitis C*
Pharmazeutischer Unternehmer: AbbVie Deutschland
Beginn des Verfahrens: 01.08.2017
Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses: 01.02.2018
Inhalt des Beschlusses:
Zweckmäßige Vergleichstherapie | Ausmaß und Wahrscheinlichkeit des Zusatznutzens |
a) Patienten ohne Zirrhose oder mit kompensierter Zirrhose Genotyp 1 | |
Ledipasvir/Sofosbuvir | Zusatznutzen ist nicht belegt |
b) Patienten mit Genotyp 2 | |
b1) Patienten ohne Zirrhose | |
Sofosbuvir/Ribavirin oder Sofosbuvir/Velpatasvir | Zusatznutzen ist nicht belegt |
b2) Patienten mit kompensierter Zirrhose | |
Sofosbuvir/Ribavirin oder Sofosbuvir/Velpatasvir | Zusatznutzen ist nicht belegt |
c) Patienten ohne oder mit kompensierter Zirrhose Genotyp 3 | |
Sofosbuvir/Ribavirin oder Sofosbuvir/Velpatasvir | Zusatznutzen ist nicht belegt |
d) Patienten ohne oder mit kompensierte Zirrhose Genotyp 4 | |
Ledipasvir/Sofosbuvir | Zusatznutzen ist nicht belegt |
e) Patienten ohne oder mit kompensierter Zirrhose mit Genotypen 5, 6 | |
Ledipasvir/Sofosbuvir | Zusatznutzen ist nicht belegt |
f) Patienten mit Sofosbuvir/Ribavirin-Vorbehandlung | |
patientenindividuelle Therapie nach Maßgabe des Arztes unter Beachtung der Vortherapie, Genotyp und der jeweiligen Zulassung | Zusatznutzen ist nicht belegt |
* Das zugelassene Anwendungsgebiet ist zusammenfassend dargestellt. Verbindlich sind die Angaben der Fachinformation.
Zusammenfassung:
Die pangenotypische Fixkombination Glecaprevir/Pibrentasvir ist seit August 2017 zur Behandlung der chronischen Hepatitis C in Verkehr. Die empfohlene Dauer der Anwendung liegt für fast alle Patienten ohne Leberzirrhose bei 8 Wochen und für Patienten mit Leberzirrhose bei 12 Wochen. Lediglich Patienten mit dem Genotyp 3, die mit pegylierten Interferon plus Ribavirin ± Sofosbuvir vorbehandelt sind, müssen 16 Wochen lang behandelt werden. Für Patienten mit einer mittelschweren bis schweren Leberfunktionsstörung wird Glecaprevir/Pibrentasvir nicht empfohlen bzw. ist die Therapie kontraindiziert.
Der pharmazeutische Unternehmer legte für Patienten mit dem Genotyp 1, 3, 4, 5 und 6 sowie für Patienten mit dem Genotyp 2 mit kompensierter Zirrhose keine direkten Vergleiche vor, sondern nur die Ergebnisse einzelner Behandlungsarme. Er identifizierte zwar für Patienten mit dem Genotyp 1 einen möglichen adjustierten indirekten Vergleich gegen Ombitasvir/ Paritaprevir/Ritonavir. Allerdings ist die Fixkombination seit September 2017 außer Vertrieb. Somit ist ein Zusatznutzen von Glecaprevir/Pibrentasvir für oben genannte Patienten nicht belegt.
Für Patienten mit dem Genotyp 2 ohne kompensierte Zirrhose identifizierte der Hersteller die offene randomisierte Studie CERTAIN-II, in der die Therapie mit Glecaprevir/Pibrentasvir mit Sofosbuvir plus Ribavirin verglichen wurde. Da ausschließlich japanische Patienten eingeschlossen wurden, für die die japanische Fachinformation eine deutlich niedrigere Dosierung von Ribavirin als in der deutschen Fachinformation empfiehlt, bestanden Zweifel an der Übertragbarkeit der Studiendaten auf den deutschen Versorgungskontext. Es bleibt unklar, ob die niedrigere Dosierungsempfehlung nicht nur durch pharmakogenetische Unterschiede, die die Pharmakokinetik des Wirkstoffs betreffen, sondern auch durch Unterschiede bei der Sicherheit von Ribavirin bedingt ist. Daher wurde die Studie nicht herangezogen. Somit ist für diese Patienten ein Zusatznutzen von Glecaprevir/Pibrentasvir nicht belegt.
Für Patienten mit einer Vorbehandlung mit Sofosbuvir/Ribavirin wurden keine gesonderten Daten vorgelegt. Daher ist auch für sie ein Zusatznutzen von Glecaprevir/Pibrentasvir nicht belegt.