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Vergütung kinderärztlicher Leistungen: anderes Konzept zur Aussetzung der Budgets erforderlich

Die Politik hat Kinder- und Jugendärzten eine Entbudgetierung zugesagt…

„Wir wollen den Minister beim Wort nehmen. Er hat mehrfach öffentlich gesagt, er möchte die Pädiater ausbudgetieren, und das Ausbudgetieren der Pädiater würde technisch so funktionieren, dass man das Honorar der Pädiater bereinigt in vier Quartalen und ab dann extrabudgetär bezahlt nach dem EBM.“

Wie sieht denn der bisherige Vorschlag aus?

„Ja, der bisher vorliegende Vorschlag oder Gesetzentwurf, der irritiert uns insofern, als er zum einen nicht die Pädiater ausbudgetiert, sondern nur eine Leistung, ein Leistungskapitel, das Kapitel 4.2, die allgemeine Pädiatrie, keinesfalls die anderen. Das springt deutlich zu kurz und entspricht auch nicht dem vom Minister Versprochenen. Und das zweite, was uns irritiert, das ist ein furchtbar bürokratisches Monster mit sehr vielen Unwägbarkeiten, sehr vielen Stellschräubchen, die Anlass bieten zur Sorge vor Manipulation, hochkomplexes Verfahren. Es würde sechs bis neun Monate dauern, bis die Kolleginnen und Kollegen wissen, was sie dann am Ende wirklich bekommen, und die Bildung eines separaten Honorartopfs ist außer dem, dass sie sehr kompliziert ist, eben auch anfällig für Fehler.“

Wie bewerten Sie den Vorschlag?

„Na, es ist eben keine Ausbudgetierung, sondern ist die Bildung eines Topfes, über den dann trefflich jedes Quartal gestritten werden kann, und je nachdem, wie voll der Topf ist, kommt es zur Nachvergütung oder sogar zur Rückvergütung. Da andere pädiatrische Leistungen weiterhin quotiert werden, besteht sogar die Gefahr, dass diese einfach höher quotiert werden und daraus der Topf gefüllt wird. Also, das bleibt alles völlig unklar, warum. Es ist hoch bürokratisch, völlig undurchsichtig, intransparent und hat nichts zu tun mit Ausbudgetierung.“

Wie wird es damit weitergehen?

„Ja, wir hoffen, dass noch ein anderer vernünftigerer Vorschlag kommt als der, der jetzt auf dem Tisch liegt. Dieser hier ist, wie gesagt, keine Ausbudgetierung der Pädiater. Das ist eine Mogelpackung und ausgesprochen komplex und intransparent und wird nichts außer Ärger bereiten.“
Im Koalitionsvertrag wurde eine Entbudgetierung der Hausärzte festgehalten…
„Ja, auch hierzu hat der Minister sich deutlich geäußert. Er hat auf zwei Veranstaltungen gesagt, dass die Ausbudgetierung der Hausärzte als nächstes folgt. Nachdem wir jetzt den Entwurf für die sogenannte Ausbudgetierung der Pädiater im Kapitel 4.2 sehen, sind wir natürlich mehr als kritisch und skeptisch, was das dann für die Hausärzte bedeuten soll. Denn Kapitel gibt es dort nicht, und einen Topf bilden aus dem hausärztlichen Honorar kann man auch nicht. Das ist einfach das hausärztliche Honorar. Wir erwarten das auch hier Taten den Worten folgen und nehmen den Minister und den Koalitionsvertrag beim Wort und erwarten eine Ausbudgetierung auch der Hausärzte in dieser Legislatur.“

Was fordern Sie darüber hinaus?

„Ja, also, ich glaube, es ist jetzt erst mal wichtig, die Versprechen einzulösen, die die Politik gemacht hat. Das ist die Ausbudgetierung der Pädiater und im nächsten Schritt die Ausbudgetierung der Hausärzte, und das ist das, was wir zuerst fordern und was wir technisch gut umgesetzt sehen wollen. Es gibt dafür klare, eindeutige und auch relativ einfache Techniken, das zu tun, einmal die Bereinigung des Honorars, die technisch gut möglich ist, zum anderen dann die Extrabudgetär-Stellung, und danach werden wir schauen müssen, was weiter für die Versorgungslandschaft erforderlich ist.“

Gibt es Alternativen zur Entbudgetierung?

„Ja, generell ist es so, dass wir seit vielen Jahren, fast Jahrzehnten inzwischen sozusagen der Bevölkerung, den Bürgerinnen den Bürgern, den Versicherungen einen Rabatt gewähren, indem die Kolleginnen und Kollegen mehr arbeiten als bezahlt wird. Es gibt eine Gebührenordnung, die ist hier in Berlin verhandelt, die ist konsentiert, die gilt und wird aber immer zu großen Teilen einbudgetiert, das heißt nur anteilig ausbezahlt. Und natürlich ist es richtig und eine Forderung der KBV, dass alle ärztlichen und psychotherapeutischen Leistungen gemäß dieser Gebührenordnung vollständig bezahlt werden, wenn sie erbracht wurden.“

Welche Bedeutung hat die Entbudgetierung für die Zukunft der ambulanten Versorgung?

„Na, die Politik hat ja nicht umsonst einmal in den Koalitionsvertrag geschrieben, dass die Hausärzte entbudgetiert werden sollen, hat sich jetzt auch noch um die Pädiater besondere Sorgen gemacht, die im übrigen ja im hausärztlichen Kapitel mit drin sind. Das hat ja schlicht damit zu tun, dass in diesen beiden Bereichen, die ja die tragenden Säulen für die Versorgung sind, einfach der Nachwuchs fehlt, dass es immer schwieriger wird, Stellen zu besetzen. Wir brauchen immer mehr Köpfe, weil immer weniger Arbeitszeit eingebracht wird. Das ist eben so, das haben wir so hinzunehmen, und das hat immer was zu tun mit Attraktivität, und offenbar ist es nicht so attraktiv, dass sich alle drum reißen, diese Arbeit zu machen, und Attraktivität hat was mit Standort zu tun, ganz wichtig, hat was zu tun mit Bürokratie, mit, mache ich meine eigentliche Arbeit, oder muss ich Ersatzarbeit machen, wie eben bürokratischen Overkill, und hat was mit der Honorierung zu tun, und an den Stellen muss gearbeitet werden.“

Mit dem Änderungsantrag der Ampelkoalition, wie Kinder- und Jugendärzte eine höhere Vergütung für ihre Leistungen erhalten können, ist der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KBV, Dr. Stephan Hofmeister sehr unzufrieden. Als kompliziert und nicht ausreichend bezeichnet er ihn im Video. Hier müsse dringend ein ernsthafter Vorschlag zur Entbudgetierung der ambulanten Kinderheilkunde her.