Doravirin
Handelsname: Pifeltro®
Anwendungsgebiet: Behandlung von Erwachsenen mit HIV-1 in Kombination mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln
Pharmazeutischer Unternehmer: MSD SHARP & DOHME
Beginn des Verfahrens: 15.01.2019
Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses: 04.07.2019
Zusammenfassung des Beschlusses:
Zweckmäßige Vergleichstherapie | Ausmaß und Wahrscheinlichkeit des Zusatznutzens |
a) Therapienaive Erwachsene mit HIV-1 | |
Rilpivirin in Kombination mit Tenofovirdisoproxil/-alafenamid plus Emtricitabin oder in Kombination mit Abacavir plus Lamivudin oder Dolutegravir in Kombination mit Tenofovirdisoproxil/-alafenamid plus Emtricitabin oder in Kombination mit Abacavir plus Lamivudin |
Zusatznutzen ist nicht belegt |
b) Therapieerfahrene Erwachsene mit HIV-1 | |
individuelle antiretrovirale Therapie in Abhängigkeit der Vortherapie(n) und unter Berücksichtigung des Grundes für den Therapiewechsel, insbesondere Therapieversagen aufgrund eines virologischen Versagens und etwaig einhergehender Resistenzbildung oder aufgrund von Nebenwirkungen | Zusatznutzen ist nicht belegt |
Bei der Nutzenbewertung von Doravirin wurde zwischen folgenden Patientengruppen unterschieden:
a) Therapienaive Erwachsene mit HIV-1, bei denen die HI-Viren keine Mutationen aufweisen, die bekanntermaßen mit einer Resistenz gegen die Substanzklasse der NNRTI assoziiert sind
In den zulassungsbegründenden doppelblinden, randomisierten Parallelgruppenstudien an therapienaiven Erwachsenen mit HIV-1 (007, 018 und 021) erfolgte keine Umsetzung der zweckmäßigen Vergleichstherapie. Für die Nutzenbewertung wurden insgesamt sechs RCTs für zwei adjustierte indirekte Vergleiche von Doravirin in Kombination mit zwei NRTI (Studien 007, 018, 021) mit Dolutegravir in Kombination mit zwei NRTI (Studien SINGLE, SPRING-1, FLAMINGO) über die Brückenkomparatoren Efavirenz und Darunavir, geboostert mit Ritonavir (DRV/r) vorgelegt. Ein adjustierter indirekter Vergleich wurde über den Brückenkomparator Efavirenz mit jeweils zwei Studien für Doravirin bzw. Dolutegravir sowie ein weiterer adjustierter indirekter Vergleich über den Brückenkomparator DRV/r mit jeweils einer Studie für Doravirin bzw. Dolutegravir durchgeführt.
Aus den vorliegenden Daten zu den Studien- und Interventionscharakteristika der sechs Studien ging hervor, dass die Studien hinsichtlich des Designs und der eingesetzten Brückenkomparatoren Efavirenz und DRV/r hinreichend ähnlich sind. Der Einfluss der sich teilweise unterscheidenden Sockeltherapien aus zwei NRTI auf die Ergebnisse des indirekten Vergleichs wurde als vernachlässigbar angesehen. Aus den beiden adjustierten indirekten Vergleichen ergaben sich Ergebnisse zur Mortalität, Morbidität sowie zu Nebenwirkungen. In den Studien fand keine Erhebung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität statt. Für den Endpunkt Gesamtüberleben zeigte sich in der Metaanalyse der beiden adjustierten indirekten Vergleiche kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen Doravirin + zwei NRTI und Dolutegravir + zwei NRTI. In der Gesamtschau der Ergebnisse der Kategorie Morbidität zu den AIDS-definierenden Erkrankungen, zum virologischen Ansprechen und zur CD4-Zellzahl ist ein Zusatznutzen von Doravirin im Vergleich zu Dolutegravir nicht belegt. In der Kategorie Nebenwirkungen wurde in der Metaanalyse der beiden adjustierten indirekten Vergleiche kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den Behandlungsarmen festgestellt.
Zusammenfassend ergab sich für therapienaive Erwachsene mit HIV-1 in der Gesamtbetrachtung der Ergebnisse zur Mortalität und Morbidität sowie zu den Nebenwirkungen kein Zusatznutzen von Doravirin gegenüber Dolutegravir.
b) Therapieerfahrene Erwachsene mit HIV-1, bei denen die HI-Viren keine Mutationen aufweisen, die bekanntermaßen mit einer Resistenz gegen die Substanzklasse der NNRTI assoziiert sind
Für diese Patientengruppe hat der pharmazeutische Unternehmer keine geeigneten Daten vorgelegt. Vor diesem Hintergrund ist ein Zusatznutzen von Doravirin nicht belegt.