„Verantwortung übernehmen“: Wanderausstellung zur Rolle der Ärzteschaft im Dritten Reich
Am morgigen Donnerstag wird in Berlin die Wanderausstellung „Systemerkrankung. Arzt und Patient im Nationalsozialismus“ feierlich eröffnet. Sie bildet den Abschluss eines von der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) initiierten Forschungsprojekts zu ihrer Vorgängerorganisation, der Kassenärztlichen Vereinigung Deutschlands (KVD).
Berlin, 27. November 2024 – „Die KBV übernimmt mit der Aufarbeitung ihre historische Verantwortung, die Verbrechen des Nationalsozialismus nicht in Vergessenheit geraten zu lassen“, sagt die Vorsitzende der KBV-Vertreterversammlung, Dr. Petra Reis-Berkowicz. „Als Ärzte- und Psychotherapeutenschaft in der heutigen Zeit, als Nachfolgeorganisation der KVD, aber auch schlichtweg als Menschen sind wir dies schuldig – sowohl den Opfern der Vergangenheit als auch unserer Verantwortung für die Zukunft.“
Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der KBV, erklärt weiter: „Ärztinnen und Ärzte zeichneten sich im NS-Unrechtsregime für grauenhafteste Taten mitverantwortlich. Auch die KVD war an der Entrechtung und Vertreibung jüdischer sowie oppositioneller Kassenärzte beteiligt. Mit der Wanderausstellung werfen wir einen Blick auf Täter und Opfer. Wir dürfen nicht vergessen: Ärzte nahmen im Dritten Reich eine Schlüsselfunktion ein. Im Namen der sogenannten Rassenhygiene waren sie mitverantwortlich dafür, Menschen in ‚wertes‘ und ‚unwertes‘ Leben einzuteilen – und damit in den sicheren Tod zu schicken.“
An der morgigen Eröffnungsfeier nehmen unter anderem Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau, Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach und die Vizepräsidentin der israelischen Knesset, Orit Farkasch-Hacohen, teil.
Die Wanderausstellung ist ab Freitag, den 29. November 2024, wochentäglich zwischen 9:00 und 20:00 Uhr kostenlos besuchbar. Interessierte sind herzlich zu einem Besuch in den Räumlichkeiten der KBV (Herbert-Lewin-Platz 2, 10623 Berlin) eingeladen. Bis zum 28. Januar 2025 verbleibt die Ausstellung in Berlin und wird 2025 und 2026 nach und nach deutschlandweit bei den Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) zu sehen sein. Den Anfang macht im Februar 2025 die KV Baden-Württemberg.
Das Forschungsprojekt geht auf einen Beschluss der KBV-Vertreterversammlung aus dem Jahr 2018 zurück. Unter dem Titel „KBV übernimmt Verantwortung“ hatte sie das Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA) an der Technischen Universität Berlin mit der Erforschung der KVD-Geschichte beauftragt. Mit der Wanderausstellung präsentiert das ZfA die Ergebnisse seiner mehrjährigen Analyse der KBV-Archive nun der breiten Öffentlichkeit.