Auffrischungsimpfung: Für wen macht eine weitere Impfung Sinn?
Was weiß man bisher über Auffrischungsimpfungen?
Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KBV
„Ja, die Daten beginnen sich zu verdichten und die FDA hat ja bereits eine Entscheidung gefällt. Also für immun kompetente Erwachsene unter einem gewissen Lebensalter werden zurzeit und in diesem Jahr keine Auffrischungsimpfung mehr bei vollständigen Impfzyklen empfohlen. „
Wann ergibt aus Ihrer Sicht eine Auffrischungsimpfung Sinn?
Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KBV
„Ja, auch dazu gibt es Daten, unter anderem aus Israel, auch aus den USA, dass vermutlich hochhalte Menschen, man geht von über 80-jährigen aus, mit einer Sicherheitsmarge, vielleicht über 75-jährige und Patienten mit bestimmten Medikamenten, also mit immunsupprimierenden Medikamenten und bestimmten Erkrankungen, von einer Auffrischung noch in diesem Jahr sehr profitieren würden, um das Niveau des Schutzes wieder anzuheben. Auf eine hochwirksame Ebene. Und diese Gruppen lassen sich relativ klar identifizieren, sind auch numerisch überschaubar und da muss relativ bald eine Entscheidung fallen, dass diese Patientinnen und Patienten im Herbst auch erneut ein drittes Mal geimpft werden. „
Was ist dafür notwendig?
Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KBV
„Die wichtigste Botschaft ist, das kann in den Praxen gemacht werden. Denn insbesondere die beschriebenen Gruppen, die hochalten Menschen und auch Patienten mit chronischen, schweren chronischen Krankheiten mit Immunsuppression sind natürlich in ärztlicher Behandlung oder haben behandelnde Ärzte. Das ist die erste wichtige Botschaft und die Zahl ist auch so, dass die Praxen ohne weiteres bewältigen können. Zweitens: Wir brauchen klare und planbare Strategien dafür. Wir brauchen gute, einheitliche und gleichsinnige Kommunikation. Wir müssen klare Ansagen bekommen. Wann soll wer geimpft werden. Dann braucht es natürlich Impfstoff. Das sollte kein Problem sein, wenn man die Verfügbarkeit von Impfstoffen anguckt. Und eine technische, aber ganz wichtige Lösung muss her, was Einzeldosen angeht. Zurzeit kommen die Impfstoffe in Vials. Wenn man das Vial aufmacht, dann hat man mehrere Impfstoffe fünf bis sieben oder sogar zehn Dosen geöffnet. Wenn man dann aber so Einzelimpfungen vornimmt, dann kommt es abends dazu, dass man die restlichen Impfstoffe verwerfen muss. Das heißt, wir brauchen von der Industrie dringend Einzeldosen.“
Sollten aus Ihrer Sicht auch alle Kinder geimpft werden?
Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KBV
„Ja, das ist fast eine beängstigende und erschreckende Diskussion, die hier geführt wird, denn man muss befürchten, dass die Kinder wieder unter die Räder kommen. Die Daten zeigen, dass Kinder und Jugendliche an Corona ganz, ganz selten schwer erkranken oder gar sterben. Das heißt, deren individuelles Risiko ist minimal, absolut minimal und wir haben sehr viele andere Krankheiten im Kindes- und Jugendalter, Viruserkrankung, die auch in den Schulen grassieren und deretwegen wir nicht impfen, weil Komplikationen extrem selten sind. Das schicke ich voraus. Das Zweite ist, dass man natürlich Altersgruppen von 18 bis 59 in einer Altersgruppe packt, statistisch völlig sinnlose Daten rauskommen, da natürlich das Risiko eines 59-Jährigen 2000-mal höher ist als eines 18-Jährigen ernsthaft zu erkranken. Ja, es gibt Impfstoff, der ab 12 zugelassen ist. Es gibt noch keinen Impfstoff für Jüngere und es gibt eine Empfehlung der STIKO, die wir für vollkommen sinnvoll und richtig halten. Angesichts der im Augenblick vorhandenen wissenschaftlichen Erkenntnisse. Und es ist eher ärgerlich, wenn die Politik sich da einmischt, denn die Empfehlungen sollten hier ausschließlich medizinisch getriggert sein und nicht politisch. Das Versagen in Schulpolitik oder in Planung kann ich ersatzweise dazu führen, dass man dann durch die Hintertür eine Impfpflicht für Schüler einführt. Der zweite große Grund zum Impfen wäre Herdenschutz, Herdenimmunität. Der ist, wie wir wissen, spätestens seit der Delta Variante mit einer Impfung überhaupt nicht zu erreichen. Es gibt keine sterile Immunität, also kann es nur darum gehen, dass man alle diejenigen, die geschützt werden müssen, weil sie ein hohes Risiko haben, einen aufwandarmes, ein hindernisarmes Impfangebot bekommen haben und das wird bis zum Ende der Schulferien der Fall sein, sodass jeder, der sich schützen will und schützen muss, sich schützen kann. Es ist nicht notwendig, die Kinder zu impfen, um das zu erreichen. Darüber hinaus müssen Kinder geimpft werden, wenn sie schwer krank sind, immunsupprimiert erkrankt sind, chronisch krank sind. Das ist Gott sei Dank nur bei wenigen der Fall. Diejenigen Kinder wissen das bzw. die behandelnden Ärzte. Die Familien wissen das und die sollten und müssten geimpft werden und das geht, soweit sie über 12 Jahre sind, auch mit dem vorhandenen Impfstoff. Für jüngere Kinder wäre das zurzeit noch off-label.“
Erste Studien zeigen, dass Auffrischungsimpfungen gegen Corona nur bei bestimmten Patientengruppen sinnvoll sind.
Für wen diese Impfungen in Frage kommen und welche Vorbereitungen nötig sind erklärt Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KBV, im Interview.