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Hygienemaßnahmen in Arztpraxen: Müllproduktion durch pragmatische Vorgaben reduzieren

Rund 5 Prozent des gesamten Rohstoffkonsums entfallen in Deutschland auf den Gesundheitssektor. Im ambulanten Bereich stellt sich die Frage nach einer effizienteren Ressourcenverwendung dabei unter anderem mit Blick auf die Hygienemaßnahmen. Dies geht aus einem von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) in Auftrag gegebenen Gutachten zum effizienten Ressourceneinsatz bei Hygienemaßnahmen in der Arztpraxis hervor.

Berlin, 10. April 2025 – „Das Thema Hygiene wird immer wichtiger – auch in Arztpraxen“, erklärt Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KBV. Herausforderungen wie die Coronapandemie und resistente Keime, aber auch das ambulante Operieren führen dazu, dass die Anforderungen an Hygienemaßnahmen zunehmen. „Denen kommen die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen selbstverständlich nach. Gleichzeitig werden sie aber auch mit Vorgaben konfrontiert, die für die Krankenhäuser gelten und nicht 1:1 auf die Gegebenheiten in den Arztpraxen übertragen werden können. Es ist für den effizienten Einsatz von Ressourcen von entscheidender Bedeutung, dass die Besonderheiten der Praxen berücksichtigt werden. Nur so können die Niedergelassenen bei dem wichtigen Thema Hygiene auch ressourcenschonend arbeiten.“

„Klar ist, dass der Ressourcenverbrauch gesenkt werden muss. Im Rahmen der derzeitigen Verordnungen sind Einsparungen durchaus möglich. Doch das zunehmend enger geschnürte Regelkorsett sorgt dafür, dass die Niedergelassenen in ihren Arztpraxen enorm viel Müll produzieren müssen“, so Hofmeister. „Hier brauchen wir dringend pragmatische Vorgehensweisen, um die enorme Ressourcenverschwendung in den Griff zu kriegen.“

Auch die föderale Vielfalt und die Unübersichtlichkeit der zahlreichen Vorgaben der Hygienegesetzgebung erschwere den Niedergelassenen ihre Arbeit zusätzlich, hier bestehe ein erheblicher Anpassungsbedarf, sagt Hofmeister. „Generell gilt: Ständig neue Anforderungen und praxisferne Bestimmungen rauben den Niedergelassenen wichtige Zeit für ihre Patientinnen und Patienten. Auch beim Thema Hygiene müssen wir dringend Bürokratie abbauen und die Rahmenbedingungen für die Ärztinnen und Ärzte verbessern“, ergänzt Hofmeister.

Die KBV hat das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI im Sommer 2024 mit einem Gutachten beauftragt. Das ISI ist dabei der Frage nachgegangen, ob aus Sicht von ärztlichem und nicht-ärztlichem Praxispersonal in Bezug auf die geltenden Hygieneanforderungen der Länder und der Kommission für Infektionsprävention in medizinischen Einrichtungen und in Einrichtungen und Unternehmen der Pflege und Eingliederungshilfe (KRINKO) Spielräume für Anpassungen bestehen, wie Praxen notwendigen Hygieneanforderungen weiter gerecht werden und zugleich Ressourcen effizienter einsetzen und verbrauchen können.

Zu diesem Zweck haben die Expertinnen und Experten nicht nur die einzelnen Medizinhygieneverordnung (MedHygVO) der Länder analysiert, sondern unter anderem eine Online-Befragung durchgeführt. Dabei konnten Ärztinnen und Ärzte sowie medizinische Fachangestellte ihre Einschätzung über die Angemessenheit der MedHygVO in Bezug auf die eigene Praxis teilen. Abgefragt wurde zudem die Verständlichkeit der jeweiligen Hygieneverordnung und anderer genutzter Informationsquellen. Eine fachliche Beratung erfolgte durch das Gesundheitsamt Karlsruhe. Das Projekt lief von Juli bis Dezember 2024.

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