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PraxisNachrichten: Hinterher ist man immer schlauer

Interview mit Dr. Stephan Hofmeister zu den Eckpunkten des BMG für eine Notfallreform

Eckpunkte zur Notfallreform mit positiven Ansätzen

18.01.2024 - Die Diskussion um die Notfallreform nimmt Fahrt auf. Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach stellte am Dienstag seine Eckpunkte vor. Diese sehen unter anderem eine engere Vernetzung der 116117 und der 112 sowie den Aufbau von integrierten Notfallzentren vor. Einen Tag zuvor hatten sich der Marburger Bund, die KBV und der Hausärztinnen- und Hausärzteverband für eine umfassende Notfallreform ausgesprochen und ihre gemeinsam erarbeiteten Vorschläge vorgelegt. 

Die KBV sieht in den von Lauterbach vorgelegten Eckpunkten „Licht und Schatten“. Sie enthielten neben versorgungsfernen Ideen einige positive Punkte, sagte der stellvertretende KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Stephan Hofmeister in einem Video-Interview. 

So werde der zusätzliche Finanzierungsbedarf zumindest angesprochen. Positiv sei ferner, dass die Öffnungszeiten der Bereitschaftsdienstpraxen auf realistischere Zeiten eingrenzt werden sollen und von diesen abgewichen werden könne, wenn an einem Standort der Bedarf nicht so hoch sei, hob Hofmeister hervor.

Hofmeister: Patientensteuerung ist unerlässlich

Auch der Vorschlag, einen ärztlichen Rufbereitschaftsdienst zu schalten, der nicht regional verortet sein muss, stößt auf Zustimmung. So könnten Spitzenzeiten gut abgepuffert werden. „Auch das ist sicher eine richtige Entwicklung“, betonte Hofmeister. 

Richtig sei der Ansatz einer verbesserten Patientensteuerung. Dies sei im Bereich der Akut- und Bereitschaftsdienste sowie in der Notfallmedizin unerlässlich. Den Bürgerinnen und Bürgern müssten Angebote unterbreitet werden, „die intuitiv leiten“, betonte der KBV-Vize und fügte hinzu: „Denn alles für alle, jederzeit, das können wir nicht vorhalten.“

Fahrender Dienst 24/7 ist „nicht zu stemmen“

Änderungsbedarf sieht Hofmeister vor allem bei dem Punkt, rund um die Uhr einen fahrenden Notdienst vorhalten zu wollen, der die Patientinnen und Patienten bei Bedarf zu Hause aufsucht. Das sei personell, selbst wenn es bezahlt würde, „nicht zu stemmen“ – auch nicht mit Ersatzpersonal, das es genauso wenig gebe. 

Aus Sicht des KBV-Vorstands wird die Notfallreform nicht ohne Krankenhausreform funktionieren. Denn wenn Integrierte Notfallzentren (INZ) eingerichtet werden sollen, müsse klar sein, wie viele es geben solle und wo. „Und es ist offensichtlich, dass nicht an allen jetzt bestehenden Krankenhäusern INZ möglich sind. Das ist auch personell in keinster Weise zu leisten und auch nicht notwendig“, stellte Hofmeister klar. 

Gemeinsames Positionspapier von Ärzteverbänden 

Zu dem Positionspapier von Marburger Bund, Hausärztinnen- und Hausärzteverband und KBV sagte der Vorstandsvize, es fasse zusammen, was aus ärztlicher Sicht für eine umfassende Reform notwendig sei. Neben einer besseren und verbindlicheren Steuerung der Patientinnen und Patienten fordern die Verbände unter anderem einen zielgerichteteren Einsatz der immer knapper werdenden personellen und finanziellen Ressourcen. Das Positionspapier wurden von den Verbänden gemeinsam erarbeitet. Es wird vom Spitzenverband Fachärzte Deutschlands und dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen unterstützt.
 

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