Bürokratietreiber formfreie Kassenanfragen: Neuer Bericht liefert Vorschläge
03.04.2025 - Formfreie Anfragen von Krankenkassen oder dem Medizinischen Dienst gehören zu den größten Bürokratietreibern in Arztpraxen. Vorschläge, wie sich das ändern ließe und wie auch die Kassen profitieren könnten, haben die KBV und die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe gemeinsam mit dem dortigen Medizinischen Dienst und der Barmer Ersatzkasse erarbeitet.
Konkret geht es um Anfragen, die auf selbstgestalteten Formularen in den Praxen eingehen und dort für viel Arbeit und Unsicherheit sorgen. In dem jetzt veröffentlichten Bericht listet die Arbeitsgruppe die Probleme auf und zeigt, wie sich der Aufwand reduzieren ließe. Zum Beispiel bekämen Ärzte nicht selten Anfragen von unterschiedlichen Stellen zu ein und demselben Sachverhalt. In anderen Fällen lägen die gewünschten Daten den Krankenkassen bereits vor oder die Praxen seien die falschen Adressaten.
Steiner drängt auf umfangreichen Bürokratieabbau
„Die Zahl der Anfragen und der damit verbundene hohe zeitliche Aufwand für die Praxen muss deutlich reduziert werden“, forderte KBV-Vorstandsmitglied Dr. Sibylle Steiner. Zu den Vorschlägen der Arbeitsgruppe sagte sie: „Wir begrüßen das gemeinsame Vorgehen und die konstruktive Zusammenarbeit an dieser Stelle.“ Neben den Handlungsansätzen für die Selbstverwaltung sei auch der Gesetzgeber gefordert und müsse die Voraussetzungen für einen effizienteren Informationsaustausch schaffen.
In diesem Zusammenhang verwies Steiner auf die Lösungsansätze für einen umfangreichen Bürokratieabbau in der ambulanten Versorgung, die die KBV im Sommer 2023 vorgestellt hatte. „Auch in vielen anderen Themenbereichen haben wir bereits konkrete Vorschläge gemacht, wie der bürokratische Aufwand in den Arztpraxen reduziert werden kann. Diese liegen beim Bundesgesundheitsministerium auf dem Tisch. Es wird Zeit, dass sie umgesetzt werden.“
Vereinheitlichung der Anfragen
Für einen besseren Informationsaustausch zwischen Praxen, Krankenkassen und Medizinischen Diensten macht die Arbeitsgruppe konkrete Vorschläge. Eine verpflichtende Vereinheitlichung der Fragebögen würde es den Praxen erleichtern, verstärkt mit Textbausteinen aus ihrem Praxisverwaltungssystem zu arbeiten. Derzeit unterschieden sich sowohl die Anfragen der Krankenkassen als auch die der Medizinischen Dienste – auch dann, wenn der gleiche Sachverhalt abgefragt wird. Dies werde als besonders belastend empfunden.
Darüber hinaus sollten die Krankenkassen gesetzlich ermächtigt werden, ihnen vorliegende Patientendaten und Informationen intern breit zu nutzen. Bislang erhebt eine Krankenkasse Informationen aus Datenschutzgründen häufig mehrfach, da die Mitarbeitenden nicht auf alle Informationen zurückgreifen dürfen, die in anderen Arbeitsbereichen bereits vorliegen. Die erneute Erhebung der Informationen über die Arztpraxis erzeuge unnötige Aufwände und verlagere die datenschutzrechtliche Problematik von der Krankenkasse in die Praxis, kritisiert die Arbeitsgruppe.
Anfragen an die richtigen Adressaten
Zielgerichtetes Adressieren von Anfragen ist nach Ansicht der Autoren eine weitere Maßnahme, die Belastung für Praxen zu reduzieren. Häufig müssten sich Ärztinnen und Ärzte zu nichtmedizinischen Fragestellungen äußern, beispielsweise zu technischen Anfragen zum verordneten Hilfsmittel. Bei solchen Fragen sollten sich die Krankenkassen an die Hilfsmittelerbringer oder das Sanitätshaus wenden. Bei Fragen zur pflegerischen Versorgung der Versicherten sowie zu deren Alltagskompetenzen seien die jeweiligen Pflegedienste geeignete Ansprechpartner.
KBV für weniger Bürokratie in der ambulanten Versorgung
Zum Bürokratieabbau in der ambulanten Versorgung hatte die KBV im Sommer 2023 ein Bündel von Vorschlägen an das Bundesgesundheitsministerium übermittelt (siehe Themenseite). Einige Vorschläge hatte das Ministerium danach in sein Eckpunktepapier für ein Bürokratieabbaugesetz im Gesundheitswesen aufgenommen. Allerdings wurde das Gesetz bis heute nicht beschlossen. Nach dem Aus der Ampel-Koalition appelliert die KBV an die neue Bundesregierung, den Bürokratieabbau endlich auch für die Praxen anzugehen.