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Priv. Doz. Dr. Christoph Aletsee

Hauptproblem der fachärztlichen Versorgung sehen wir darin, dass wir mit den falschen Patienten oder von den falschen Patienten überrannt werden. Das sind Patienten, die einmal eine schlechte Gesundheitsbildung haben, deswegen wegen Banalitäten schon zum Arzt allgemein gehen. Und dann das Problem, dass der hausärztliche Sektor aufgrund der Nachwuchsprobleme, der auch im fachärztlichen Sektor besteht, aber da jetzt schon angekommen ist, nicht adäquat versorgt werden können und deswegen mit Banalitäten in unsere Praxen kommen. Dadurch verstopfen sie unsere Praxen und die eigentliche Aufgabe des fachärztlichen Sektors wird so gar nicht mehr erfüllt werden können.

Dr. Anja von Buch

Zunehmende Sorgen macht uns der Fachkräftemangel. Vor allen Dingen haben wir Angst, dass uns unsere MFA von anderen Playern im System abgeworben werden. Da wir mit den Lohnerhöhungen nicht mithalten können, die ansonsten im Moment geboten werden.

Dr. Karsten Bunge

Als Kardiologe betreue ich mit meinem Praxisteam viele Patienten schon seit Jahren engmaschig. Es macht Spaß zu sehen, wie diese Patienten vom medizinischen Fortschritt profitieren. Es ist sehr traurig zu sehen, dass diese umfangreiche ambulante Tätigkeit von der Gesundheitspolitik nicht richtig wertgeschätzt wird.

Dr. Florian Elgeti

Angesichts einer Flut politischer Parolen und Gesetze, die von oben herab Leistungen ohne Limit und in allen Lebenslagen versprechen, ohne diese Versprechen auch zu bezahlen, werden wir von Beteiligten zu Betroffenen einer aktionistischen Politik degradiert. Als Ärzte wollen wir alle Patienten versorgen. Als Praxis-Teilhaber frage ich mich, aber wie? Wenn Energiekostenzuschüsse ein Jahr zu spät und als Mogelpackung daherkommen, wenn unsere Kostensteigerungen durch Großgeräte und Gehälter nicht auf der Honorarseite wieder hereinkommen, wenn die Kosten der Digitalisierung auf die Ärzteschaft abgewiegelt werden und wenn immer mehr hochspezialisierte Leistungen in den ambulanten Sektor verlagert werden, ohne diese auch zu bezahlen. Wir brauchen jetzt Inflationsausgleich und Entbudgetierung. Wir brauchen mehr Beteiligung und eine ausreichende Finanzierung, insbesondere bei Digital-Projekten.

Dr. Michael Emken

Ich mache meinen Job immer noch sehr gerne und ich war eigentlich immer stolz darauf, in einem der besten Gesundheitssysteme der Welt arbeiten zu dürfen. In den letzten Jahren fängt dieses Gesundheitssystem an zu bröckeln. Wir sehen an verschiedenen Stellen, dass die Dinge schlechter werden, dass die Dinge nicht mehr so gut ineinandergreifen. Ja, und dass die Patienten vor allen Dingen auch unzufriedener werden. Wir haben aktuell das Problem mit den Lieferschwierigkeiten bei den Medikamenten, was ein großes Problem da ist. Wir haben lange Wartezeiten auf Facharzttermine, viele Patienten finden keine keine betreuenden Ärzte mehr, Ärzte, die aufhören, finden keine Nachfolger und die jungen, nachwachsenden Ärzte, die suchen eine Tätigkeit in anderen Bereichen. Ich finde schon, dass man sich fragen muss: Warum ist das so? Was geht hier schief? Und die Kosten explodieren an allen Ecken. Geld ist gefühlt immer knapp. Was ist zu tun? Was muss passieren, damit dieses System mindestens wieder so gut funktioniert wie früher und den veränderten Umgebungsbedingungen besser standhalten kann? Meiner Meinung nach sind wir an einem Punkt angekommen, wo ein mutiger Schritt in Richtung Primärarzt-System passieren müsste. Wir haben das Problem, dass viele Leistungen an falschen Stellen erbracht werden. Wir haben Schwierigkeiten, dass die Dinge nicht gut ineinandergreifen, dass die Informationen nicht beim Hausarzt landen, die er eigentlich braucht, um seinen Patienten gut betreuen zu können. Meines Erachtens muss es der Hausarzt oder der Kinderarzt sein, der seine Patienten regelmäßig betreut und der dann gemeinsam mit dem Patienten festlegt, wie der weitere Weg durch das Gesundheitssystem passieren muss.

Dr. Verena Gall

Meine Stimmung, die Praxis-Zukunft betreffend, ist durchaus durchwachsen. Ich sehe uns vor riesigen Herausforderungen, gerade jetzt mich als doch eher jüngere Vertreterin der niedergelassenen Ärzteschaft, macht schon große Sorge, dass jetzt so viele Kollegen in doch sehr naher Zukunft ihre Praxen aufgeben werden. Und ich frage mich, wie können wir diese wachsende Anzahl gerade auch von schwerkranken, multimorbiden Patienten weiter stemmen? Gleichzeitig auch als Mutter treibt mich da um, wie sollen auch meine Kinder, wenn die ins Berufsleben gehen, wenn es nur noch so wenige Einzahler in die sozialen Sicherungssysteme gibt, das alles stemmen, auch das, was der Medizinbetrieb aktuell einfach auch an Geld benötigt, um eine gute Versorgung der Menschen sicherzustellen.

Dr. Dagmar Haase

Am allermeisten ärgert mich im Moment, dass die Politik überhaupt kein Verständnis für die ambulante Medizin hat und die Kostensteigerung auf der gesamten Linie nicht beachtet. Krankenhäuser haben Unterstützungen aus Bundes- und aus Landesmitteln in Millionenhöhe bekommen. Die sollen sie bekommen, um die Investitionskosten zu decken und auch die Gehälter zu bezahlen. Aber die ambulante Medizin kann nicht vergessen werden. Der EBM bildet unsere Leistungen - Ich arbeite als Chirurgin operativ, ich koloskopiere. Wir sind ein sehr kostenintensives Fach. Und das, was wir im Moment für unsere Leistungen auch in der außerbudgetären Schiene bekommen, ist keinesfalls kostendeckend. Zusätzlich würden wir gern unseren Mitarbeitern ebenfalls einen Inflationszuschlag zahlen. Wir werden und müssen einen Weg dafür finden, weil unsere Mitarbeiter das mehr als verdient haben. Und ich denke, dass man überlegen muss, wenn es dort nicht zu einer Veränderung und zu einer Verbesserung der Kostenstrukturen kommt, werden bestimmte Leistungen nicht mehr angeboten werden können, weil die Kosten sich nicht mehr rentieren. Und Leidtragende aus dieser Situation sind wieder unsere Patienten, die eh schon für Facharzttermine lange Wartezeiten haben. Endoskopien mittlerweile mehrere Monate, Kardiologie-Termine mehrere Monate. Das sind alles Fachgebiete, die kostenintensiv und natürlich mit einer hohen Geräte-Investition, modernen Geräten arbeiten.

Dr. Cathérine Hetzer-Baumann

Ich bin Anfang 40, Haus- und Landärztin aus Leidenschaft. Unsere Praxis-Teams arbeiten aufopferungsvoll und versuchen trotz aller Widrigkeiten, eine qualitativ hochwertige Patientenversorgung weiter aufrechtzuerhalten. Jedoch als Niedergelassene sind wir auch Unternehmer. Wir brauchen Einnahmen-Sicherheit und insbesondere die Möglichkeit, diese an Veränderungen wie zum Beispiel die Inflation anpassen zu können. Das ist aktuell nicht möglich. Wir erhalten unser Geld erst Monate später als eine variable unsichere Vergütung in einem veralteten GKV-Abrechnungssystem. Das ist absolut nicht mehr zeitgemäß. Wir brauchen endlich eine wertschätzende, leistungsgerechte und planbare Vergütung und dazu gehört auch die Entbudgetierung.

Dr. Peter Hück

Zur Frage des Nachwuchses muss man eindeutig sagen, dass wirklich schon zu wenig Nachwuchs vorhanden ist. Nicht erst droht, sondern wirklich schon da ist. Im hausärztlichen Bereich haben wir viele Bereiche, viele Gegenden, die kaum noch nachbesetzt werden können. Es ist in einigen Bereichen bei uns schon eine echte Unterbesetzung da und die Kassenärztliche Vereinigung muss mit eigenen Einrichtungen dagegensteuern. Auch die ersten fachärztlichen Bereiche sind unterversorgt. Dermatologie, HNO zum Beispiel. Ein großes Problem stellt die Zahl der Studenten dar. München zum Beispiel kann man seit Jahrzehnten nur noch im Wintersemester zu studieren beginnen. Als ich studiert habe, waren wir im Sommer- und Wintersemester jeweils 800. Die fehlen jetzt. Und das wirkt sich auf Dauer natürlich für ländliche Bereiche sehr kritisch aus.

Dr. Sabine Köhler

Neurologische und psychiatrische Versorgung erfolgt ambulant. Ganz, ganz selten brauchen wir stationäre Versorgungsstrukturen. Aber wir müssen sagen, dass die Versorgungsdichte in diesen Fächern in den vergangenen Jahren enorm zugenommen hat. Allein durch die Selbstausbeutung der Ärztinnen und Ärzte kann die Behandlung von Patienten mit neurologischen und psychischen Erkrankungen noch gut aufrechterhalten werden. Für eine Weiterentwicklung dieser Versorgung brauchen wir neue Strukturen. Wir brauchen vernetzte Versorgung, die Ressourcen freisetzt, um noch mehr Patienten gerecht behandeln zu können. Und dann muss natürlich das Vergütungssystem so verändert werden, dass die Kosten, die anfallen, tatsächlich bezahlt werden. Gesundheitskioske rauben uns an dieser Stelle Ressourcen, die wir dringend für die Behandlung der Patientinnen und Patienten medizinisch psychotherapeutisch benötigen. Wir fordern Sie auf, in die Entscheidungen politisch Expertinnen aus der Praxis einzubeziehen. Denn Versorgung kann nicht am Schreibtisch geplant werden.

Dr. Dietmar Kramer

In meiner psychotherapeutischen Praxis brauche ich eine Atmosphäre, wo sich meine Patienten mir anvertrauen können, wo sie alles sagen können und sicher sein können, dass es in diesen vier Wänden bleibt. Mir macht es Angst, wenn ich die Gesetzesvorhaben auf deutscher und auf europäischer Ebene sehe, wo Daten an Investoren, an Wissenschaft und Forschung verkauft werden sollen, wo Daten zentral gesammelt werden sollen und abfließen können. Herr Minister Lauterbach, bitte schützen Sie die Daten der Patienten. Bitte machen Sie Psychotherapie weiterhin möglich.

Dr. Dennis Kramkowski

Wir müssen leider konstatieren, dass für uns die Hütte brennt. Aufgrund der Kostensteigerungen und der fehlenden Vergütungssteigerung sehen wir erhebliche Probleme bei der Entlohnung unseres Personals. Bei der dringenden Investition in Neuanschaffung und damit einer vernünftigen und langfristig gesicherten Patientenversorgung.

Dr. Petra Lattmann

Sehr geehrter Herr Lauterbach, ich bin Hausärztin aus Überzeugung und mit Leidenschaft. Im Team betreuen wir täglich eine hohe Anzahl von Patienten. Für alles dies bekommen wir eine hohe Wertschätzung von unseren Patienten, die froh und dankbar sind, dass wir für sie da sind. Warum bekommen wir diese Wertschätzung nicht von Ihnen, Herr Lauterbach? Vollmundig sprechen Sie von Verbesserungen, preisen Entbudgetierung und Entbürokratisierung an. Sie sagten, Sie bewegen sich für die Freiberuflichkeit. Leider spüren wir dies in den Praxen überhaupt nicht. Die Entbudgetierung ist nur ein Schritt und liegt derzeit für eine einzige Berufsgruppe vor. Bei den Honorarverhandlungen für 2023 haben Sie widerstandslos hingenommen, dass die Krankenkassen uns ernstgemeinte 0 % angeboten haben, aus denen im Schlichterspruch 2 % wurden. Keinesfalls genug, um die Tariferhöhungen der Angestellten zu denken. Ganz zu schweigen von einem auch nur annähernden Inflationsausgleich. Ich bin Praxis-Manager, Personalleiter, Geschäftsführer und Chefarzt in einem und leiste auf allen Posten hervorragende Arbeit. Dies muss von der Politik endlich gewürdigt werden.

Dr. Denise Lundershausen

Es ist eben einfach nicht fünf vor zwölf, sondern ist schon weit nach zwölf. Die Sicherstellung der ambulanten Versorgung ist hochgradig gefährdet. Medizinische Fachangestellte, Ärzte und Ärztinnen sind hochmotiviert, mit ihren Patientinnen und Patienten qualitativ hochwertig und wissenschaftlich fundiert zu arbeiten. Aber die gesellschaftliche Wertschätzung erleben wir nicht. Wir sind verantwortlich für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir beklagen einen Fachkräftemangel. Wir müssen rasant steigende Kosten für den Lohn, für Hygiene, für Instrumente, für Energie schultern. Wir wollen gerne die Nachfrage nach schnellen Terminen auch unter hohem Kraftaufwand und mit physischem und materiellem Einsatz erfüllen. Aber es geht einfach nicht mehr. Und deshalb fordern wir eine sichere, adäquate Finanzierung und Entbudgetierung, die Gesundheitserziehung der Patientinnen und Patienten, um die vorhandenen Ressourcen angemessen einzusetzen.

Dr. Christian Messer

Das geht nicht, dass man den ambulanten Ärztinnen und Ärzten das Geld streicht und gleichzeitig verlangt, dass sie die gleiche Versorgung aufrechterhalten. Wir wollen unsere MFAs, wir wollen unsere Fachkräfte, alle, die bei uns arbeiten, gut bezahlen. Wir wollen auch den Inflationsausgleich bezahlen. Es ist ein Unding, dass die MFAs ausgenommen waren von der Corona-Pauschale. Das ist etwas, was mich immer noch nachhaltig ärgert, da es hier ein expliziten Ausschluss gab von einer Berufsgruppe, die wirklich sehr vergleichbar ist mit dem, was die, was auch in den Kliniken geleistet wurde. Wir haben im ambulanten Sektor 19 von 20 Corona-PatientInnen behandelt und das braucht auch eine Wertschätzung durch die Politik, aber auch eine finanzielle Wertschätzung. Und das ist eigentlich unerhört, dass das die Politik explizit verweigert hat.

Dr. Kristina Ott

Ich bin hausärztliche niedergelassen und war während der Corona Pandemie Versorgungs-Ärztin, habe da unser Gesundheitssystem als sehr gut und sehr effizient kennengelernt und ich glaube, das ist wichtig, dass wir das einfach erhalten. So wie es momentan politisch läuft, sehe ich das nicht kommen und wir ambulante Versorger werden zum Beispiel in die Entscheidungen überhaupt nicht mit einbezogen. Wenn wir nur mal das Beispiel IMVZs sehen, Investorgestützte MVZs. Wir haben hier immer wieder Urlauber, die uns besuchen in der Praxis wegen Kleinigkeiten, die dann sagen: Ach ja, meine Hausärztin ist gerade in Rente gegangen und da ist jetzt so ein großes MVZ an vier Standorten, die das übernommen hat. Wir haben keine Hausbesuchs-Möglichkeiten mehr, alles läuft nur noch übers Internet und Videosprechstunde. Damit kennen wir uns nicht aus. Da haben wir Angst, da fühlen wir uns nicht gut versorgt. Und genau die Entwicklung, die müssen wir verhindern. Wir als Ärztinnen meiner Generation sind da. Wir sind bereit, wir wollen arbeiten, wir können arbeiten, wir haben auch Nachwuchs. Aber wir brauchen bitte von der Politik die Unterstützung, dass dieses System jetzt auch weiterentwickelt wird, dass keine Parallelstrukturen entstehen, die irgendwann dazu führen, dass die Gesundheit einfach nur noch ein Rendite-Objekt ist.

Dr. Ilka Petersen-Vollmar

Wir sind hier in einer großen allgemeinmedizinischen Hausarztpraxis und ich bin jetzt seit 20 Jahren niedergelassen. Und ich muss sagen, in den letzten Jahren ist die Anforderung an uns sowohl von der Politik als auch von den Patienten enorm groß geworden. Patienten werden immer anspruchsvoller und sehen Fernsehsendungen, weswegen dann erst mal ganz viele in die Praxis kommen. Es muss immer alles sofort sein. Wir sind wirklich am Limit. Wir können das nicht mehr leisten. Es ist tagein, tagaus. Jeder nimmt sich selber sehr, sehr wichtig und sagt, mein Anliegen ist jetzt besonders wichtig, ich muss akut zu Frau Doktor. Und wenn sie dann mir hier gegenübersitzen, kommt raus, dass es gar nichts Akutes ist. Also Patienten werden auch frech und übergriffig, indem sie Arzthelferinnen belügen, um schnell an einen Termin zu kommen. Wir arbeiten, also ich arbeite im Schnitt 50 bis 60 Stunden die Woche, weil neben der Sprechstunde, die man hier tagein, tagaus immer länger macht als draußen angegeben, auf dem Praxis-Schild, mit den ganzen Bürokratie-Sachen einfach nicht fertig werden. Ich bin jeden Sonntag hier noch mal 3 bis 4 Stunden, um Renten-Anträge, Reha-Anträge, Arbeitsamts-Anfragen, Anfragen der Krankenkassen usw. zu beantworten. Und dafür muss man sich auch schon mal ein bisschen konzentrieren. Das kann man nicht so nebenbei. Dann bieten wir auch regelmäßig die Telefon-Sprechstunde an, um den Patientenstrom etwas zu lenken, denn wir können nicht jeden Befund, den wir besprechen wollen, wieder mit einem persönlichen Kontakt bedienen. Wir nutzen auch die Video-Sprechstunde, um einfach die Zeiten zu ökonomisieren. Aber, also, es wird schwer, da jetzt, ich bin jetzt 60 Jahre alt geworden dieses Jahr und es wird schwer, jetzt einen Nachfolger irgendwann zu finden. Ich werde noch einige Jahre natürlich arbeiten, weil es Spaß macht. Es ist mein Herzensberuf, aber die jungen Kollegen wollen einfach weniger arbeiten, wollen nichts mit Bürokratie zu tun haben, wollen nur den Patienten versorgen, geschweige denn, sich um TI zu kümmern. Die ganze Digitalisierung ist ja alles schön und gut, aber wir müssen alles zusätzlich extra machen außerhalb unserer Arbeitszeiten. Wir haben jetzt auch das elektronische Rezept noch zusätzlich, was das wieder für einen bürokratischen Aufwand erfordert. Mit dem Softwarehaus sprechen. Jede Innovation, die von außen kommt, die uns aufgedrückt wird, ist mit zusätzlicher Arbeit verbunden. Und dass junge Kollegen das nicht mehr machen wollen, das ist mir verständlich. Also da muss sich unbedingt irgendwas ändern.

Dr. Ines Perrone

Ich sage mal, das Finanzielle ist natürlich auch noch ein Punkt, dass man auch Angst hat vor finanziellen Nöten. Also, ich sage mal, gerade jetzt vielleicht auch mit der Neugründung der Praxis hat man erst mal hohe Investitionen und aber trotzdem die Unsicherheit, bin ich überhaupt in der Lage, so zu wirtschaften, dass ich das wieder abdecken kann. Es geht ja gar nicht um einen großen Gewinn jetzt für einen selber, sondern es geht ja darum, dass man seine Anschaffungen bezahlen muss, dass man die laufenden Kosten, dass man die Mitarbeiter bezahlen muss, dass man dem ja gerecht und natürlich dem Patienten auch gerecht werden muss in der adäquaten Behandlung. Und dass alles zu stemmen, ist, also es ist ein große Unsicherheit. Ich denke, es ist vor allem diese Unsicherheit, nicht nur, ob man dem psychisch gewachsen ist, sondern ob man dem auch mit den Mitteln, die einem zur Verfügung stehen, finanziell auch gewachsen ist.

Dipl.-Psych. André Podziemski

Sehr geehrter Herr Lauterbach, die Digitalisierung des Gesundheitssystems in Deutschland ist ein wichtiges und notwendiges Projekt, auch für uns Psychotherapeuten. Wir arbeiten jeden Tag im Gesundheitswesen mit einem unzuverlässigen und zeitraubenden IT-System. Viel Zeit, die wir für die Behandlung nutzen könnten, wird hier verschwendet. Und wie Sie wissen, ist der aktuelle Bedarf psychotherapeutischer Behandlung, auch bedingt durch die aktuellen gesellschaftlichen Belastungen, sehr hoch. Ihre spontane Finanzierungs-Anordnung in der TI hat in den psychotherapeutischen Praxen zusätzlich viel Unsicherheit ausgelöst. Zu den inflationsbedingten Kostensteigerungen und einer unglaublich niedrigen Honorar-Anpassung weit unter der Inflation ist für uns jetzt auch noch eine unsichere Finanzierung der TI hinzugekommen. Dieses Digitalisierungs-Projekt erfordert eine kooperative Zusammenarbeit von Ihnen und uns Psychotherapeuten, damit es auch für den psychotherapeutischen Bereich zu einer strukturierten, planbaren und fair finanzierten Umsetzung kommen kann. Lassen Sie uns gemeinsam die Digitalisierung des Gesundheitssystems gestalten. Vielen Dank, Herr Lauterbach.

Dr. Olrik Rau

Statt die zunehmende Unsicherheit der Kollegen zu mindern, wird den niedergelassenen Kollegen immer mehr zugemutet in Bezug auf Digitalisierung, Personalmangel, zunehmende Arbeitszeiten für Ärzte und Personal sowie stetig steigende Patientenzahlen. Gerade in Bezug auf die Digitalisierung wird statt Unterstützung Bestrafung angewandt. Und nichts anderes sind die Vorgaben zur Finanzierung der Kosten der TIS. Eine Kürzung auf 50 % bei Fehlen einer von vier Anwendungen, wo bereits jetzt keine Kostendeckung besteht, ist eine Zumutung. Wir arbeiten tagtäglich mit einer Telematik Infrastruktur, die unausgewogen und nur zum Teil funktionierend und fehlerbehaftet ist. Als Beispiel dafür doppelter Ausdruck der Arbeitsunfähigkeits-Bescheinigung. Und gleiches gilt für das eRezept. Genauso wenig erschließt sich mir der Gesetzesentwurf zur Schaffung von Gesundheitskiosken, die zulasten von Kommune und GKV und KV erstellt werden sollen. Ich fordere eine Reduzierung der Gesundheitspolitik auf wesentliche Aufgaben. Das sind Patientenversorgung, Unterstützung der Kollegen im Arbeitsalltag und das zu dementsprechenden Konditionen für unser Personal und unsere Ärzte.

Dr. Susanne Riediger

Meine ärztliche Tätigkeit war im letzten Jahr durch zeitraubende fehlerbehaftete und ineffektive digitale Anwendungen, die vom Gesetzgeber vorgeschrieben wurden, belastet. Aufgrund von nicht zu erfüllenden Anforderungen unseres Softwareanbieters mussten wir die Software wechseln. Sehr teuer, sehr zeitaufwendig, mit hohem Datenverlust und Einschränkungen im Praxisalltag. Ich finde es unmöglich, dass der Gesetzgeber nicht die Softwarefirmen bzw die Firmen, die in der Digitalisierung mitarbeiten, da zurate zieht und zur Kasse bittet, sondern es auf unseren Schultern austrägt.

Dr. Michael Schröder

Die Hütte brennt. Ich glaube, das kann man so sagen. Ich selbst bin immer ein optimistischer Mensch gewesen und ich bin mal in das System eingestiegen vor 20 Jahren und da bin ich im völligen Konsens mit meinen anderen Kollegen. Wir haben uns immer vorgenommen, das machen wir bis heute hin. Wir werden unser komplettes Fachgebiet anbieten und wir wussten am Anfang gar nicht, was bringt welche Untersuchung. Wir haben auch da gar nicht nach geguckt, sondern wir haben gemacht, was nötig ist und das, was sinnvoll ist, vor allem und da gibt es eben Non Profit Bereiche oder eben low Budget Bereiche. Das hat mich bisher nie interessiert. Aber jetzt müssen wir langsam auch darauf achtgeben und gucken, denn so ein Laden, der so groß wie unser, der kann natürlich nicht gegen die Wand gehen. Das wäre ja auch absolut Sünde. Und es gäbe auch keinen, der unsere Patienten auffängt.

Dr. Martin Seemann

Das Problem an der Digitalisierung, wie sie jetzt bei uns gelebt wird, ist, dass das Konzept noch unausgegoren ist. Das Konzept ist noch nicht fertig, ist noch nicht zu Ende gedacht. Es ist ein enormer bürokratischer Aufwand. Die Digitalisierung kostet sehr viel Geld, was auch wiederum ein Problem der ohnehin schon knappen Finanzierung darstellt. Und wir Niedergelassenen fühlen uns als Versuchskaninchen. Denn es werden Regeln und Gesetze erlassen vom Gesetzgeber. Wir müssen die irgendwie leben. Aber es gibt noch keine hinreichenden technischen Lösungen dafür. Wenn man das Beispiel nimmt des eRezeptes oder der elektronischen Krankmeldung. Die werden dann von Monat zu Monat immer weiter nach hinten geschoben, weil sie nicht richtig funktionieren. Und das ist etwas, was Unzufriedenheit schafft in den Reihen von uns niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten.

Dr. Anette Williamson

Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen brauchen dringend unsere Unterstützung. Hierfür ist Psychotherapie eine effektive und sehr wirksame Behandlungsmethode. Die aber auch einen hohen Qualitätsstandard erfordert. Für die Kosten für Weiterbildung, Fortbildung, Spezialisierung muss der Therapeut selbst aufkommen. Daher fordern wir eine deutlich höhere Vergütung für die Psychotherapie.

Dipl.-Psych. Ilka Zänker

Auch die Finanzierung der Weiterbildung für Psychotherapeuten ist völlig ungeklärt, was dazu führt, dass wir in der Praxis keine Nachfolger anstellen können, da wir ja nicht wissen, wie dies zu bezahlen ist. Wir müssten ungefähr das Dreifache arbeiten, um nur einen Ausbildungs-Teilnehmer, Weiterbildungs-Teilnehmer anzustellen. Das ist für uns unmöglich.