Logo-KBV

KBV Hauptnavigationen:

Sie befinden sich:

 
Stand 27.11.2023

Politik

Symbolbild Praxenkollaps

#PraxenKollaps - Praxis weg. Gesundheit weg.

Die flächendeckende, wohnortnahe und qualitativ hochwertige ambulante Versorgung in Deutschland steht auf dem Spiel – die Praxen stehen vor dem Kollaps. Die KBV und die Kassenärztlichen Vereinigungen haben mehrere Aktionen gestartet, um auf die Krise aufmerksam zu machen.

Ärzte, Psychotherapeuten, Praxispersonal und Patienten sind aufgerufen, die Aktionen zu unterstützen und die Politik zum Handeln aufzufordern.

Gesundheitsminister verspricht Verbesserungen

Nach mehrmonatigen Protesten der Ärzteschaft gibt es erste positive Signale. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach kündigte an, zeitnah einige der Probleme mit Gesetzesvorhaben angehen zu wollen. PraxisNachrichten vom 02.11.2023 

Petition – bis 20. Dezember mitzeichnen

Noch bis zum 20. Dezember kann die Petition „Vergütung für medizinische Leistungen – Verbesserung der Rahmenbedingungen für die ambulante Versorgung“ (ID 158622) unterzeichnet werden – online oder handschriftlich.

„Es ist fünf vor zwölf. Wenn die Politik nicht bald aktiv wird, wird es die medizinische Versorgung, so wie die Bürger sie schätzen, bald nicht mehr geben. Wir brauchen mindestens 50.000 Unterschriften, um unser Anliegen persönlich vortragen zu können“, betont der Vorstand der KBV.

Hier können Sie die vollständige Petition lesen:

Mit der Petition wird gefordert, die Rahmenbedingungen für die ambulante Versorgung zu verbessern. Derzeit steht die Sicherstellung dieser Gesundheitsversorgung in Deutschland auf dem Spiel. Die wohnortnahe, flächendeckende und qualitativ hochwertige ambulante Versorgung rund um die Uhr war ein Wert, der unser Land ausgezeichnet hat und den die Bürgerinnen und Bürger schätzten. Jetzt aber stehen die Praxen vor dem Kollaps, sie arbeiten bis zum Anschlag und ihre Kräfte gehen zur Neige. 

Begründung

Das ambulante System wird seit Jahren kaputtgespart, es fehlt massiv an Personal und der Bürokratieaufwand wird immer größer. Immer mehr Ärztinnen und Ärzte, Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten sowie Praxismitarbeitende resignieren und flüchten aus dem System.

Die Bundesregierung hat vielfach versprochen, die flächendeckende ambulante Versorgung zu stärken, bisher hat sie aber für die Stärkung der Praxen nichts getan. Stattdessen begegnet sie ihnen mit mangelnder Wertschätzung. Damit gefährdet sie akut die Sicherstellung der ambulanten medizinischen und psychotherapeutischen Versorgung der Menschen in unserem Land. 

Was brauchen die Praxen konkret, um weiterhin ihre Patientinnen und Patienten gut behandeln zu können?

  1. Eine tragfähige Finanzierung: Kostensteigerungen und Inflation müssen unmittelbar berücksichtigt werden.
  2. Die Abschaffung der Budgets: Praxen müssen für die Leistungen bezahlt werden, die sie täglich erbringen. 
  3. Die Umsetzung der Ambulantisierung: Mehr ambulante statt stationärer Operationen. Das erspart den Patientinnen und Patienten unnötige Krankenhausaufenthalte und dem Gesundheitssystem auf Dauer Kosten. Und es entlastet zusätzlich die Krankenhäuser.
  4. Eine sinnvolle Digitalisierung: Abläufe in den Praxen dürfen nicht zulasten der Versorgung und damit der Patientinnen und Patienten behindert werden, die Technik muss nutzerfreundlich und funktionsfähig sein.
  5. Mehr Weiterbildung in Praxen: Die ärztliche und psychotherapeutische Weiterbildung muss dort stattfinden, wo die Kolleginnen und Kollegen gebraucht werden.
  6. Weniger Bürokratie: Die Medizin muss im Vordergrund stehen und nicht der „Papierkram“.
  7. Keine Regresse: Medizinisch unsinnige Wirtschaftlichkeitsprüfungen gehören abgeschafft. Ärztinnen und Ärzte müssen ihren Patientinnen und Patienten das verschreiben dürfen, was medizinisch sinnvoll und notwendig ist - ohne befürchten zu müssen, verordnete Medikamente oder andere Leistungen später aus eigener Tasche bezahlen zu müssen.

Diese Veränderungen sind außerdem für die zukünftige Generation von Medizinerinnen und Medizinern sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten entscheidend, damit diese künftig wieder bereit ist, eine Praxis zu übernehmen oder zu gründen. 

Die ärztlichen Praxen bilden neben der von allen geschätzten wohnortnahen, niederschwelligen Versorgung auch ein wichtiges soziales regionales Netzwerk. Sie sind Versorger, Ansprechpartner, Arbeitgeber und Ausbildungsstätte. Diese bewährten Strukturen gilt es zu erhalten.

Gemeinsam setzen wir uns dafür ein, dass die Rahmenbedingungen für die ambulante Versorgung in diesem Sinne verbessert werden, damit auch in Zukunft Patientinnen und Patienten auf eine wohnortnahe, flächendeckende und qualitativ hochwertige Versorgung bauen können.

Machen Sie mit – unterstützen Sie die Petition

Online unterzeichnen

Der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages hat die Petition „Vergütung für medizinische Leistungen – Verbesserung der Rahmenbedingungen für die ambulante Versorgung“ (ID 158622) auf seiner Internetseite veröffentlicht. Sie kann hier bis zum 20. Dezember mitgezeichnet werden.

Hinweis: Um die Petition online mitzeichnen zu können, müssen Sie sich einmalig registrieren. Wenn Sie bereits registriert sind, können Sie sich mit Ihren persönlichen Zugangsdaten einloggen. Der Bundestag benötigt Ihre Daten, um sicherzustellen, dass Sie eine echte Person sind. Es besteht jedoch die Möglichkeit, die Petition unter Pseudonym zu zeichnen.

Handschriftlich unterzeichnen

Alternativ kann die Petition handschriftlich unterzeichnet werden.

Die KBV stellt eine Unterschriftenliste zum Ausdrucken bereit. Zudem gibt es Praxisaushänge, um auf die Petition aufmerksam zu machen. Die Vorlage „Hinweise zur Datenverarbeitung“ können für eventuelle Rückfragen von Patienten genutzt werden (siehe Kasten "Infomaterial fürs Wartezimmer").

So reichen Sie die Unterschriftenlisten ein

Praxen können die ausgefüllten Unterschriftenliste per Brief, als Scan per E-Mail oder Fax einreichen.

Postanschrift:
Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages
Platz der Republik 1
11011 Berlin

E-Mail: post.pet@bundestag.de

Fax: 030 227-36053

Achtung: Bei einem Postversand sollten die Unterschriftenlisten möglichst bis zum 15. Dezember versandt werden, damit sie rechtzeitig beim Petitionsausschuss eingehen und für das Erreichen des Quorums vom 50.000 mitgezählt werden können.

Infomaterial fürs Wartezimmer

Zero Pay Day – Beginn der unbezahlten Jahreszeit für Ärzte

Seit 15. November geht nach und nach das Geld für die vertragsärztliche Versorgung in diesem Jahr aus. Das heißt: Rund zehn Prozent der Behandlungen werden im Bundesdurchschnitt nicht vergütet. Anlässlich des Zero Pay Day fordert die KBV ein Ende der Budgetierung, damit auch Niedergelassene alle Leistungen vergütet bekommen.

Praxis-Befragung

Die KBV hat in Kooperation mit dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) eine Online-Befragung aller Vertragsärzte und -psychotherapeuten durchgeführt. Hierbei ging es um die aktuelle Lage der Praxen und was sie brauchen, um ihre Patienten angemessen versorgen zu können. Es war die größte Ärztebefragung seit über zehn Jahren. Die Ergebnisse werden im Dezember bekannt gegeben.

Mailing an Bundestagsabgeordnete

Unter www.praxenkollaps.info können Interessierte ihre Bundestagsabgeordneten suchen – über Postleitzahl, Wahlkreis oder Namen – und anschreiben. Auf die Weise können sie sich aktiv bei den politisch Verantwortlichen dafür einsetzen, dass nicht noch mehr Praxen schließen müssen, weil sie keine Nachfolger finden.

Praxen können ihre Patienten motivieren, sich an der Mailing-Aktion zu beteiligen. Dafür stellt die KBV ein Plakat zur Verfügung. Es kann kostenlos bestellt oder heruntergeladen und ausgedruckt werden.

Infomaterial fürs Wartezimmer

Das sind die Forderungen der Praxen an die Politik

Um den Praxenkollaps zu verhindern, hat die Ärzte- und Psychotherapeutenschaft in einer Krisensitzung am 18. August 2023 klare Forderungen an die Politik verabschiedet. Hunderte Niedergelassene, darunter die Delegierten der Vertreterversammlungen der KBV und der 17 Kassenärztlichen Vereinigungen, machten klar: So kann es nicht weitergehen! 

1. Tragfähige Finanzierung

Retten Sie die Praxen aus den faktischen Minusrunden und sorgen Sie für eine tragfähige Finanzierung, die auch in der ambulanten Gesundheitsversorgung insbesondere Inflation und Kostensteigerungen unmittelbar berücksichtigt!

2. Abschaffung der Budgets

Beenden Sie die Budgetierung, damit auch Praxen endlich für alle Leistungen bezahlt werden, die sie tagtäglich erbringen!

3. Ambulantisierung

Setzen Sie die angekündigte Ambulantisierung jetzt um – mit gleichen Spielregeln für Krankenhäuser und Praxen!

4. Sinnvolle Digitalisierung

Lösen Sie mit der Digitalisierung bestehende Versorgungsprobleme. Sorgen Sie für nutzerfreundliche und funktionstüchtige Technik sowie die entsprechende Finanzierung, und belassen Sie die datengestützte Patientensteuerung in ärztlichen und psychotherapeutischen Händen!

5. Mehr Weiterbildung in Praxen

Stärken Sie die ärztliche und psychotherapeutische Weiterbildung! Diese muss – um medizinisch und technisch auf dem aktuellen Stand zu sein – schwerpunktmäßig ambulant stattfinden. Beziehen Sie auch hier die niedergelassene Vertragsärzte- und Psychotherapeutenschaft ein!

6. Weniger Bürokratie

Schnüren Sie das angekündigte Bürokratieabbaupaket, damit wieder die Medizin im Vordergrund steht und nicht der „Papierkram“!

7. Keine Regresse

Schaffen Sie die medizinisch unsinnigen Wirtschaftlichkeitsprüfungen ab!
Die Arzneimittelregresse müssen weg!

Berichte aus der Praxis

Mit dem Praxenkollaps steht nicht weniger als die flächendeckende, wohnortnahe und qualitativ hochwertige ambulante Versorgung auf dem Spiel. Ärzte und Psychotherapeuten berichten hier aus erster Hand, wie es um ihre Praxis bestellt ist.

Das steht auf dem Spiel

Nicht erst seit der Corona-Pandemie ist das ambulante System die unverzichtbare Stütze des deutschen Gesundheitssystems. Das sind die Leistungen der Praxen in nur einem Jahr:

  • 578 Millionen Behandlungsfälle und 1 Milliarde Arzt-Patienten-Kontakte
  • 57 Millionen Gesundheits- und Früherkennungsuntersuchungen
  • 32 Millionen Chroniker-Patienten
  • 9,4 Millionen Tumorpatienten 
  • 5,9 Millionen ambulante Operationen
  • 83.000 dialysepflichtige Patienten

Quelle: Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi)

Weitere Informationen