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Stand 14.12.2022

KBV-Zukunftspraxis

Digitale Innovationen im Praxistest

Die Idee hinter dem Projekt "KBV-Zukunftspraxis" war, ausgewählte digitale Innovationen im Alltag von Praxen testen zu lassen. Und dabei die Faktoren zu identifizieren, die bewirken, dass solche Anwendungen vom Praxisteam, aber auch von den Patientinnen und Patienten akzeptiert werden und sich so in der realen Versorgung etablieren können.

Ablauf des Projekts
Zusammenfassung: Die Erkenntnisse aus den Praxistests
Empfehlungen für eine sinnvolle Digitalisierung
Die Praxistests: Anwendungen und Fazit
Technikaffinität niedergelassener Ärzte und Psychotherapeuten

Im Rahmen eines bundesweiten offenen Ideenwettbewerbs gaben die Organisatoren der KBV-Zukunftspraxis Herstellern von innovativen, nutzbringenden digitalen Anwendungen für die ambulante Versorgung die Chance, sich für Praxistests zu bewerben. Mehr als 60 Unternehmen beteiligten sich an dem Wettbewerb, der umfangreiche Anforderungen an sie stellte.

Aus dem Wettbewerb gingen zehn Gewinner hervor, die zwischen 2019 und 2022 in jeweils einjährigen Testphasen von Praxen erprobt und auf ihre Alltagstauglichkeit getestet werden sollten. Davon konnten am Ende fünf Anwendungen in 150 teilnehmenden Praxen tatsächlich in Praxistests evaluiert werden.

In diesen fünf Themenfeldern sollten die zu testenden Anwendungen punkten:

  1. Mehrwert für Ärztinnen und Ärzte in der Praxis
  2. Verbesserte Interaktion zwischen Arzt und Patient
  3. Mehrwert für Patientinnen und Patienten, der auch in der Praxis spürbar ist
  4. Verbesserte Interaktion zwischen Arzt und Arzt sowie Arzt und Krankenhaus/ Pflege/ Krankenkasse
  5. Verbesserte Interaktion zwischen Arzt und Kassenärztlicher Vereinigung

Zusammenfassung: Die Erkenntnisse aus den Praxistests

Wenn innovative digitale Anwendungen ihr Potenzial in Praxen erkennbar, schnell, problemlösungsorientiert und bei überschaubarem Implementierungsaufwand zeigen, engagieren sich Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten und ihre Teams auch für deren Einsatz. Sie benötigen aber praxistaugliche, ausgereifte und passgenaue Lösungen.

Nutzen und Mehrwert sind die entscheidenden Größen für die Akzeptanz neuer Anwendungen. Das greift die KBV in ihrem Positionspapier zur ambulanten Versorgung (#GesundheitBrauchtPraxis) auf. Dort fordert sie unter anderem eine konsequente Ausrichtung von Digitalisierungsmaßnahmen am Nutzen für Patientinnen und Patienten sowie die Praxen, eine adäquate Beteiligung aller relevanten Akteure und eine Prüfung aller relevanten Prozesse statt einer Konzentration allein auf technische Lösungen.

  • Eine digitale Anwendung muss Praxen unterstützen und entlasten – und zwar schnell spürbar.
  • Die Anwendung muss sich einfach und nahtlos in bewährte Praxisabläufe und vorhandene IT einfügen.
  • Dennoch braucht die Einführung Zeit. Darauf sollten sich Praxisteams realistisch einstellen.
  • Die Produktreife einer neuen digitalen Anwendung und der Support des Herstellers müssen stimmen.
  • Wenn eine praxisindividuelle digitale Anwendung für Patientinnen und Patienten relevant ist, müssen sich Praxen darauf vorbereiten, diese einzubeziehen und ggf. von der Neuerung zu überzeugen.

Empfehlungen für eine sinnvolle Digitalisierung

Doch welche Kriterien sollten digitale Anwendungen erfüllen, um als innovativ und nützlich in Praxen wahrgenommen zu werden? Und dann tatsächlich zum Einsatz zu kommen? Welche Fehleinschätzungen sind zu vermeiden? Was müssen Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten im Hinblick auf die eigenen Praxisteams sowie ihre Patientinnen und Patienten berücksichtigen, wenn sie digitale Anwendungen einführen?

Antworten auf diese Fragen und damit Empfehlungen für eine sinnvolle Digitalisierung in Praxen lassen sich aus dem Projekt KBV-Zukunftspraxis ableiten:

Schneller Mehrwert, kein Hindernis

Praxen sind mit der Patientenversorgung voll ausgelastet. Eine neue digitale Anwendung muss das Team bei der täglichen Arbeit unterstützen, am besten entlasten. Es sollte also ein Problem lösen. Sonst wird es zum Hindernis im Praxisalltag. Der Mehrwert muss für das Praxisteam spürbar sein, und zwar möglichst schnell. Sonst sinkt die Akzeptanz der Anwendung, und die Frustration steigt.

Beispiel aus der KBV-Zukunftspraxis: Der interaktive Telefonassistent Aaron wurde von den Medizinischen Fachangestellten mehrheitlich als unterstützend und entlastend beurteilt. Er kann Anrufe entgegennehmen, in einem bestimmten Rahmen bearbeiten und so ihre häufige Mehrfachbelastung reduzieren.

Geringer Aufwand

Neue Anwendungen müssen sich möglichst einfach und nahtlos in vorhandene Praxisabläufe und IT-Prozesse einfügen lassen. Sonst binden sie zu viel Zeit, die für die Versorgung fehlt.

Beispiel aus der KBV-Zukunftspraxis: Die Softwarelösung Idana zur digitalen Anamneseunterstützung wurde von vielen Praxen gut aufgenommen. Sie führte jedoch zu Problemen in einigen Praxen, weil, anders als erhofft, die Anbindung an das vorhandene Praxisverwaltungssystem nicht immer reibungslos lief.

Kein neues Problem

Eine digitale Anwendung darf nicht zu einem neuen Problem führen – egal, wie gut sie das adressierte Problem löst.

Beispiel aus der KBV-Zukunftspraxis: KLINDO bietet digitale Fragebögen für psychometrische Tests sowie Unterstützung bei der Testauswertung. Weil anfangs noch nicht alle Fragen zur Einbindung lizenzpflichtiger Tests geklärt waren, war der Einsatz für die Praxisteams erschwert.

Zeitgemäße Form

Wer sich für eine digitale Innovation entscheidet, geht von einer Lösung auf der Höhe der Zeit aus. Praxen sind nicht dankbar für jegliche Problemlösung. Teams erwarten von der Anwendung ansprechende Gestaltung, intuitive Nutzerführung etc.

Beispiel aus der KBV-Zukunftspraxis: Die Einschätzung bei KLINDO zeigt, wie individuell die zeitgemäße Form beurteilt wird. Einige Nutzer bemängelten Optik und Benutzerfreundlichkeit. Andere sahen die klare und nicht überladene Optik sowie die mobile Nutzbarkeit als Pluspunkt. Der Hersteller nutzte das offene Feedback aus Testpraxen, um sein Produkt zu verbessern.

Guter Support

Hersteller werben oft damit, dass ihre digitale Anwendung gut integrierbar ist, leicht verständlich und schnell nutzbar. Beim Einsatz in der Praxis zeigt sich häufig eine Abweichung von Angebot und Erwartung. Wenn ein Unternehmen gut erreichbar ist für Rückfragen, Probleme schnell beheben kann und Praxisteams individuell unterstützt bei der Anwendung, kann die Innovation ein Erfolg werden.

Beispiel aus der KBV-Zukunftspraxis: Beim digitalen Telefonassistenten Aaron gaben Praxen an, sie hätten aufgrund des guten Supports diverse Hürden genommen.

Augenmaß und Realismus bei der Einführung

Die Komplexität mancher Anwendungen wird von Praxisteams teilweise unterschätzt, ebenso der Aufwand für ihre Implementierung oder die notwendige Umstellung von Routinen. Selbst digital affine Praxen benötigen dafür Zeit. Wenn nicht genug Zeit fürs Ausprobieren und Lernen eingeplant wird, kann sich auch kein Nutzwerteffekt einstellen. Das gilt umso mehr, wenn gewohnte Prozesse überdacht werden müssen, weil sie mit digitalen Anwendungen effizienter gestaltet werden können. Außerdem müssen alle im Team überzeugt und einbezogen werden. Auch Chefentscheidungen am Team vorbei können die erfolgreiche Nutzung einer digitalen Anwendung verhindern.

Beispiele aus der KBV-Zukunftspraxis: Beim cloudbasierten Praxisverwaltungssystem RED medical zeigte sich: Die Anforderungen in puncto Eigeninitiative, Einbindung der Mitarbeitenden sowie Service waren höher, als es einige Testpraxen vorher erwartet hatten. Die Erfahrungen mit XpertEye, einer mobilen Datenbrille zur Fernassistenz, waren überwiegend positiv – nachdem neue Routinen für die Nutzung etabliert waren (z. B. zuverlässige Ladung der Akkus, zentraler Ablageort etc.).

Produktreife

Praxen eignen sich nicht als Testlabor für digitale Anwendungen, die sie einsetzen wollen. Das, was sie einsetzen, muss ausgereift und praxistauglich sein. Denn es muss im Alltag funktionieren, unter den Bedingungen einer eng getakteten Patientenversorgung. Gleichzeitig ist eine gewisse Prozesstoleranz der Anwender wichtig: Für ein Produkt, das perfekt an den Bedarf der Anwender angepasst sein soll, benötigen die Hersteller deren Feedback. Allerdings müssen Hersteller gerade im Gesundheitssektor sicherstellen, dass sie die komplexen rechtlichen, regulatorischen und zulassungstechnischen Anforderungen an ihre Produkte aus dem ambulanten Bereich kennen – und umgesetzt haben.

Beispiele aus der KBV-Zukunftspraxis: Beim cloudbasierten Praxisverwaltungssystem doctorly wurden der Launch der Anwendung und somit die erforderlichen Zertifizierungen verschoben. Das PVS konnte deshalb nicht im Rahmen der KBV-Zukunftspraxis getestet werden. Bei Respiro, einem Add-On-System für Applikationen in der Inhalationstherapie, standen nicht genug passende Systeme zur Verfügung. Die Praxistests konnten deshalb nicht starten.

Patienten einbeziehen und überzeugen

Sobald Praxen individuelle digitale Anwendungen einführen, welche die Beteiligung von Patientinnen und Patienten erfordern, müssen deren mögliche Reaktionen eingeplant und Auffangstrategien entwickelt werden – genauso, wie dies bei den gesetzlich vorgeschriebenen Anwendungen der Telematikinfrastruktur in der Regel durch die gesetzlichen Krankenkassen erfolgen soll. Sonst passiert, was nicht passieren darf: Praxisteams müssen mit Widerständen umgehen, haben mehr Arbeit und profitieren am Ende nicht von der Anwendung.

Beispiel aus der KBV-Zukunftspraxis: Bei der Softwarelösung Idana zeigte sich, dass einige Patientinnen und Patienten die digitalen Fragebögen nicht allein ausfüllen konnten. Einige von ihnen lehnten – mitten in der Corona-Pandemie – die in den Praxen eingesetzten Tablets aus Hygienegründen ab.

Die Praxistests: Anwendungen

Von A wie Aaron bis X wie XpertEye: Am Ende der Ideenphase der KBV-Zukunftspraxis hatten sich zehn Hersteller mit ihren innovativen digitalen Anwendungen durchgesetzt. Diese umfassten Angebote im Bereich der Praxisverwaltung sowie zur Unterstützung der ärztlichen Diagnose und zur Versorgungsoptimierung.

Fünf Innovationen konnten am Ende in Praxen getestet werden. Fünf Innovationen nahmen diese Hürde aus unterschiedlichen Gründen nicht. Aus allen zehn Projekten lassen sich aber Antworten auf die Frage mitnehmen, was es braucht, damit innovative digitale Anwendungen in Praxen zum Erfolg werden.

Die detaillierten Ergebnisse der jeweiligen Praxistests finden Sie im ausführlichen Projektbericht:

Projektbericht "Digitale Innovationen im Praxistest - die Ergebnisse"

  • Aaron: Zusammenfassung

    Aaron: Zusammenfassung

  • Ada/Dx: Zusammenfassung

    Ada/Dx: Zusammenfassung

  • DermaFC: Zusammenfassung

    DermaFC: Zusammenfassung

  • doctorly: Zusammenfassung

    doctorly: Zusammenfassung

  • Idana: Zusammenfassung

    Idana: Zusammenfassung

  • intellimago: Zusammenfassung

    intellimago: Zusammenfassung

  • KLINDO: Zusammenfassung

    KLINDO: Zusammenfassung

  • Red medical: Zusammenfassung

    Red medical: Zusammenfassung

  • Respiro: Zusammenfassung

    Respiro: Zusammenfassung

  • XpertEye: Zusammenfassung

    XpertEye: Zusammenfassung

Aaron

Interaktiver Telefonassistent

Der interaktive digitale Telefonassistent Aaron unterstützt durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) die Erreichbarkeit von Praxen. Er ist nach den jeweiligen Praxisbedürfnissen zeitlich flexibel einsetzbar. Aaron nimmt Telefonanrufe entgegen, erfasst die wichtigsten Anliegen (Terminwunsch, Rezeptanfrage, Rückrufbitte etc.) und speichert die notwendigen Informationen der Anrufenden. Das Praxisteam bekommt sie danach auf dem Computer angezeigt. Medizinische Fachangestellte (MFA) können daraus resultierende Anforderungen bearbeiten oder zurückrufen, wenn Zeit dafür ist. In einer Ausbaustufe sollte Aaron neben Terminbuchungen im Aaron-internen Kalender auch solche im Kalender des Praxisverwaltungssystems (PVS) vornehmen können.

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Fazit Aaron

Die Evaluation von Aaron belegt, welche Potenziale und Hemmnisse sich bei Digitalisierungsprojekten in Praxen selbst dann zeigen, wenn ein serviceorientiertes und nicht mehr ganz unerfahrenes Unternehmen an den Start geht. Effekte wie die gute Integrierbarkeit des Systems in Arbeitsabläufe und mehr Zeit für die Patientensteuerung sorgen für spürbare Entlastung. Das eigene Produkt an vorhandene PVS anzudocken und einen von Praxen gewünschten zusätzlichen Mehrwert zu schaffen, wird durch geschlossene Systeme enorm erschwert. Durch fehlende Interoperabilität wird am Ende die gewünschte Digitalisierung in Praxen ausgebremst. Die Rückmeldungen aus den Testpraxen zeigen weiter, dass Digitalisierung nur gelingen kann, wenn das gesamte Team mitgenommen wird. Es reicht nicht, dass allein die Praxisinhaberinnen und Praxisinhaber begeistert von neuen Anwendungen sind.

Die Testphase von Aaron belegt aber auch: Selbst scheinbar kleine digitale Anwendungen können großen Nutzen für sehr viele unterschiedliche Praxistypen entfalten. Sie können zu einer spürbaren Entlastung der Teams und zu einer besseren Patientensteuerung beitragen. Das zeigte sich bei Aaron insbesondere in den Belastungszeiten der Corona-Pandemie. Diese Erkenntnis ist angesichts des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels im Gesundheitswesen erfreulich.

Ada/Dx

Interaktive Diagnoseunterstützung

Ada ist eine international angebotene, interaktive medizinische App, die onlinegestützt hilft, körperliche und seelische Beschwerden einzuschätzen. Sie wird als medizinische Selbsthilfe für Laien angeboten – ausdrücklich vorbereitend oder ergänzend zu einer ärztlichen Diagnose. Sie bietet einen mehrstufigen, teilweise komplexen Symptomcheck inklusive eines Bereichs zur Protokollierung von Beobachtungen. Eine Professional-Version von Ada, Ada/Dx genannt, sollte das Angebot von Ada erweitern und auf die Bedürfnisse von Ärztinnen und Ärzten sowie gegebenenfalls weiterer Gesundheitsberufe zuschneiden. Beworben hatte sich Ada Health bei der KBV-Zukunftspraxis mit den Hinweisen, die DX-Version könne helfen, seltene Erkrankungen zu diagnostizieren, aber auch im Wartezimmer erste Anamneseinformationen zu sammeln. Dritte Option sollte sein, in Verbindung mit der App die Versorgungswege von Patientinnen und Patienten besser zu planen und zu steuern.

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Fazit Ada/DX

Die Erfahrungen mit Ada Health belegen: In der Kooperation mit einem dynamischen Unternehmen der Digitalbranche ist vieles nicht vorhersehbar. Manche geplanten Tools kommen nicht zustande, beispielsweise wegen einer Neuorientierung am Markt, ohne dass dies beim Start eines gemeinsamen Projekts erkennbar gewesen wäre.

DermaFC

KI-basierte, nicht invasive Diagnosunterstützung zur Erkennung von Hautkrebs

DermaFC ist ein CE-zertifiziertes Medizinprodukt zur Melanomerkennung. Das Gerät soll in Kombination mit dem Einsatz von KI Ärztinnen und Ärzte bei der Diagnose von Melanomen unterstützen, ihnen also bei der körperlichen Untersuchung eine differenzierte Beurteilung vor Ort ermöglichen. Diese kann sonst häufig erst durch die Histologie erfolgen. Mithilfe einer Methode namens Dermatofluoroskopie scannt das Gerät die Haut ab. Das Ergebnis des Scans wird als Score dargestellt und unterstützt die Entscheidung, ob eine Hautveränderung entfernt werden sollte. Mit dem Gerät und seinen Auswertungen könnten Ärztinnen und Ärzte schon nach kurzer Einarbeitung gut und sicher umgehen, so die Einschätzung der Magnosco GmbH. Der Patient könne direkt nach dem Scan sein Ergebnis erhalten. Impliziert wird mit der Beschreibung der Vorzüge von DermaFC, dass weniger Biopsien nötig werden, die Komplikationen bereiten oder mit Narben verbunden sein können.

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Fazit DermaFC

Der Projektverlauf von DermaFC zeigt eine grundlegende Herausforderung für die KBV-Zukunftspraxis: Innovationen, die vorab als unreif eingestuft wurden, kamen für eine spätere Evaluation in Praxen nicht infrage. Dagegen sprechen erstens regulatorische Gründe und zweitens die starke Auslastung von Arzt- und Psychotherapeutenpraxen. Sie haben fürs Ausprobieren von zu unreifen digitalen Produkten keine Zeit. Wählt man jedoch eine sehr weit entwickelte Innovation aus, zeigen sich andere Herausforderungen. Unternehmen priorisieren ihr Vorgehen in einem dynamischen Markt anhand ihrer strategischen Ziele. Neuorientierungen können die Folge sein, wenn finanzstarke neue Investoren ins Spiel kommen.

doctorly

Cloudbasiertes Praxisverwaltungssystem

Das cloudbasierte Praxisverwaltungssystem doctorly integriert neben herkömmlichen PVS-Funktionen wie Abrechnung und medizinischer Dokumentation insbesondere Funktionalitäten für die Praxis-Kommunikation. Insgesamt soll das System zu einer integrierten Plattform für Praxisverwaltung, Terminbuchung, Wearable-/Trackingdaten, Kommunikation, elektronischer Patienten-/Gesundheitsakte und Telemedizin ausbaubar sein. Durch die zentrale Zusammenführung digitaler Dienste im PVS sollen Ärztinnen und Ärzte ohne Systembrüche und Mehrarbeit Patienten und den Praxisalltag verwalten können. Gleichzeitig sollen perspektivisch die Patientinnen und Patienten über eine kostenlose Health-App aktiv in die Behandlung eingebunden werden. Als doctorly sich bewarb, war es als „Software as a Service“ gedacht, die teilweise außerhalb der Praxen geführt wird. Das System sah eine doppelte Speicherung sämtlicher Patienten- und Verwaltungsdaten vor: auf einem lokalen Server der Praxis und in der Cloud (respektive im Rechenzentrum des Systembetreibers doctorly GmbH). Seit 2022 ist doctorly vollständig cloudbasiert.

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Fazit Doctorly

Auch wenn für doctorly keine Evaluation stattfinden konnte, zeigt dieses Projekt: Gerade junge, innovative Unternehmen müssen eine Vielzahl von Aspekten berücksichtigen, um erfolgreich digitale Anwendungen im ebenso attraktiven wie volatilen Gesundheitsmarkt etablieren zu können. Dabei ist vor allem der Faktor Komplexität entscheidend. Start-ups sollten sich vor und während der Entwicklungsphase nicht nur intensiv mit dem Bedarf der avisierten Zielgruppe auseinandersetzen. Sie sollten auch die komplexen rechtlichen, regulatorischen und zulassungstechnischen Anforderungen kennen, berücksichtigen und umsetzen.

Idana

Digitale Anamneseunterstützung

Die Anamnese ist ein zentrales diagnostisches Instrument und deshalb ein immer wiederkehrender, oft zeitaufwendiger Vorgang in allen Praxen niedergelassener Ärzte und Psychotherapeuten. Diese Aufgabe will die Tomes GmbH mit der Software Idana erleichtern, indem sie die Erhebung der notwendigen Information zumindest zum Teil auf die Patientinnen und Patienten verlagert – und zwar möglichst schon bevor diese in die Praxis kommen. Dazu hat Tomes eine Softwarelösung entwickelt, mit der mehrere zentrale Aufgaben gebündelt abgewickelt werden sollen: Die Erfassung von Anamneseinformationen über digitale Patientenfragebögen, eine strukturierte Vorab-Auswertung der erfassten Information für Ärztinnen und Ärzte sowie eine (weitgehend automatische) Übernahme in die Dokumentation der Praxis Die Anwendung besteht aus einer zentralen Online-Plattform, auf die die Arztpraxis über eine geschützte Webschnittstelle zugreifen kann, und einer Web-App, mit der Patientinnen und Patienten einen Anamnesefragebogen ausfüllen können – entweder am PC oder auf einem mobilen Endgerät.

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Fazit Idana

Idana ist eine Anwendung, die in vielen Praxen zum Einsatz kommen könnte, da sie spezifische Unterstützungsmöglichkeiten für viele Fachgruppen bietet. Allerdings gilt auch und gerade für Anwendungen mit hohem Potenzial: „Über den Erfolg neuer eHealth-Lösungen entscheidet letztlich die Integrierbarkeit der Software in bestehende Prozesse und Strukturen des Gesundheitswesens.“ Diesen Anspruch formuliert Tomes an seine Software-Lösung Idana – und konnte ihn in den Praxistests aufgrund der mangelhaften Integrationsmöglichkeiten seitens vieler PVS doch nicht ganz einlösen.

Ein Problem, mit dem sich viele Start-ups gerade bei Innovationen im Gesundheitsbereich konfrontiert sehen. Hier zeigt auch der Projektverlauf bei Idana, wie essenziell spezifische Erfahrungen im Einsatzumfeld und eine sorgfältige Identifikation aller relevanten Player in diesem Umfeld ist. Das gilt ganz besonders für PVS. Hier kann es für Drittanbieter schwierig sein, weil entweder keine Schnittstellen vorhanden oder vorhandene Schnittstellen nicht für Dritte nutzbar sind.

intellimago

KI-basierte Diagnoseunterstützung in der Dermatologie

Um Hautveränderungen bei Patientinnen und Patienten leitliniengerecht zu beobachten und zu behandeln, ist ein Vier-Stufen-Vorgehen nötig: 1. Untersuchung/Aufnahme, 2. Befundung und Diagnose, 3. Dokumentation, 4. Nachsorge. Zollsoft bietet mit seinem Produkt intellimago eine Lösung vor allem für dermatologische Praxen an, um diese Prozesse zu vereinfachen. Der Anstoß zur Innovation kam aus dem familiären Umfeld der Unternehmensgründer: Ihre Mutter ist niedergelassene Dermatologin und wünschte sich technische Hilfestellung bei der Diagnose, kabellose Untersuchungen in jedem Praxisraum, hilfreiche Bildvergleichsmöglichkeiten und eine Einbindung einer neuen Lösung in den Workflow ihrer Praxis.

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Fazit intellimago

Aus Sicht des KBV-Projektteams ist intellimago eine Innovation, die interessante Einsatzoptionen bieten könnte. Eine KI-gestützte Anwendung zur langfristigen Betreuung von Patientinnen und Patienten mit Hautauffälligkeiten hätte vermutlich das Potenzial, in dermatologischen oder entsprechend ausgerichteten Hausarztpraxen eingesetzt zu werden. Doch wenn zentrale formale Voraussetzungen noch nicht erfüllt sind, wie in diesem Fall die CE-Zertifizierung, ist ein Praxiseinsatz aus Gründen der Patientensicherheit nicht möglich. Gerade für Start-ups stellen Zertifizierungen eine große Herausforderung dar. KI-Zertifizierungen sind per se anspruchsvoll. Zudem benötigt jede Zertifizierung spezifisches Know-how, was die Kosten zur Erreichung der Marktreife erhöht.

KLINDO

Digitale psychometrische Testfragebögen

KLINDO ist eine Abkürzung für „Klinische Diagnostik und Dokumentation“. Hinter der Software steckt die Idee, standardisierte psychometrische Fragebögen digital zu nutzen. Dadurch soll es leichter werden, Informationen zu Krankheitsbildern zu erfassen, im Sinne einer guten Therapie auszuwerten, zu dokumentieren, gegebenenfalls weiterzuleiten. Ärzte und Psychotherapeuten können nach ihrer Registrierung über einen zentralen Server auf die KLINDO-Plattform zugreifen und online das jeweils gewünschte Testverfahren auswählen. Sie legen eine Akte an, lassen den ausgewählten Test den Patientinnen und Patienten online zukommen und ausfüllen – in der Praxis oder zu Hause – und auf digitalem Weg wieder zurücksenden. Die erhobenen Daten können umgehend in der Akte gespeichert und bei Bedarf an andere Praxen oder Kliniken weitergeleitet werden.

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Fazit KLINDO

Am Projektverlauf von KLINDO lässt sich ablesen, wie sinnvoll die Kernidee der KBV-Zukunftspraxis ist, neue digitale Anwendungen im Praxisalltag auf Herz und Nieren zu prüfen. Die Anwendung wird nach Herstellerangaben bereits seit längerem für die klinische Dokumentation eingesetzt. Doch das bedeutet nicht, dass sie in gleicher Form optimal in Praxen nutzbar ist. Für den ambulanten Bereich hätte sie noch stärker fokussiert werden müssen. Praxisinhaber und Praxisinhaberinnen sollten zudem im Vorfeld exakt für sich definieren, was sie von der Anwendung erwarten.

Die ehrlichen Rückmeldungen beinhalteten für die KBV wie für den Hersteller wertvolle Hinweise. Hervorzuheben ist beispielsweise die Bedeutung eines guten und umfassenden Supports. Ohne diesen verzichten Praxen angesichts ihres fordernden Alltagsgeschäfts schnell und pragmatisch auf den Einsatz neuer digitaler Anwendungen, die vor ihrem möglichen Nutzen erst einmal eines belegt haben: dass sie zunächst Aufwand generieren.

Unterschätzt wird von Herstellern aber auch, dass gerade digital sehr affine Praxen eine Anwendung wünschen, die ihre Erwartungen erfüllt. Stimmen intuitive Nutzerführung, ansprechende Gestaltung, erwartete Funktionen und Inhalt nicht, kommt die Anwendung deshalb für sie nicht in Frage. Eine digitale Anwendung muss in allen Bereichen überzeugen. Dabei ist das „digitale Empfinden" sehr individuell. Eine digitale Innovation lebt auch davon, das Feedback der Anwendenden in die Weiterentwicklung einfließen zu lassen.

RED medical

Cloudbasiertes Praxisverwaltungssystem

RED medical ist ein cloudbasiertes Praxisverwaltungssystem, das als „Software as a Service“ vollständig außerhalb der Praxis geführt wird. Sämtliche Funktionen des Programms werden auf externen Servern ausgeführt, die sich in einem Rechenzentrum befinden. Dort werden auch alle Daten gespeichert. Die Software deckt alle wesentlichen Verwaltungs-, Abrechnungs- und Dokumentationsaufgaben einer Arztpraxis ab. Zum Zeitpunkt der Evaluation war RED medical das einzige KBV-zertifizierte cloudbasierte PVS. Es hatte zudem das Datenschutzgütesiegel des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz. Als zentrale Vorteile seines cloudbasierten PVS nennt der Hersteller nicht nur die Aspekte Datenschutz und -sicherheit, sondern auch die Wirtschaftlichkeit und Mobilität des Systems sowie die Entlastung der Praxis von IT-Aufgaben. Gleichzeitig stehen die Daten für zugriffsberechtigte Anwender global zur Verfügung. Dies ermögliche den Zugriff von überall (Praxis, Hausbesuch, mobile Geräte oder auch Homeoffice) und eröffne zudem neue Möglichkeiten in der Kommunikation zwischen Arzt und Patient.

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Fazit RED medical

Insgesamt zeigen die Erfahrungen aus der Evaluation, dass die vom Hersteller avisierten Vorteile von cloudbasierten PVS gesehen und genutzt werden. Knapp die Hälfte der Testpraxen setzen RED medical weiterhin ein. Sowohl Hersteller wie auch Nutzer müssen noch Herausforderungen bewältigen. Dazu zählen insbesondere Umstellungsaufwand, Sicherheitsbedenken der Anwender, Kosten-Nutzen-Empfinden und Nutzerfreundlichkeit der Systeme. Die Erfahrungen aus dem Praxistest des web-/cloudbasierten PVS können aufgrund der geringen Zahl evaluierter Praxen nicht verallgemeinert werden. Allerdings entsprechen die Erfahrungen aus den Praxistests weitgehend den repräsentativen Ergebnissen aus breit angelegten Umfragen wie dem PraxisBarometer Digitalisierung. In der Erhebung aus 2021 nannten 83 Prozent der befragten Praxen Umstellungsaufwände als mittleres bis starkes Hemmnis für die Digitalisierung. Ähnliche Werte ermittelte das PraxisBarometer für Sicherheitsfragen (82 Prozent der Praxen sehen diese als Hemmnis) und Kosten-Nutzen-Verhältnis (79 Prozent).

Respiro

Add-on-Sensoren und Software-Applikationen zur Inhalationstherapie

Die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Atemwegserkrankungen könnte entscheidend verbessert werden, wenn sichergestellt ist, dass sie die erforderlichen Medikamente richtig inhalieren. Denn hier liegt ein Problem in der Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Asthma, COPD (Chronic Obstructive Pulmonary Disease/chronisch obstruktive Lungenerkrankung) oder Mukoviszidose: Der Erfolg von Inhalationstherapien hängt von der Therapietreue der Patientinnen und Patienten und der richtigen Anwendung der Medikamenteninhalatoren ab. Dabei spielen Faktoren wie Zeitpunkt und Dauer der Inhalation, Atemfrequenz und -intensität oder auch der Umgang mit dem Gerät selbst eine wichtige Rolle. Ein adäquates Monitoring von Inhalationstechnik und Therapietreue könnte die Situation entscheidend verbessern. Das ist das Ziel von Respiro, einem digitalen System zum Monitoring und zur Therapieunterstützung für Patientinnen und Patienten mit Atemwegserkrankungen.

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Fazit Respiro

Insgesamt zeigt der Projektverlauf eine häufige Herausforderung für neue digitale Anwendungen im Gesundheitswesen: Das Gesamtumfeld für eine Anwendung muss stimmen. Wenn, wie in diesem Fall, die Produktpalette nicht in der erforderlichen Breite für die zu erwartende Versorgungssituation verfügbar ist, fehlt es an kritischer Masse für erfolgreiche Praxistests.

XpertEye

Mobile Datenbrille zur Fernassistenz

XpertEye ist eine Kombination aus Datenbrille und einer Video-kommunikationslösung, die eine Remote-Assistenz ermöglicht. Die Nutzer des Systems können damit über Distanzen hinweg in Echtzeit kollaborieren: Die Datenbrille überträgt das Sichtfeld ihres Trägers live über die XpertEye-Plattform an alle eingeladenen Teilnehmenden, die über einen vorinstallierten Browser mit ihrem Smartphone, PC oder Tablet auf XpertEye zugreifen können. Funktionen wie Bildannotationen oder Remote-Kameramanagement unterstützen die Kommunikation. Für das Gesundheitswesen ist die Nutzung dieser speziellen Videokommunikationstechnik für die Kommunikation über Distanz in unterschiedlichen Versorgungsszenarien interessant. Ärztinnen, Ärzte und medizinisches Fachpersonal können ihr Sichtfeld live übertragen und mit einem oder mehreren Teilnehmenden an einem anderen Ort kommunizieren. So kann zum Beispiel ein nichtärztlicher Praxisassistent bei einem Hausbesuch den behandelnden Arzt einbinden. Oder Ärztinnen und Ärzte können einen Spezialisten zur Behandlung hinzuziehen. Das erleichtere die Arbeit für alle Beteiligten, argumentiert der Hersteller.

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Fazit XpertEye

Insgesamt lassen die Erfahrungen darauf schließen, dass XpertEye eine Ergänzung in der Versorgung von Patientinnen und Patienten durch NäPA sein kann. Dabei kommt es auf die konkrete medizinische Fragestellung beziehungsweise das Versorgungsszenario an. In der Wundversorgung zum Beispiel kann die Datenbrille Vorteile bringen, weil die NäPA dem Arzt einen Blick auf die Wunde ermöglichen kann. Von Vorteil kann auch sein, dass Arzt und Patienten während der Versorgung durch die NäPA miteinander sprechen können.

Im Vergleich zur bereits zugelassenen Videotechnik wird der Mehrwert durch die Datenbrille allerdings als gering eingestuft. Für die Versorgung im Pflegeheim wird die Durchführung von Videokonsilen grundsätzlich als vorteilhaft angesehen. Da in den Praxistests die Datenbrille nur selten genutzt wurde, konnten keine konkreten Szenarien identifiziert werden, die gegenüber der bereits zugelassenen Videotechnik vorteilhaft sind.

Zudem bestätigt der Projektverlauf, was auch in anderen Untersuchungen wie dem PraxisBarometer Digitalisierung der KBV immer wieder deutlich wird: Der Einsatz neuer digitaler Anwendungen in den Praxen niedergelassener Ärztinnen und Ärzte generiert zunächst zusätzlichen Aufwand, durch Techniktraining, veränderte Arbeitsabläufe, Anschaffungs- und Betriebskosten.

Technikaffinität niedergelassener Ärzte und Psychotherapeuten

Wie aufgeschlossen sind niedergelassene Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten gegenüber digitalen Technologien? Akzeptieren sie diese? Sind sie bereit, sie einzusetzen? Fühlen sie sich kompetent im Umgang mit digitalen Anwendungen?

Diesen und weiteren Fragen gingen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusätzlich zur Evaluationsbegleitung der Teilprojekte im Rahmen der KBV-Zukunftspraxis nach. Durchgeführt wurde diese Untersuchung vom Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft der Charité Berlin. Befragt wurden alle 119 Ärzte beziehungsweise Psychotherapeuten, die sich bis zum Abschluss an den Praxistests im Rahmen der KBV-Zukunftspraxis beteiligt hatten. Zudem wurden als Vergleichsgruppe auch 226 Medizinstudierende (Gelegenheitsstichprobe im Rahmen von Tutorien an der Charité) befragt.

Das Ergebnis: Entsprechend ihrer eigenen Einschätzung sind die niedergelassenen Ärzte technikaffiner als Studierende. Ihre Selbsteinschätzungswerte liegen durchweg höher – und zwar in allen drei abgefragten Bereichen Akzeptanz, Kompetenz und Kontrollüberzeugung. In beiden Gruppen bewerteten jeweils die Frauen ihre Technikaffinität geringer als die Männer.

Die Technikbereitschaft älterer Ärzte und Ärztinnen sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten fällt nach eigener Einschätzung durchweg geringer aus als die jüngerer. Bei den Studierenden sehen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Charité hingegen einen eher geringen Zusammenhang zwischen Alter und Technikbereitschaft. Allerdings ist in dieser Gruppe die Altersvarianz (19 bis 46 Jahre) geringer als bei den Ärztinnen und Ärzten (≤ 40 bis > 60 Jahre).

Hinweis: Bei der Bewertung der Ergebnisse muss berücksichtigt werden, dass die Untersuchung nicht repräsentativ ist.

Hinweis zur Methode

Als Basis der Befragung wurde das Konstrukt Technikbereitschaft nach Neyer et al. (2013)1 herangezogen. Dabei schätzen die Befragten ihre eigene Technikaffinität auf einer Werteskala von 1 (niedrig) bis 5 (hoch) ein. Gemessen wird damit die persönliche Überzeugung der Befragten, kompetent mit neuen Technologien umgehen zu können. Die Skala lässt indirekt auch Rückschlüsse darüber zu, wie die Befragten digitalen Anwendungen in der Medizin gegenüberstehen (vgl. Römer & Mundelsee, 2021; Haab et al., 2021)2.

Limitiert wird die Aussagekraft durch folgende Faktoren:

  • Die insgesamt kleine Stichprobe.
  • Die Tatsache, dass die Stichprobe der Studierenden doppelt so groß war wie die der Ärztinnen/Ärzte und Psychotherapeutinnen/Psychotherapeuten.
  • In der Gruppe der Praktizierenden wurden ausschließlich Teilnehmende des Projekts KBV-Zukunftspraxis befragt. Daraus ergibt sich ein gewisses Verzerrungspotenzial. Es ist davon auszugehen, dass sich für die Praxistests ohnehin nur Personen beworben haben, die eine Affinität zu digitalen Technologien haben.
  • In der Gruppe der Praktizierenden ist die Zahl der befragten Männer (die sich durchweg als technikaffiner einschätzen) mehr als doppelt so hoch wie die Zahl der Frauen.

1Franz J. Neyer, Juliane Felber, & Claudia Gebhardt (2012), „Entwicklung und Validierung einer Kurzskala zur Erfassung von Technikbereitschaft“. Diagnostica, 58(2), S. 87-99. doi: 10.1026/0012-1924/a000067

2Henning Haab et al. (2021) Digitalisierte Dienstleistungen im Bereich der Ernährungsberatung von Personengruppen mit erhöhten gesundheitlichen Risiken bei Fehlernährung. In D. Beverungen, J. H. Schumann, V. Stich & G. Strina (Hrsg.) „Dienstleistungsinnovationen durch Digitalisierung“. Springer Gabler, Berlin, Heidelberg, S. 169-212. doi: 10.1007/978-3-662-63099-0_5