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Stand 02.02.2023

Studien

PraxisBarometer Digitalisierung 2022

Das PraxisBarometer Digitalisierung ist eine bundesweite Befragung, die den Stand der Digitalisierung bei den niedergelassene Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten beleuchtet. 

Rund 2.500 Ärzte und Psychotherapeuten befragt

Für das fünfte PraxisBarometer Digitalisierung hat das IGES Institut im Auftrag der KBV im Herbst rund 2.500 Praxen online befragt. Im Fokus standen die Kommunikationswege mit Patienten sowie mit anderen Ärzten und Einrichtungen im Gesundheitswesen. 

Ergebnisse auf einen Blick:

  • Digitale Dokumentation und Kommunikation nehmen weiter zu.
  • eArztbrief mit größtem potentiellen Nutzen 
  • Videosprechstunden bieten vor allem Psychotherapeuten an.
  • Mehrere Faktoren hemmen weitere Digitalisierung.

  • Anwendungsnutzen im Austausch mit anderen Praxen/Einrichtungen

    Bei der Kommunikation mit anderen Praxen und Einrichtungen ist das Digitalisierungspotenzial aus Sicht der Niedergelassenen noch nicht ausgeschöpft. Bei Arztbriefen und Befunddaten wird der größte Nutzen gesehen. (Abbildung vergrößern durch Klick auf die Lupe)

  • Faktoren die eine weitere Digitalisierung hemmen

    In einigen Bereichen konnten Hemmnisse bereits abgebaut werden. Bedenken im Hinblick auf die Digitalisierung haben sich reduziert. (Abbildung vergrößern durch Klick auf die Lupe)

  • Erfahrungen mit der Telematikinfrastruktur: Anstieg der Fehlerhäufigkeit

    Unabhängig von der Größe einer Praxis hat die Fehlerhäufigkeit deutlich zugenommen. So geben inzwischen 29 Prozent und damit mehr als dreimal so viele Befragte wie 2020 an, tägliche Störungen zu erleben. (Abbildung vergrößern durch Klick auf die Lupe)

KBV-Vorstand Dr. Thomas Kriedel fordert Fehlermanagement von gematik und Industrie

Die KBV hat erneut Praxen zur Digitalisierung befragt?

Dr. Thomas Kriedel, Mitglied des Vorstands der KBV:
„Wir haben eine Einrichtung seit 2018, dieses Praxisbarometer Digitalisierung. Und damit wollen wir uns einen eigenen Eindruck vom Digitalisierungsgrad und der Meinung in den Praxen zur Digitalisierung und dem, was dort ankommt, machen. Das ist sehr erfolgreich. Das zeigt sich daran, dass in diesem Jahr rund 2.500 Praxen geantwortet haben. Freiwillig, und es ist ein relativ umfangreicher Fragebogen. Und wir haben dieses Fragebogensystem ergänzt um Fokusgruppen-Interviews. Wir haben also einen Kreis von 30 bis 60 Praxen zusätzlich befragt. Tiefeninterviews könnte man auch sagen, um wirklich ein bisschen nachzuhaken, wie es in der Digitalisierung aussieht. Insofern haben wir regelmäßig einen guten Eindruck davon, was sich in den Praxen zur Digitalisierung abspielt. Die Meinungen dazu, auch die Kritik und die Fehler.“

Was war das Ergebnis?

Dr. Thomas Kriedel, Mitglied des Vorstands der KBV:
„Also, erst mal scheinen sich viele Praxen inzwischen damit arrangiert zu haben. Es geht besser. Insgesamt die Kritik ist etwas zurückgegangen, aber es läuft längst noch nicht so, wie wir uns das vorstellen. Und vor allem auch die Praxen.“

Hat sich die digitale Kommunikation in den Praxen etabliert?

Dr. Thomas Kriedel, Mitglied des Vorstands der KBV:
„Das ist eine Anwendung, die auch in den Praxen von den Ärztinnen, Ärzten, Psychotherapeuten nachgefragt wird. Und da wurde in den letzten Jahren Kritik geäußert am KIM-Dienst, von der Politik und der Öffentlichkeit, warum schaffen sich die Ärzte denn keinen KIM-Dienst an. Und von den Praxen wurde gesagt, das ist so kompliziert, so schwierig in der Umsetzung. Beide Seiten hatten natürlich recht. Das hing aber damit zusammen. Inzwischen hat sich das wohl etwas stabilisiert. Inzwischen haben über 90 % der Hausärzte einen KIM-Dienst und ein KIM-Dienst ist ja geeignet, eine sichere Kommunikation datenschutzmäßig sicher auch abgesichert zu haben zwischen Arztpraxis und anderer Arztpraxis, allen, die im KIM-Dienst sind, die haben eine sichere Möglichkeit der Kommunikation. Und damit haben wir endlich die Chance auf einen Arztbrief zu kommunizieren, der sicher ist und nicht mehr auf Fax zurückgreifen muss, was viele noch gemacht haben, mangels einer besseren Alternative. Insofern sind wir auf einem guten Weg und das wird auch von vielen nachgefragt. Leider, das hören wir aus diesen Umfragen auch immer wieder, sind die Ärzte die einzigen, die zurzeit KIM-Dienst nutzen können. Die anderen, die mitmachen müssten, damit beispielsweise auch mit Krankenkassen kommuniziert werden kann, mit Krankenhäuser kommuniziert werden kann und zurück, die nutzen dieses Instrument noch nicht.“

Wie sieht es mit der Videosprechstunde aus?

Dr. Thomas Kriedel, Mitglied des Vorstands der KBV:
„Die Videosprechstunde hat ja einen richtigen Boom erlebt im Zeichen der Pandemie. Da wurde es wirklich genutzt. Danach ist die Nutzung sehr stark zurückgegangen und inzwischen hat sich, glaube ich, ein gesundes Verhältnis der Möglichkeiten der Videosprechstunde eingependelt. Das heißt konkret, auch die Befragung hat das gezeigt: Ärzte nutzen das, sagen aber, für neue Patienten oder auch für kompliziertere Fälle, die während einer Videokonferenz nicht erkennbar sind für den Arzt, da geht es natürlich nicht. Aber für beispielsweise Nachbesprechungen, Diagnose-Nachbesprechungen, Befundbesprechungen, aber auch bei chronischen Erkrankungen, da ist das durchaus ein Instrument, was sich viele Ärzte vorstellen können, wozu es auch genutzt wird. Und bei den Psychotherapeuten hat sich dieses Instrument auch bewährt.“

Was sehen die Praxen als Hemmnis an?

Dr. Thomas Kriedel, Mitglied des Vorstands der KBV:
„Es sind eigentlich immer wieder dieselben Punkte, die schon im letzten Jahr genannt worden sind. Zunächst mal ein ungünstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis. Das heißt einfach: Es ist teuer für das, was die Digitalisierung bislang in den Praxen bringt. Und das andere Thema ist natürlich immer wieder die Instabilität der Systeme. Das heißt also einfach die Praxen werden lahmgelegt oder zumindest gestört im Arbeitsablauf dadurch, dass die TI ausfällt. Wobei ich jetzt, wenn ich die TI sage, es sind also verschiedene Komponenten, es können die Geräte sein, die in der Praxis sind für die TI. Es kann aber auch die Übertragung in die TI hinein sein. Und da haben Ärzte gesagt, dass ein Drittel fast jeden Tag einen Ausfall hat von technischen Geräten. Das ist natürlich sehr ärgerlich, weil häufig dann auch am Ende der Arzt gefragt werden muss oder die entsprechende Technik gerufen werden muss. Das schafft dann eben Unsicherheit, stört Betriebsabläufe. Das ist mehr als ungünstig, das muss verbessert werden. Und was auch gemacht werden muss, ist natürlich auch, dass die Programme anwenderfreundlicher werden. Sie sind eben nicht, häufig noch nicht, die PVS-Systeme auf einen digitalen Abfluss oder Geschäftsprozess eingerichtet. Das bemängeln auch viele Ärzte, viele Praxen. Daran muss gearbeitet werden, das muss unbedingt umgesetzt werden. Und wir gehen davon aus, dass das passiert. Was auch ein großes Problem ist, dass häufig bei diesen komplexen Systemen - es sind technische Geräte, es sind PVS-Hersteller, es sind aber auch Telematikinfrastruktur-Komponenten, die alle in sich zusammenspielen müssen, damit das funktioniert - und wenn ein Fehler ist, den die Praxis nicht sofort zuordnen kann, zum Beispiel okay, da ist ein Lesegerät ausgefallen, das kann ich lokalisieren, das kann ich selbst lösen. Aber wenn es ein diffuser Fehler ist, es geht einfach nicht, es geht nicht raus, es geht nichts durch, dann ist für die Praxis unklar, wen kann ich ansprechen, wen muss ich fragen, dass es funktioniert. Und da ist unsere Vorstellung auch, dass die gesamte Betriebsverantwortung für die Telematikinfrastruktur von der Gematik übernommen wird und dass damit auch ein organisiertes Fehlermanagement oder ein Callcenter eingerichtet werden muss. Ich weiß nicht, ob die Gematik das macht, aber es muss irgendwo klar sein, wo sich der Arzt dann hinwenden können muss, in solchen Fällen, wo unklar ist, wo der Fehler auftritt. Denn die Digitalisierung schreitet ja fort, ist schon so weit gediehen, dass im Prinzip eine Arztpraxis heutzutage nicht mehr arbeitsfähig ist, wenn die TI länger ausfällt.“

Welche Schlüsse ziehen Sie aus der Befragung?

Dr. Thomas Kriedel, Mitglied des Vorstands der KBV:
„Also, zunächst einmal hat es ja durchaus eine positive Entwicklung in den letzten Jahren bei den Befragungen gegeben. Die Praxen waren schon immer überzeugt in der Masse, dass Digitalisierung Sinn macht. Inzwischen sehen auch einige Fortschritte dabei. Das ist gut, das muss unbedingt weitergeführt werden. Aber ich würde mir wünschen, dass insbesondere die Industrie, aber auch die Gematik konsequenter auf Fehlermanagement hinzielt und das schneller abbaut, die Fehler. Da gibt es verschiedene Wege, man kann Anwender-Circle machen usw. Das weiß die Gematik sicherlich auch. Das ist wichtig, dass es schnell passiert. Und was ganz wichtig ist, das hat auch gerade das eRezept gezeigt oder zeigt es immer noch. Es muss ausreichend und lange getestet werden. Die Anwendungsfälle in der Praxis sind so vielfältig, dass man das am grünen Tisch nicht erkennen kann, was da passiert. Und deshalb nochmal die dringende Bitte an die Beteiligten, die die Verantwortung dafür haben, ausreichend testen und nicht jede Fehlermeldung, die wir als KV-System zurückspielen, dient dazu, irgendwas zu blockieren oder nicht möglich zu machen. Ganz im Gegenteil. Wir wollen, dass das, was dann ausgerollt wird, vernünftig läuft. Im Interesse der Praxen natürlich, aber auch der Patienten.“

Ergebnisse der Vorjahre

PraxisBarometer Digitalisierung 2021
PraxisBarometer Digitalisierung 2020
PraxisBarometer Digitalsierung 2019
PraxisBarometer Digitalisierung 2018

Die vollständigen Datensätze der vergangenen Befragungen stellen wir gern anonymisiert zur Verfügung. Nehmen Sie dazu mit uns Kontakt auf: Anfrage