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Rückblick auf 40 Jahre KV-System

Kriedel: "Vorfahrt für die Selbstverwaltung"

23.02.2023 - Die Selbstverwaltung im Gesundheitswesen ist für Dr. Thomas Kriedel der Schlüssel „für unser erfolgreiches Gesundheitssystem“. In einem Video-Interview appellierte das scheidende KBV-Vorstandsmitglied nach über 40-jähriger Tätigkeit im KBV- und KV-System an die Politik, der Selbstverwaltung wieder mehr Kompetenzen zuzugestehen.

Mit dem Prinzip der Selbstverwaltung habe Deutschland für sich das richtige System gefunden. Allerdings sei „die wahre Bedeutung“ der Selbstverwaltung nicht mehr da, sagte Kriedel und fügte hinzu: „Sie ist ausgehöhlt worden durch viele Einzel-Eingriffe des Staates.“

Das Grundprinzip sei ganz einfach, fuhr er fort. Der Staat sollte den Rahmen setzen, die konkrete Ausgestaltung aber der gemeinsamen Selbstverwaltung überlassen. Wichtig seien zudem regionale Lösungen. Nicht alles müsse zentral geregelt und auf das gesamte Bundesgebiet ausgerollt werden.

Nachwuchs für die Selbstverwaltung begeistern

Eine besondere Herausforderung sieht Kriedel darin, nachfolgende Ärztegenerationen für die ärztliche Selbstverwaltung zu begeistern. Er könne sich noch gut an seine Zeit bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Westfalen-Lippe erinnern, als über 600 Ärzte ehrenamtlich unter anderem in Prüfungs-, Qualitätssicherungs- und Zulassungsausschüssen tätig waren. Sie hätten gewusst, wovon sie redeten, und hätten immer einschätzen können, was in der Praxis gehe und was nicht. Davon lebe die Selbstverwaltung.

Die junge Ärztegeneration müsse diesen Wert wiedererkennen und sehen, dass sie etwas bewegen könne, sagte Kriedel. Dies könne aber nur gelingen, wenn der Gesetzgeber auch die Erfahrungen von KBV und KVen nutze. Deshalb müsse gelten: „Vorfahrt für die Selbstverwaltung“. Dies sei die Herausforderung der Zukunft.

Digitalisierung am Bedarf ausrichten

Enttäuscht zeigte sich Kriedel vom Stand der Digitalisierung. Bei seinem Amtsantritt als KBV-Vorstandsmitglied vor sechs Jahren habe er erwartet, dass sich die Digitalisierung am Bedarf der Praxen und Patienten orientiere und nicht umgekehrt. Der Fehler der letzten Jahre sei gewesen, dass man erst auf die Technik geschaut und dann nach Anwendungen gesucht habe.

Für die Zukunft wünsche er sich eine stärkere Rücksichtnahme auf die Belange der Praxen. Er habe den Eindruck, dass die gematik dies inzwischen erkannt habe.

Kriedel wies in dem Zusammenhang auf die Aufgabe der KBV und des KV-Systems hin, die Interessen ihrer Mitglieder bei der Politik einzubringen und Verbesserungsvorschläge zu artikulieren. Dies habe nichts mit Lobbyismus zu tun oder damit, dass man etwas blockieren wolle. Es gehe darum, praxisadäquate Lösungen zu finden. Diese Wahrnehmung wünsche er sich auch von politischer Seite und von der gematik.

Zur Person: Dr. Thomas Kriedel

Dr. Thomas Kriedel ist seit sechs Jahren Mitglied des Vorstands der KBV. Bei den Wahlen zum neuen KBV-Vorstand am 3. März wird er nicht wieder antreten. Damit endet für den Volkswirt zugleich seine über 40-jährige Tätigkeit im KBV- und KV-System. Kriedel war vor seinem Amt als Vorstandsmitglied der KBV 32 Jahre in der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe tätig, zuletzt als Vorstandsmitglied. Zuvor arbeitete er vier Jahre in der Honorarabteilung der KBV.

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