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Hofmeister: „Angst ist kein guter Ratgeber“

Ein langfristiges Konzept im Umgang mit SARS-CoV-2, das auf Realismus statt Alarmismus setzt, hat Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), heute bei einem Online-Treffen der Mitglieder der Vertreterversammlung gefordert: „Das Virus ist da und es wird bleiben.“

Berlin, 4. Dezember 2020 – Seit Beginn der Corona-Pandemie werde von politischer Seite hauptsächlich mit negativen und angsterzeugenden Bildern und Botschaften gearbeitet, so Hofmeister. Dies widerspräche dem ärztlichen Erfahrungswissen zutiefst. „Als Ärzte wissen wir aus unserer täglichen Praxis: Angst ist kein guter Ratgeber.“

Dass die ersten Impfstoffe jetzt vor der Zulassung stünden, lasse in der Tat hoffen – auch wenn es noch einige Unbekannte in der Gleichung gebe. „Das Impfen ist ein Meilenstein im Kampf gegen die Pandemie. Dennoch muss weiter der Umgang mit dem Virus beachtet werden“, so Hofmeister. Denn das Virus werde auch mit einer Impfung nicht eliminiert werden.

Hofmeister versicherte: „Wir stehen als Vertragsärztinnen und -ärzte selbstverständlich für das Impfen bereit und werden mit dem vertragsärztlichen System alle Anstrengungen unternehmen, die dafür verantwortlichen Bundesländer bei einer raschen und sicheren Durchimpfung der Bevölkerung zu unterstützen.“

Gegenseitige Schuldzuweisungen und Profilierungsversuche der Sektoren ambulant und stationär lehnt Hofmeister entschieden ab. Der Kampf gegen die Pandemie sei letztlich eine gemeinsame Anstrengung des gesamten Gesundheitswesens. „Lassen Sie uns zusammenhalten und die Kollegen vor Ort ihren Job machen, jeder in seinem Bereich. Wir sollten uns unterhaken, statt mit dem Finger aufeinander zu zeigen“, mahnte Hofmeister.

Skeptisch sieht der KBV-Vize die beinahe „ungebremste Gesetzesmaschinerie“ des Bundesgesundheitsministeriums und nannte als Beispiel den Ausbau der Videosprechstunde. In der Pandemie hätte sie durchaus geholfen, Patienten zu versorgen. „Ich fürchte aber, dass aus dieser leicht geöffneten Tür ein Scheunentor wird, das wir nicht mehr geschlossen kriegen. Wenn etwa die Videosprechstunde künftig auch von Patienten in Anspruch genommen werden kann, die den jeweiligen Arzt noch nie zuvor gesehen haben, dann ist der Weg in eine reine Callcenter-Medizin offen.“

Hofmeister kritisierte zudem den GKV-Spitzenverband: Mit der Pandemie als „Kronzeugen“ beharrten die Krankenkassen darauf, dass kein Geld vorhanden sei – selbst für Leistungen, die unabhängig von jedweder Sondersituation schon seit langem chronisch unterfinanziert seien, wie etwa Hausbesuche. Hofmeister: „Uns als Bollwerk der Versorgung zu preisen und dann am langen Arm auszutrocknen ist unerhört und extrem kurzsichtig! Das System der ambulanten Versorgung in Deutschland mit den selbstständigen Praxen ist die preiswerteste, flexibelste, dichteste und belastbarste Versorgung, die es gibt.“

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