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Stand 17.11.2022

Studien

Bürokratieindex (BIX)

Die KBV veröffentlicht seit 2016 einen Bürokratieindex für die vertragsärztliche Versorgung. Er stellt transparent dar, wie viel Zeit die niedergelassenen Ärzte, Psychotherapeuten und ihre Angestellten im Jahr für Verwaltungsarbeit infolge von Vorgaben der gemeinsamen Selbstverwaltung aufwenden.

Entwickelt hat ihn die KBV gemeinsam mit dem Nationalen Zentrum für Bürokratiekostenabbau der Fachhochschule des Mittelstandes. 

BIX 2022: höherer zeitlicher Aufwand für die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung

Worum ging es beim Bürokratieindex in diesem Jahr?

Dr. Thomas Kriedel, Mitglied des Vorstands der KBV:
"In diesem Jahr ging es speziell um eine Frage, und zwar Auswirkungen der Digitalisierung in die Praxis. Wir haben das nicht allgemein gemacht, sondern haben genau gefragt zu dem, zu der Anwendung, die auch in den Praxen am weitesten ausgerollt. Es ist die elektronische Arbeitsunfähigkeit. Da haben wir in diesem Jahr spezifisch nachgefragt, Wie ist der Aufwand, wie können Sie das in der Praxis umsetzen?"

Zu welchem Ergebnis kam die Untersuchung?

"Der Bürokratieindex dieses Jahr hat gezeigt, dass die Belastung der Praxen durch das Ausstellen der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung deutlich gestiegen ist. Im Durchschnitt 50 Sekunden mehr Zeit als die Ausstellung der Papier-Arbeitsunfähigkeit. Und das ist ein unzumutbarer Aufwand für die Praxen. Wir fordern daher, dass das schnellstmöglich zurückgeführt wird, mindestens auf den Aufwand mit Papier, am besten noch weniger."

Woran liegt es, dass die eAU mehr Zeit braucht?

"Es hat sich herausgestellt, dass der große Engpass-Faktor, der Faktor, der das Verfahren zum Stocken bringt, ist der Signaturprozess. Es ist ja so, dass ein elektronisches Rezept, aber auch die elektronische AU, signiert werden muss, das heißt mit der elektronischen Unterschrift versehen. Dazu braucht der Arzt eine Signierkarte, das ist der elektronische Heilberufeausweis. Der wird in das Gerät gesteckt, und dann wird während des Signaturprozesses ein Abgleich der Daten vorgenommen zwischen der Arztpraxis und einem Rechner im Netz. Und dabei wird ein Token ausgetauscht, um sicherzustellen, dass es wirklich ein berechtigter Arzt, eine berechtigte Praxis ist. Und dieser Prozess, der dauert teilweise sehr lange."

Gibt es weitere Probleme?

"Das zweite Problemfeld sind Fehlermeldungen, Fehlermeldungen, die erst nach dem Ausstellen und Versenden der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung an den Kassenserver passieren. Und das passiert eben meistens, nachdem der Patient weg ist, nach 30, 60, 120 Minuten. Und dann ist natürlich das Problem sehr groß. Der Patient ist weg, er braucht aber die eAU. Was bleibt der Praxis über in den meisten Fällen? Das Ersatzverfahren. Es bedeutet wie bisher, es wird von Hand, also mit dem Drucker wird ein Papierformular ausgedruckt. Die Praxis muss es dann nehmen, eintüten, in einen Umschlag mit Briefmarke versehen und dann an die Krankenkasse schicken. Ein schlechtes Verfahren, das zeitlich, was auch den Praxisablauf natürlich komplett durcheinanderbringt und wo der Patient auch unter der falschen Voraussetzung rausgeht, das wäre schon alles elektronisch passiert. Gott sei Dank ist das nur in sehr wenigen Fällen so. Etwa 1 Prozent, sagt die Gematik. Aber auch 1 Prozent ist viel zu viel. Bei rund 90 Millionen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung pro Jahr wären das auch etwa 900.000 Fälle. Wir gehen davon aus, dass sich die Zahl senken wird. Aber ich erwarte, dass das schnell geht. Die Praxen müssen nicht unnötig mit diesem Verfahren belastet werden."

Wird an der Fehlerbehebung gearbeitet?

"Ja, es wird natürlich jetzt dran gearbeitet von PVS-Systemen, von der gematik, da sind ja viele beteiligt daran, ist ja ein technisch komplexes Verfahren. Aber unsere Kritik daran ist, das hätte man besser vorher machen sollen, ausreichend testen und nicht erst praktisch in der Arztpraxis dann die Fehler auftauchen lassen und dann bereinigen."

Was fordern Sie als KBV?

"Im Prinzip ist es ganz einfach: Vorher rechtzeitig überlegen, was man macht, austesten und die Betroffenen, das betrifft die Krankenkassen, betrifft die Arztpraxis in jedem Fall ganz essenziell, aber auch die Versicherten, Patienten mit einbeziehen, rechtzeitig austesten, das ist in dem Fall nicht gemacht worden. Es läuft trotzdem relativ gut. 80 Prozent setzen das ein, aber ein Aufwand von 1,25 Millionen zusätzlichen Bürokratie-, Arbeitsstunden, Belastung für die Praxen, das ist unzumutbar. Und das ist bei rund 90 Millionen Bürokratiestunden, die wir vor zwei Jahren hatten, ist 1,25 Millionen zusätzlich auch nicht zu vernachlässigen. Und wir dürfen nicht vergessen: Wir erwarten ja von der Digitalisierung eine Verbesserung und auch eine Beschleunigung der Prozesse. Und insofern fordern wir ausreichend vorher testen. Und ich hoffe, dass diese Beispiele aus der eAU zeigen, dass wir im Rahmen des eRezeptes, was noch mal viel mehr in den Praxen bewirkt. Also viel mehr Formulare müssen da ausgestellt werden, dass das dazu führt, dass wir ausreichend testen und das zeigt zurzeit die Erfahrung in beiden Test-KVen, dass in der Tat das notwendig ist. Und ich kann nur davor warnen, das Verfahren vorher umzusetzen, bevor ausreichend getestet ist. Und das hat unser BIX-Messung jetzt gezeigt. Die Praxen sind unzufrieden mit dem zusätzlichen Aufwand, nicht mit dem elektronischen Verfahren an sich, aber mit dem zusätzlichen Aufwand, also praktisch mit der Umsetzung der Digitalisierung, nicht der Digitalisierung selbst. Das ist mir wichtig, deutlich zu machen. Das haben die Ergebnisse auch gezeigt. Viele Praxen sagen prima, wenn es funktioniert, bin ich damit einverstanden. Aber es muss funktionieren. Eigentlich eine triviale Forderung."

Schwerpunktthema des aktuellen BIX ist die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU). Die Studie untersucht, welche Auswirkungen die Umstellung von der papierbasierten Bescheinigung von Arbeitsunfähigkeit auf das elektronische Verfahren auf die Bürokratiebelastung der vertragsärztlichen Praxen hat.

Es zeigt sich, dass das digitale Verfahren aktuell mit einem zusätzlichen zeitlichen Aufwand von 50 Sekunden pro Fall einhergeht.

Hochgerechnet auf die Gesamtzahl der jährlich ausgestellten Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen entsteht damit ein zusätzlicher Bürokratieaufwand in Höhe von etwa 1,25 Millionen Stunden in den Vertragsarztpraxen.

Gründe für die Zusatzbelastung sind die lange Dauer des elektronischen Signiervorgangs sowie der Aufwand für den Nachversand der papiergebundenen Ersatzbescheinigung bei Fehlern des digitalen Versands.

Mitschnitt der Pressekonferenz zum BIX 2022

Bürokratieindex der Vorjahre

Bürokratieindex 2020

Der Bürokratieaufwand in den Praxen ist im Berichtsjahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 1,3 Prozent gestiegen. Zusätzlich belastet die Corona-Pandemie die Vertragsärzte und -psychotherapeuten mit komplexen Regelungen.

Insgesamt 55,8 Millionen Netto-Arbeitsstunden verursachten die Informationspflichten in diesem Jahr – das sind 715.000 Stunden mehr als 2019. Aktuell müssen etwa 61 Arbeitstage pro Jahr und Praxis für die Erfüllung von Informationspflichten aufgewendet werden.

In Fokusgruppeninterviews sprachen FHM und KBV mit Haus- und Fachärzten aus ganz Deutschland über die Erfahrungen der Praxen im Umgang mit SARS-CoV-2. Die Gespräche machten das große Engagement und den persönlichen Einsatz der Niedergelassenen in der Krise, aber auch den Handlungsbedarf beim Abbau bürokratischer Belastungen deutlich. 

Bürokratieindex 2019

BIX 2019: Belastung durch Bürokratie leicht rückläufig

Die Bürokratiebelastung aus den Vorgaben der Selbstverwaltung auf Bundesebene ist in diesem Jahr wieder leicht zurückgegangen. Mit aktuell etwa 60 Arbeitstagen, die pro Jahr und Praxis für die Erfüllung von Informationspflichten aufgewendet werden müssen, ist die Belastung aber immer noch sehr hoch.

KBV und FHM haben in Workshops mit neu Niedergelassenen darüber diskutiert, welche bürokratischen Hemmnisse bei der Niederlassung auftreten. Als Ergebnis wurden konkrete Vorschläge erarbeitet, wie jungen Ärzten und Psychotherapeuten der Einstieg in die vertragsärztliche Versorgung erleichtert werden kann.   

Bürokratieindex 2018

BIX 2018: Belastung durch Bürokratie steigt wieder leicht an

Der Bürokratieindex für die bürokratische Belastung von Vertragsärzten und -psychotherapeuten durch die gemeinsame Selbstverwaltung ist gegenüber dem Wert von 2017 wieder leicht angestiegen. Der bürokratische Aufwand in den Praxen beträgt damit aktuell in Summe etwa 54,5 Millionen Arbeitsstunden pro Jahr. Hinzu kommt der Aufwand, der sich aus der Bundesgesetzgebung sowie aus den Vorgaben auf KV-, Landes- und Kommunalebene ergibt.

Da die mit Verwaltungsarbeit verbrachte Zeit nicht für die Behandlung von Patienten zur Verfügung steht, hat die KBV Maßnahmen zur Reduktion des bürokratischen Aufwands ergriffen und möchte weitere initiieren, wie beispielsweise ein verbindliches Abbauziel.

Bürokratieindex 2017

BIX 2017: Belastung durch Bürokratie steigt wieder leicht an

Der Bürokratieindex für die bürokratische Belastung von Vertragsärzten und -psychotherapeuten durch die gemeinsame Selbstverwaltung ist gegenüber dem Wert von 2016 wieder leicht angestiegen. Die Gesamtbelastung in den Praxen beträgt damit aktuell etwa 54 Millionen Stunden pro Jahr. Hinzu kommt der Aufwand, der sich aus der Bundesgesetzgebung sowie aus den Vorgaben auf KV-, Landes- und Kommunalebene ergibt.

Bürokratieindex 2016

BIX 2016: Belastung durch Bürokratie ist leicht gesunken, dennoch ist sie auf hohem Niveau

Der Bürokratieindex für die bürokratische Belastung von Vertragsärzten und -psychotherapeuten durch die gemeinsame Selbstverwaltung ist von der Basis 100 im Jahr 2013 um 4,72 Punkte auf 95,28 Punkte im Jahre 2016 gesunken. Das entspricht 52 Millionen Stunden, die Ärzte und Psychotherapeuten 2016 mit Büroarbeit verbrachten.