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Ambulantisierung voranbringen: mehr Tempo und Mut erforderlich

Ambulantisierung: Wie ist da der aktuelle Stand?

Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der KBV: Ja, ehrlicherweise enttäuschend. Man hört zwar immer von Ambulantisierung, der Minister wird ja auch nicht müde, die Ambulantisierung im Munde zu führen. Allerdings erkennen wir nicht wirklich, dass hier entsprechende Schritte unternommen werden. Auch die vielgepriesene Einigung bei der Krankenhausreform weist zwar in verschiedenen Punkten auf Ambulantisierung hin. Die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen hat man offensichtlich dabei vergessen. Und es ist natürlich völlig klar, dass eine Ambulantisierung nur gelingen kann, wenn dies zusammen mit den Niedergelassenen durchgeführt wird, weil Kompetenz, Qualität und auch schlicht die erforderliche Zahl von Fachärzten wird sich in der Krankenhauslandschaft so nicht finden lassen. Die Kollegen im Krankenhaus sind ohnehin schon überlastet. Wie die jetzt noch zusätzlich die Ambulantisierung schultern wollen, bleibt das Geheimnis des ein oder anderen Experten. Von daher muss man sagen hier ist tatsächlich konstruktiver Dialog mit den Niedergelassenen gefragt. Und allein das Thema 115f lässt einen ja ins Grübeln kommen, nachdem die Verhandlungen fast erwartbar gescheitert waren. Da die DKG kein wirkliches Interesse an einer Ambulantisierung hat, warten wir gespannt auf die Rechtsverordnung und nach neuesten Informationen wird die aber erst deutlich in der zweiten Jahreshälfte kommen und somit erst zum 1.1.24 in Kraft treten. Das ist natürlich auch keine gute Nachricht. Wir hoffen jetzt zumindest, dass sie dann entsprechend so ausfällt, dass auch Ambulantisierung stattfinden kann und nicht mit irgendwelchen Kleinstmengen an OPS-Codes, die dann ambulant durchgeführt werden kann.

Warum lässt die Rechtsverordnung so lange auf sich warten?

Das bleibt das Geheimnis des Ministeriums. Ich meine, sie haben ja viele Dinge, die sie anschieben wollen. Wir haben ja gehört, dass praktisch alle Gesetze und Rechtsverordnungen schon in der Schublade liegen und man nur noch auf den geeigneten Zeitpunkt wartet. Für den 115f wäre der geeignete Zeitpunkt jetzt eigentlich gekommen. Und es erfordert natürlich gewissen Mut und auch gestalterischen Willen, um jetzt den 115f so umzusetzen, dass er den Ankündigungen im Koalitionsvertrag annähernd entspricht. Denn da wurde ja vollmundig die Ambulantisierung angepriesen und speziell die Hybrid-DRG als Lösung der Vergütungsprobleme in diesem sektorübergreifenden Bereich genannt. Das würde bedeuten, dass man eine große Zahl von Operationen mit Hybrid-DRGs versieht und die Ambulantisierung anstößt. Alleine, ob das kommt? Zweifel sind sicher angebracht.

Was muss jetzt geschehen?

Der Minister muss den Ankündigungen Taten folgen lassen und muss dokumentieren, dass er wirklich an einer Ambulantisierung, einer echten Ambulantisierung Interesse hat. Und dass es nicht nur darum geht, verbrämt weitere Unterstützung für die Krankenhäuser zu produzieren. In phantasievoll gekleidete neue Paragrafen, die aber letztlich alter Wein in neuen Schläuchen sind und das Ambulantisierungspotenzial nicht in Ansätzen heben können.

Die Ambulantisierung soll vorangebracht werden - so steht es im Koalitionsvertrag der Bundesregierung. Doch bislang ist das Vorhaben noch nicht vorangekommen, so die Einschätzung vom KBV-Vorstandsvorsitzenden Dr. Andreas Gassen. Im Interview berichtet er über den aktuellen Stand und was aus seiner Sicht nun dringend zu tun ist.