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Coronaherbst - Sind die Praxen vorbereitet?

Wie sieht es gerade in den Hausarztpraxen aus?

Ich denke, dass sich die Situation langsam normalisiert, was die Covid-Aktivitäten angeht. Auch wenn viele jetzt von einer vierten Welle sprechen, ist doch klar, dass mit den hohen Impf-Zahlen und auch die hohe Zahl der Genesenen jetzt die schweren Fälle weniger werden und insofern die Praxen sich vielleicht wieder ein Stück weit mehr auf ihr Routine-Geschäft konzentrieren können, wenngleich der Herbst natürlich noch mal turbulent werden wird.


Was kommt im Herbst auf die Niedergelassenen zu?


Wir erwarten mit Sicherheit einige Auffrischungsimpfungen, was Corona angeht. Bedauerlicherweise gibt es da bisher aber noch keine wirklich klaren, wissenschaftlich hinterlegten Richtlinien, wonach sich die Kolleginnen und Kollegen richten könnten, was wieder sehr viel Zeit in den Praxen brauchen wird, weil nämlich die verunsicherten Bürgerinnen und Bürger natürlich nachfragen: Was ist denn jetzt? Soll ich, soll ich nicht? Und derzeit spricht wissenschaftlich alles dafür, dass man lediglich hochalte Patienten und immungeschwächte Patienten ein weiteres Mal impfen muss, sechs Monate nach der vollständigen Impfung. Das wäre eine überschaubare Zahl. Das wäre eine Zahl, die auch die Praxen gut leisten könnten trotz Influenza-Impfung im Winterhalbjahr, wenn die alle nacheinander kommen. Wenn aber die Äußerungen so bleiben, wie sie sind, dass eben jeder geimpft werden kann, aufgefrischt werden kann, der will, dann wird es sehr unübersichtlich und es wird ungeheures Diskussionspotenzial in den Praxen hervorrufen.


Sind die Auffrischungsimpfungen in den Praxen zu stemmen?

Mit der jetzt bisher wissenschaftlich belegten Notwendigkeit für Auffrischungsimpfungen sind das Zahlen, die gut in den Praxen zu bewältigen sind. Da sehen wir keine Erforderlichkeit mehr für Impf-Zentren. Insofern können aus unserer Sicht vermutlich diese Impf-Zentren landauf, landab eingestellt werden. Ob das in einzelnen Regionen, bedingt durch spezielle Umstände anders ist, das können wir nicht in jedem Einzelfall beurteilen. Aber grundsätzlich ist das, was an Dritt-Impfungen ansteht, in den Praxen zu bewältigen.


Sind die Praxen gut vorbereitet?

Also es gibt, glaube ich, kaum jemanden, der so viel Erfahrung im Umgang mit Corona hat, wie die Vertragsärztinnen und Vertragsärzte und Psychotherapeuten, die das ja seit anderthalb Jahren stemmen. Die große Last der ganzen Infizierten und Verunsicherten, der Erkrankten, aber auch derer, die nur Sorgen haben, sind ja in den Praxen gewesen. Die Praxen sind bestens vorbereitet, sie sind ausgerüstet. Inzwischen gibt es Schutzmaterial. Dennoch ist der Aufwand weiterhin höher als früher, der Hygieneaufwand, auch der Aufwand der Sprechstunden-Organisation. Insofern die Praxen sind vorbereitet. Sie sind routiniert, aber die Arbeitslast, der Arbeitsanspruch ist höher geworden.


Welche Unterstützung erwarten Sie von der Politik?

Das eine wäre, das Impfen möglichst schnell in einen Regelimpfbetrieb zu überführen mit den üblichen Regeln und Präliminarien, die fürs Impfen gelten, dabei auch gleichzeitig die sehr aufwendige Dokumentation wieder zu verschlanken und auf das zurückzuführen, was wir bei anderen Impfungen auch brauchen, das ist sicher eine ganz wesentliche Sache. Und dann ganz entscheidend: klare Ansagen, klare Forderungen, was ist gewünscht, was ist nicht gewünscht, was ist vertretbar, was ist erforderlich. Denn diese klaren Leitlinien ersparen sehr viele lange Gespräche in den Praxen mit verunsicherten Menschen.


Was möchten Sie den Praxen gern mitgeben?

Meinen ganz großen und herzlichen Dank für die ungeheure Leistungsbereitschaft, die sie und ihre Teams in der ganzen Zeit gezeigt haben. Auch als es ganz schwer war, am Anfang, als alle verunsichert waren, als kein Material da war, keine persönliche Schutzausrüstung, haben die Praxen ihren Job gemacht, haben Stellung gehalten, haben die Menschen hier im Land versorgt, zuverlässig, wohnortnah und flächendeckend. Und das ist eine ganz großartige Leistung, die aus meiner Sicht politisch nach wie vor nicht ausreichend gewürdigt wurde.

Im Herbst stehen neben den üblichen Grippeschutz-Impfungen nun auch noch Corona-Auffrischungsimpfungen an. Ein Mehraufwand, den die Praxen zusätzlich zur Regelversorgung ihrer Patienten leisten müssen. Was das für die Arztpraxen heißt, erklärt Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KBV, im Interview.

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