KBV-Herbsttagung 2018: Perspektiven des Sicherstellungsauftrags
10. Oktober 2018 in Berlin
Nach dem gelungenen Auftakt des Formats der KBV Herbsttagung in 2016 diente auch die diesjährige Herbsttagung am 10. Oktober 2018 als Plattform für ein breites Fachpublikum, um die Perspektiven der Sicherstellung anhand von konkreten Ansätzen und Konzepten aus den verschiedenen Themenfeldern der ambulanten Versorgung zu beleuchten.
Begrüßt wurden die Teilnehmer vom stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der KBV, Dr. Stephan Hofmeister. (Foto: Dino Carl Novak - KBV)
Auf dem Podium diskutierten (v.l.n.r.): Prof. Dr. Christoph Straub (BARMER), Joachim Becker (BMG), Prof. Dr. Marion Haubitz (SVR) und KBV-Vorstand Dr. Andreas Gassen, unter der Moderation von Dr. Robert Paquet (Mitte). (Foto: Dino Carl Novak - KBV)
KBV-Vorstandsmitglied Dr. Stephan Hofmeister (Foto: Dino Carl Novak - KBV)
„Sicherstellung – das ist eine der Kernkompetenzen des KV-Systems. Hinter dem Schlagwort verbergen sich ebenso äußert kleinteilige Entscheidungen in den Regionen wie die großen Vorgaben zur Bedarfsplanung auf bundesweiter Ebene. Sicherstellung geht immer nur in gemeinsamer Selbstverwaltung mit den Krankenkassen, Sicherstellung heißt aber auch Kooperation, wo immer das vor Ort nötig ist. Sicherstellung ist komplex und immer umstritten. Vor allem aber bedeutet Sicherstellung keinen Stillstand, sondern permanente Weiterentwicklung. Und genau darüber werden wir heute reden.“
Mit diesen Worten begrüßte Herr Dr. Hofmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KBV, die rund 150 Gäste von Kassenärztlichen Vereinigungen, Krankenkassen, Berufsverbänden sowie Fachinstituten und Projektakteuren im VKU-Forum.
Neben sechs Seminaren zu den Themen Bedarfsplanung, Notfallversorgung, intersektorale Versorgung, Ersteinschätzung, Patienteninformation und Plattformökonomie fanden ein gesundheitspolitisches Podium sowie ein Austausch zum Innovationsfonds statt.
Am Vormittag wurden die Themen aus der Perspektive der Planenden und am Nachmittag aus Sicht der „Anwendenden“ vorgestellt und diskutiert.
Bedarfsplanung – Gutachten
Moderation: Dr. Bernhard Gibis, KBV
Diese Session beschäftigte sich, vor dem Hintergrund des gesetzlichen Auftrags an den G-BA zur Reform der Bedarfsplanung, mit aktuellen Überlegungen zu deren Weiterentwicklung. Zu diesem Zweck hat der G-BA ein Gutachten in Auftrag gegeben. Dieses wurde zunächst im Rahmen der Session vorgestellt. Es wurde gezeigt, dass die Versorgung in Deutschland bereits heute sehr gut ist und wie die Morbidität stärker in der Verteilung der ärztlichen Kapazitäten berücksichtigt werden kann. Im Anschluss wurden die Weiterentwicklungsmöglichkeiten aus Sicht des GKV-Spitzenverbands und des Sachverständigenrats Gesundheit präsentiert und diskutiert.
Moderation: Dr. Monika Schliffke, KV Schleswig-Holstein
Ziel dieser Session war es, die aktuellen Entwicklungen der Notfallversorgung zu präsentieren. Zunächst wurden die Regelungen des G-BA zum gestuften System von Notfallstrukturen in Krankenhäusern vorgestellt und auf deren Grundlage die Bedeutung einer integrierten Betrachtung der Notfallversorgung herausgestellt. Die Empfehlungen des SVR einer sektorenübergreifenden Notfallversorgung umfassen eine Integration auf struktureller Ebene, z.B. eine einheitliche Rufnummer und Zentrenbildung, aber auch mit finanziellen und sozialrechtlichen Konsequenzen. Auch das Gutachten zur optimalen räumlichen Verteilung von Notfallzentren setzt auf eine großräumige Organisation mit Notfallpraxen an Krankenhausnotaufnahmen.
Der Themenblock Intersektorale Versorgung widmete sich Ideen und Beispielen, wie eine sektorenübergreifende Versorgung und Zusammenarbeit gelebt werden kann. Zu Beginn wurde ein Gutachten zu intersektoralen Gesundheitszentren vorgestellt und mit ausgewählten Expertinnen und Experten und Entscheidungsträgern diskutiert. Als weitere Strukturvariante wurde ein neuer Ansatz zur Weiterentwicklung des Belegarztwesens präsentiert. Praktische Anschauungsobjekte sind das Konzept einer Praxisklinik in Hamburg sowie die Verzahnung ambulanter und stationärer Versorgungskapazitäten in einem ambulant-stationären Zentrum im Rahmen eines vom Innovationsfonds geförderten Projektes.
Die Session wurde mit einem Blick auf die Hintergründe, die Funktionsweise und die Informations- und Kommunikationstechnologie des Nederlandse Triage Standaard (NTS) eröffnet. Im Anschluss folgte die Vorstellung des Schweizer Modells, welches im Moment als deutsche Variante in Form von SmED (Strukturierte medizinische Ersteinschätzung in Deutschland) entwickelt wird. Zwei Praktiker konnten aus dem eigenen Erfahrungsschatz zur Ersteinschätzung am gemeinsamen Tresen berichten: aus der Perspektive eines Bereitschaftsdienst- sowie eines Krankenhausarztes.
Moderation: Dr. Sebastian Schmidt-Kaehler, Patientenprojekte GmbH
Der Themenblock „Patienteninformation und -befähigung“ widmete sich Konzepten und Ideen aus dem Bereich Gesundheitskompetenz, die von verschiedenen Expertinnen und Experten vorgestellt und diskutiert wurden. Neben der Vorstellung des Nationalen Aktionsplans Gesundheitskompetenz sowie dem Konzept des nationalen Gesundheitsportals wurden die Ergebnisse einer Befragung unter niedergelassenen Ärzten zum Umgang mit informierten Patienten sowie ein vom Innovationsfonds gefördertes Projekt zur Aktivierung der Gesundheitskompetenz von Versicherten mit erhöhtem Risiko für Diabetes mellitus präsentiert.
Plattformökonomie: Ein Modell für Ärzte und Patienten?
Moderation: Dr. Thomas Kriedel, KBV
Zunächst wurde der Begriff der „Plattformökonomie“ allgemein betrachtet, um ihn dann auf das Gesundheitswesen zu übertragen. Dabei wurde gezeigt, dass die KV eine Plattform für Arzt und Patient darstellt, dessen digitale Unterstützung in der heutigen Zeit eine große Bedeutung einnimmt. Dabei sind im Bereich der sensiblen Arzt-Patientenkommunikation unabhängige, neutrale Plattformen essenziell: Das KV-System hat bereits mit dem Ausbau der Terminvermittlung, der Arztsuche sowie der Schnittstelle von KV-Connect begonnen. Zudem präsentierte der Berufsverband der Frauenärzte seine App zur Betreuung von Schwangeren als ein Beispiel für nicht-kommerzielle Informationsplattformen.
Nachdem die dritte Förderwelle des Innovationsfonds bekanntgegeben wurde, berichteten drei geförderte Projekte mit KV-Beteiligung in Kurzvorträgen über ihre Erfahrungen, v.a. zu Beginn der Förderung. Alle Vortragenden waren sich einig, dass die Brücke von Innovation in die Regelversorgung trotz bürokratischer Anlaufschwierigkeiten geschlagen werden kann.
Die Podiumsdiskussion nahm mit dem Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) das aktuelle Gesetzesvorhaben in den Fokus: Dr. Andreas Gassen, KBV-Vorstandsvorsitzender, diskutierte mit Joachim Becker, Unterabteilungsleiter im BMG sowie mit Prof. Dr. Haubitz vom SVR und Prof. Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der BARMER Ersatzkasse über die Bemühungen des Gesetzgebers den Zugang von gesetzlich Versicherten zu Ärzten und Psychotherapeuten zu regeln.
Parallel fand eine Pressekonferenz zur Vorstellung eines durch die KBV in Auftrag gegebenen Gutachtens zur Umwandlung kleiner, ländlicher Krankenhäuser in intersektorale Gesundheitszentren (IGZ) statt. Das Gutachten wurde von der Universität Bayreuth und der Oberender AG verfasst und vorgestellt. Die Pressemitteilung sowie das Gutachten finden Sie hier:
Die KBV veranstaltet die Herbsttagung alle zwei Jahre im Wechsel mit dem KBV Sicherstellungskongress. Der nächste Sicherstellungskongress findet am 20. und 21. Mai 2019 in Berlin statt.
Das Programm auf einen Blick
10.00 - 10.30 Uhr
Eröffnung
Dr. Stephan Hofmeister, KBV
10.30-12.00 Uhr
Strategien und Lösungswege der Sicherstellung
Bedarfsplanung - Gutachten
Integrierte Notfallversorgung
Intersektorale Versorgung
Moderation:
Dr. Bernhard Gibis,
KBV
Moderation:
Dr. Monika Schliffke,
KV Schleswig-Holstein
Moderation:
Walter Plassmann,
KV Hamburg
Vorstellung des G-BA Gutachtens zur Weiterentwicklung der Bedarfsplanung
Prof. Dr. Leonie Sundmacher, Ludwig-Maximilians-Universität München
Bedarfsplanung aus Sicht des SVR
Prof. Dr. Wolfgang Greiner, Sachverständigenrat Gesundheit
Bedarfsplanungsgutachten aus Sicht des GKV-Spitzenverbands
Dr. Thomas Uhlemann, GKV-Spitzenverband
Das gestufte System von Notfallstrukturen in Krankenhäusern
Johannes Wolff, GKV-Spitzenverband
Integrierte Notfallversorgung aus Sicht des SVR
Prof. Dr. Marion Haubitz, Sachverständigenrat Gesundheit
Optimale räumliche Verteilung von Notfallzentren
Prof. Dr. Andreas Beivers, Hochschule Fresenius München
Intersektorale Gesundheitszentren
Prof. Dr. Andreas Schmid, Universität Bayreuth
Sektorenübergreifende Onkologie
Prof. Dr. Wolfgang Knauf, Agaplesion Bethanien Krankenhaus Frankfurt
IGiB-StimMT (Templin)
MUDr./ČS Peter Noack, KV Brandenburg
Innovative Strukturmodelle
Dr. Guido Tuschen, SKH Stadtteilklinik Hamburg
12.00-13.00 Uhr
Mittagspause
13.00-13.45 Uhr
Zwischenbilanz Innovationsfonds aus KV-Sicht
Moderation: Dr. Robert Paquet
RubiN – Regional ununterbrochen betreut im Netz, Sonja Laag, BARMER
NPPV - Neurologisch-psychiatrische und psychotherapeutische Versorgung, Dr. Frank Bergmann, KV Nordrhein
SaarPHIR – Saarländische Pflegeheimversorgung Integriert Regelhaft, Dr. Joachim Meiser, KV Saarland
14.00-15.15 Uhr
Gesundheitspolitische Podiumsdiskussion
Moderation: Dr. Robert Paquet
Dr. Andreas Gassen (KBV)
Joachim Becker (BMG)
Prof. Dr. Christoph Straub (BARMER)
Prof. Dr. Marion Haubitz (SVR Gesundheit)
15.15-16.00 Uhr
Kaffeepause
16.00-17.30 Uhr
Gebrauchsanweisung Gesundheitswesen
Standardisierte Ersteinschätzung
Patienteninformation und -befähigung
Plattformökonomie: Ein Modell für Ärzte und Patienten?
Moderation:
Dr. Gerald Willms,
aQua-Institut
Moderation:
Dr. Sebastian Schmidt-Kaehler, Patientenprojekte GmbH
Moderation:
Dr. Thomas Kriedel, KBV
Triage standard NTS (Netherlands)
Tessa Postuma, Nederlandse Triage Standaard
SmED: Strukturierte medizinische Ersteinschätzung in Deutschland
Dr. Andreas Meer, in4medicine
Triage am gemeinsamen Tresen - Aus Sicht einer Anlaufpraxis
Dr. Reimar Vogt, Ärztezentrum Pahlen-Dörpling
Triage am gemeinsamen Tresen - Aus Sicht eines Krankenhauses
Dr. Peter-Friedrich Petersen, Zentrale Notaufnahme Klinikum Frankfurt Höchst
Das Gesundheitssystem nutzerfreundlich gestalten
Dr. Kai Kolpatzik, Nationaler Aktionsplan Gesundheitskompetenz
Nationales Gesundheitsportal
Dr. Klaus Koch, IQWiG
"Dr. Google"
Dr. Anja Bittner, Dr. Next
Dimini - Diabetes mellitus? – Ich nicht!
Dr. Monika Schliffke, KV Schleswig-Holstein
Plattformökonomie im Versorgungssystem
Dr. Karsten Neumann, Roland Berger GmbH
Die Kassenärztliche Vereinigung als Plattform Dr. Bernhard Gibis, KBV
KV Digital: Innovationsplattform
Dr. Florian Fuhrmann, KV Telematik
Mommy App: Wie kommt das Neue ins System
Doris Scharrel, Berufsverband der Frauenärzte e.V.
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