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Gassen: "Es geht um die Struktur der ambulanten Versorgung" – Verhandlungen zum Orientierungswert 2023 beginnen

04.08.2022 - Die Verhandlungen zur Weiterentwicklung des Orientierungswertes zwischen KBV und GKV-Spitzenverband gehen am Freitag in die erste Runde. Dabei geht es vor allem um die gestiegenen Investitions- und Betriebskosten, die die Praxen stark belasten.

Nach den gesetzlichen Vorgaben müssen die für Praxen relevanten Investitions- und Betriebskosten bei der Anpassung des Orientierungswertes und damit der Preise für ärztliche und psychotherapeutische Leistungen berücksichtigt werden.

Krankenkassen wollen Nullrunden ansetzen

Der Vorstand der KBV rechnet für dieses Jahr mit sehr schwierigen Verhandlungen. „Der Bundesgesundheitsminister will die Neupatientenregelung kippen und die Krankenkassen wollen Nullrunden ansetzen. Gleichzeitig haben die Praxen mit enormen Kostensteigerungen zu kämpfen, wie die jüngste Erhebung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung aufzeigt“, erklärte der KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Gassen am Donnerstag in einer Pressemitteilung.

Doch immer mehr Leistung für weniger Geld funktioniere nicht, stellte Gassen klar. „Den Kolleginnen und Kollegen würde ja vor diesem Hintergrund gar nichts anderes übrigbleiben als Leistungen herunterzufahren.“

Eigentlich sei es ganz einfach, sagte der KBV-Chef. Es gehe darum, die Struktur der hochwertigen ambulanten Versorgung im Interesse der Patientinnen und Patienten weiter zu entwickeln. Gassen: „Im Prinzip müsste das ein gemeinsames Ziel von Krankenkassen und uns sein, ein Selbstläufer also. Doch weit gefehlt.“

„Anstatt die insbesondere während der Corona-Pandemie bewährte ambulante Struktur der niedergelassenen Haus- und Fachärzte sowie Psychotherapeuten zu erhalten und zu stärken, wollen die Krankenkassen gar nichts investieren – letztlich zu Lasten ihrer eigenen Versicherten“, sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Dr. Stephan Hofmeister.

Steigende Kosten und hohe Inflation

Er wies auf die stark steigenden Kosten unter anderem für Energie sowie einer enorm angezogenen Inflation hin. Damit würden sich die Praxen genau wie andere Betriebe und Unternehmen konfrontiert sehen. Noch nicht berücksichtigt im aktuellen Orientierungswert seien zudem die deutlich gestiegenen Personalaufwendungen durch den bereits einige Jahre zurückliegenden Tarifabschluss.

Erste Ergebnisse der Zi-Erhebung

Die stark gestiegenen Kosten haben sich bereits in den letzten Jahren negativ auf die Einnahmen der rund 100.000 Arzt- und Psychotherapeutenpraxen ausgewirkt. Das belegen erste Ergebnisse des Zi-Praxis-Panels (ZiPP), mit dem das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) die wirtschaftliche Lage der Arztpraxen zwischen 2017 und 2020 analysiert hat.

Danach sind die Praxiseinnahmen von 2017 bis 2020 um 10,5 Prozent gestiegen. Im gleichen Zeitraum sind jedoch die Gesamtaufwendungen um 13,3 Prozent angewachsen. Sie lagen damit systematisch über der Einnahmenentwicklung, wie das Zi am Mittwoch bekannt gab. Der Kostenanstieg in den Praxen habe die Entwicklung der Verbraucherpreise (+ 3,7 Prozent) um nahezu das Vierfache überschritten.

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