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Lehrpraxis Allgemeinmedizin: Nah dran am Patienten

Es ist Dienstagmorgen. Die Praxis ist voll. Überall schnieft und hustet es.

O-Ton Pia Hinrich, Medizinstudentin:
„Im Grunde ist es so wie man es erzählt bekommen hat. Wie ich es mir auch vorgestellt hab. Jetzt falle ich natürlich genau in diese Infekt-Zeit rein, hier Anfang des Jahres. Deswegen hat man ganz viele klassische Krankheitsbilder, die sich mal wiederholen. Aber genauso gut eingestreut auch mal einen akuten Fall. Also kommt halt wirklich alles rein, wie man sich das ganze Spektrum vorstellt.“

O-Ton Pia Hinrich, Medizinstudentin:
„Ich würde Ihnen jetzt erst mal lauschen, bevor ich Ihnen da was rumdrücke. Grummelt aber. Ich würd gern mal drücken – kein Schreck. Da tut es schon weh?“

O-Ton Patientin:
„Ja“

O-Ton Pia Hinrich, Medizinstudentin:
„Ja, auch? Also es ist eher überall so ein bisschen. „

O-Ton Dr. Ewald Beyer, Allgemeinmediziner:
„Und was meinst du?“

O-Ton Pia Hinrich, Medizinstudentin:
„Magen-Darm-Verstimmung kann schon sein, ja“

O-Ton Dr. Ewald Beyer, Allgemeinmediziner:
„Kann sein. Akuter Infekt, Magen-Darm. Ich bin ganz vorsichtig.“

O-Ton Dr. Ewald Beyer, Allgemeinmediziner:
„Pia war ja gleich von Anfang an so in der Praxis drin, und so engagiert. Sie hat gleich die Patienten untersucht und befragt, das war überhaupt gar kein Problem, ich glaube so ein Tag Anlaufschwierigkeiten und dann lief das ganz normal.“

O-Ton Dr. Ewald Beyer, Allgemeinmediziner:
„Also ich wunder mich grad, ich wunder mich jetzt auch dass jetzt direkt, ich fass an und schon geht sie in die Luft, ja. Das ist für so einen Magen-Darm Infekt eigentlich schon sehr auffällig. Dann geben wir ihr jetzt was und wir gucken dass wir noch ein Ultraschall machen ja. Und schauen auf den Bauch drauf.“

O-Ton Pia Hinrich, Medizinstudentin:
„Was ganz schön ist, die Praxis hat jetzt ein neues Sonogerät jetzt zum Beispiel. Also so Ultraschall und da konnte ich dann immer selber auch noch mal nachgucken. Also wir haben es zusammen gemacht und dann konnte ich immer selber nachgucken. Weil das ist was, was ganz schnell auf der Strecke bleibt finde ich immer im Studium, dass du viele Bilder gezeigt bekommst aber so selber mal was suchen oder sowas, kriegt man nicht hin und das ist halt eine super gute Gelegenheit gewesen.“

Die Praxis von Ewald Beyer ist schon lange Lehrpraxis der Mainzer Unimedizin. Die Zusammenarbeit mit dem Nachwuchs macht dem erfahrenen Mediziner spaß.

O-Ton Pia Hinrich, Medizinstudentin:
„Eine super gelassene Art. Hat einen sehr privaten Umgang mit den Patienten, trotzdem auch rücksichtsvoll. Und einfach so, dass es so vertraut scheint. Obwohl er, selbst wenn er sich mal nicht an jemanden erinnern kann, ihm das Gefühl vermittelt; hey ja, du bist schon immer mein Patient und deswegen weiß ich über dich Bescheid. Und findet sich dann sehr schnell in aktuelle Situationen auch rein.“

O-Ton Dr. Ewald Beyer, Allgemeinmediziner:
„Nasenspray. Nasenspray kann ja ohne Chemie sein. Es kann ja einfach mit einer Salzlösung sein, das reicht ja.

O-Ton Patientin:
„Hab ich schon. Hab ich dabei“

O-Ton Dr. Ewald Beyer, Allgemeinmediziner:
„ Haben Sie schon dabei, ok. Nehmen Sie sonst noch was zum Lösen noch oder so?“

O-Ton Dr. Ewald Beyer, Allgemeinmediziner:
„Die Studenten sollen gleich unbedingt lernen, wie sie mit einem vernünftigen Ton, mit einem Vernünftigen Benehmen mit Patienten umgehen können, dass ist eigentlich das Entscheidende.„

Selten hat man im Medizinstudium die Möglichkeit unter Anleitung und Kontrolle selbst etwas zu tun. Hier erfährt man ganz direkt wofür man lernt und wie Entscheidungen getroffen und Medikamente verschrieben werden.

O-Ton Pia Hinrich, Medizinstudentin:
„Grad so Entscheidungen, welches Antibiotikum nehme ich, ist es viral? Ist es bakteriell? Das weiß man immer nur, dass man es dann und dann macht aber das mal anzugucken und dann zu entscheiden, das ist schon wichtig, dass man das mal selber tun kann und dann auch noch mal ein Feedback im Hintergrund hat, ob es dann auch die richtige Entscheidung war.“

O-Ton Pia Hinrich, Medizinstudentin:
„Belege habe ich jetzt keine gesehen, aber die rechte Mandel war so ein bisschen dick.“

O-Ton Ewald Beyer, Allgemeinmediziner:
„Ich will auch noch mal kurz schauen. Die rechte Mandel ist ein bisschen dick. Und sagen Sie noch mal ah. Einfach ah sagen. Ja, das ist ein Virusinfekt, da ist so ein Virusbläschen eher dran, also es ist keine Bakterieninfektion sondern ein Virusbläschen.“

Keiner ist so nah am Patienten wie der Hausarzt. Hier laufen alle Fäden zusammen.

O-Ton Pia Hinrich, Medizinstudentin:
„Hier ist sozusagen der Strang die Person, die wird dann im Krankenhaus entlassen und das sieht man sonst einfach gar nicht. Das ist schön. Auch, wie kommen die Personen dann danach damit zurecht, sind sie pflegerisch gut versorgt? Dann hat man ja auch diese Hausbesuche. Man sieht einfach wie wohnt jemand, so ganz private Sachen. Kann sich einen Eindruck verschaffen und dann halt auch selber entscheiden.“

O-Ton Ewald Beyer, Allgemeinmediziner:
„Jetzt nehmen Sie alles so weiter, wir erhöhen nur das Insulin, ja?“

O-Ton Patient:
„Ach so.“

O-Ton Ewald Beyer, Allgemeinmediziner:
„Wir gehen einfach hin und erhöhen die Dosis, damit wir wieder bessere Werte haben. Aber ich möchte dass jemand misst. Es kommt doch die Pflege morgens zu Ihnen, ja?“

O-Ton Patient:
„Kommt die Pflege morgens, ja.“

O-Ton Pia Hinrich, Medizinstudentin:
„Und wenn das so hübsch ist, der Wert immer, den die Pflege misst, dann können wir das so lassen, oder wir passen es an.“

O-Ton Patient:
„Ja wir kommen ja wieder nach einer Woche zusammen, nicht?“

O-Ton Pia Hinrich, Medizinstudentin:
„Genau, dann schauen wir uns das an.“

O-Ton Pia Hinrich, Medizinstudentin:
„Ich find‘s schön, dass man irgendwie Montag bis Freitag auch hat, dass ist genau das, was man in der Klinik wahrscheinlich am wenigsten bekommt. Aber dennoch ist es halt ein Full-Time-Job. Er ist dann morgens bis abends auch hier.“

O-Ton Ewald Beyer, Allgemeinmediziner:
„Wir informieren dann den Pflegedienst, ja? „

O-Ton Patient:
„Ja ok, danke“

O-Ton Ewald Beyer, Allgemeinmediziner:
„Alles klar, tschüss.“

O-Ton Patient:
„Dankeschön.“

O-Ton Pia Hinrich, Medizinstudentin:
„Ja dann, alles Gute.“

O-Ton Ewald Beyer, Allgemeinmediziner:
„Pia ist wirklich sehr engagiert und sie weiß auch unheimlich viel schon. Sie hat ein großes Grundwissen. Also ich denke die Pia, wenn sie mal Allgemeinmedizin macht, wir sie eine gute Allgemeinmedizinerin – wenn sie es mal macht.“

Selten hat man im Studium die Möglichkeit selbst Hand anzulegen; im Blockpraktikum in einer Lehrpraxis für Allgemeinmedizin sieht das anders aus. Hier darf ausprobiert und gelernt werden. Medizinstudentin Pia Hinrich, eines der Gesichter der Nachwuchskampagne von KBV und KVen, hat ihr Pflichtpraktikum bei dem Allgemeinmediziner Ewald Beyer in der Nähe von Mainz absolviert.