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PraxisNachrichten: Hinterher ist man immer schlauer

Apotheker klagen über eRezept

Kriedel zum Konnektoraustausch: "Es gibt keine realistische Alternative" – Software soll langfristig Hardware ersetzen

05.05.2022 - Der Austausch der Konnektoren zur Anbindung der Praxen an die Telematikinfrastruktur beginnt im Herbst. Nach Aussage von KBV-Vorstand Dr. Thomas Kriedel gibt es zu dem Hardwareaustausch „keine realistische Alternative“. In einem Video-Interview erläutert er die Hintergründe.

Die Konnektoren, die die Praxen mit der Telematikinfrastruktur (TI) verbinden, haben nach den Vorgaben des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) eine Laufzeit von fünf Jahren. So wurden sie auch ab 2017 von der gematik zugelassen. Nach Ablauf dieser Frist können die Geräte nicht mehr benutzt werden, da die entsprechenden Zertifikatsspeicher – aus Sicherheitsgründen – fest verbaut sind, wie Kriedel erläutert.

Die Gesellschafterversammlung der gematik hatte deshalb Ende Februar beschlossen, dass alle Konnektoren ausgetauscht werden müssen. Die KBV habe nur deshalb zugestimmt, „weil die gematik nach ausreichender Prüfung auch mit den Herstellerfirmen der Konnektoren uns keine sichere Alternative anbieten konnte“, stellt Kriedel klar.

Kriedel: „Das Risiko war uns zu groß“  

Diskutiert worden war auch eine Zertifikatsverlängerung. Diese wäre nach den Vorgaben des BSI maximal bis Ende 2024 möglich gewesen – zu kurz, um die Zeit bis zum Start der TI 2.0, bei der die Konnektoren durch eine Software ersetzt werden sollen, zu überbrücken. Der Austausch wäre also nur verschoben worden. Hinzu kommt, dass nicht alle Hersteller von TI-Konnektoren eine Laufzeitverlängerung ermöglichen. Somit bestand laut Kriedel ein erhebliches Risiko, dass nach Ablauf der Zertifikate Konnektoren nicht mehr funktionieren.

„Das Risiko war uns zu groß“, sagt Kriedel. Denn wenn der Konnektor ausfalle, seien digitale Anwendungen selbst wie das Einlesen der elektronischen Gesundheitskarte nicht mehr möglich – und das in einer Phase der Digitalisierung, wo auch Massenprozesse wie das eRezept und demnächst die eAU in die Anwendung gehen sollen.

Hersteller werden Praxen rechtzeitig informieren

Die ersten aktuell in Gebrauch befindlichen Konnektoren schalten sich im Herbst ab und müssen zuvor durch neue ersetzt werden. In diesem Jahr sind rund 15.000 Geräte betroffen – allesamt von der Firma CompuGroup Medical, die 2017 die ersten Konnektoren auf den Markt gebracht hat.

„Die Hersteller haben uns versichert, dass sie rechtzeitig auf die Praxen zugehen“, sagte Kriedel. Sie würden den Ärzten und Psychotherapeuten mitteilen, wann die Laufzeit ihres Gerätes ende und ihnen gleichzeitig ein Austausch-Angebot unterbreiten.

Die KBV fordert eine vollumfängliche Finanzierung der mit dem Konnektortausch verbundenen Kosten durch die Krankenkassen. Die Verhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband wurden aufgenommen.

Kriedel wies im Zusammenhang mit dem Hardwaretausch darauf hin, dass die Nutzung von Konnektoren, zwar sicher, aber nicht mehr zeitgemäß und die Technologie etwa 20 Jahre alt als sei. Würde die Telematikinfrastruktur heute starten, würde man gleich auf Softwarelösungen setzen. An dieser Technologie arbeite die gematik aktuell. Bis sie zur Verfügung stehe, werde es allerdings noch dauern.

Mit der Digitalisierung zur papierlosen Praxis

Zur Zukunft der Digitalisierung befragt sagte das Vorstandsmitglied, „das Idealbild wäre, dass die Digitalisierung ihr Potenzial in den Praxen voll ausschöpfen kann.“ Im Idealfall würde sie die papierlose Praxis schaffen und dafür sorgen, dass medizinische Dokumente sicher übermittelt werden und alle Beteiligten die Daten auch lesen könnten und schnell zur Verfügung hätten. Dadurch könnte wertvolle Zeit für die Patientenversorgung gewonnen werden, die jetzt zum Beispiel durch das Ausfüllen von Formularen verloren gehe.

Kriedel begrüßte die Ankündigung des Bundesgesundheitsministers, die Ärzteschaft in die Entwicklung einer Digitalisierungsstrategie einzubeziehen. Die KBV erwarte, dass ihre „ernsthaften Argumente und Vorgaben, die wir auch teilweise selbst entwickeln, umgesetzt werden.“

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