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Demenz

Alexander Raths - Fotolia

Diagnose, Kommunikation, Therapie und Angebote für Angehörige

Demenz ist ein komplexes Krankheitsbild und eine Herausforderung für jeden behandelnden Arzt. Diagnose und Therapie erfordern hohes medizinisches Fachwissen.

Nicht erst im Verlauf der Behandlung, sondern schon bei der Diagnose sehen sich Ärzte oft mit Fragen des Patienten konfrontiert, die mitunter schwer zu beantworten sind. Das können Fragen zum Verlauf der Krankheit sein, sie können aber auch den Alltag generell betreffen. Die Angehörigen haben oft ebenfalls Fragen, die sie an den Arzt richten.

Nur vergesslich oder krank? Hinweise für die Diagnose

Am Anfang einer möglichen Demenzdiagnose stehen häufig Berichte der Patienten und Angehörigen über Gedächtnis- und Orientierungsstörungen. Ob diese auf eine Krankheit hinweisen oder zum Alterungsprozess gehören, müssen eine ausführliche Anamnese und klinische Untersuchung zeigen.

Schließlich können die kognitiven Fähigkeiten im gesunden Alter ebenso nachlassen wie die Fähigkeit, sich auf Neues einzulassen. Allerdings unterscheiden sich die Krankheitssymptome in einem späteren Demenzstadium deutlich von diesen Begleiterscheinungen des Alters und müssen abgeklärt werden. Ebenso ist abzuklären, welche Form der Demenz vorliegt.

Nicht immer ist es Alzheimer

Die mit Abstand häufigste Ursache für eine primäre Demenz ist die Alzheimer-Krankheit, an zweiter Stelle folgt die vaskuläre Demenz. Die Frontotemporale Demenz ist eine weitere, gleichwohl seltenere Form.

Über Demenz sprechen – Übermittlung der Diagnose

Einem Patienten zu sagen, dass bei ihm Demenz festgestellt wurde, ist keine leichte Aufgabe. Um Vertragsärzte zu unterstützen, bietet die KBV "Bausteine für die Arzt-Patienten-Kommunikation" speziell bei der Diagnose Demenz:

Hinweise zur Arzt-Patienten-Kommunikation

Diagnose und Kodierung

Unterstützung beim Kodieren bietet das Zi-Kodier-Manual Demenz. In der Broschüre sind alle richtigen Kodes zusammengestellt. Die PDF-Version kann heruntergeladen werden.

Kodier-Manual des Zi

Therapie: Möglichkeiten und Grenzen

Für viele Demenzformen steht eine kausale  Therapie bisher nicht zur Verfügung. Doch durch eine gezielte medikamentöse und therapeutische Unterstützung ist es im Anfangsstadium der Erkrankung möglich, die Symptome hinauszuzögern und den Verlauf der Demenz positiv zu beein flussen.

Medikamentöse Therapie

Nach der aktuellen S3-Leitlinie Demenzen setzt sich die medikamentöse Therapie der Alzheimer-Demenz zusammen aus der Behandlung der Kernsymptomatik der Demenz (u.a. kognitive Störungen, Beeinträchtigung der Alltagstätigkeiten) und falls notwendig, einer Behandlung von psychischen und Verhaltenssymptomen (z. B. Depression, Wahn, Halluzinationen, Apathie).

Medikamente zur Behandlung der Kernsymptomatik der Alzheimer-Demenz:

Acetylcholinesterase-Hemmer

Durch den Nervenzellenuntergang entsteht bei der Alzheimer-Demenz ein Mangel des Botenstoffes Acetylcholin im Gehirn. Acetylcholinesterase-Hemmer vermindern den Acetylcholinabbau und erhöhen so die Acetylcholinkonzentration. Die Acetylcholinesterase-Hemmer Donepezil, Galantamin und Rivastigmin sind zur Behandlung der leichten bis mittelschweren Alzheimer-Demenz zugelassen.

Memantin

Dieser Glutamat-Rezeptor-Antagonist schützt vor dem Einstrom von Glutamat in die Nervenzelle. Der Wirkstoff ist zur Behandlung der moderaten (= mittelschweren) bis schweren Alzheimer-Demenz zugelassen.

Nichtmedikamentöse Therapie

Damit die Selbstständigkeit der Patienten im Alltag so lange wie möglich erhalten bleibt, der Verlust der geistigen Fähigkeiten hinausgezögert und die Lebensqualität erhöht wird, können nichtmedikamentöse Therapieformen eingesetzt werden.

Möglich sind Physiotherapie, Logopädie und Ergotherapie, Gedächtnisübungen und Bewegungsprogramme, wobei Letztere nicht im Rahmen der Heilmitteltherapie über die gesetzliche Krankenversicherung abgerechnet werden können.

Ferner bieten sich Rehasport und Funktionstraining an. Funktionstraining wird in der Gruppe durchgeführt und hat damit gerade bei Demenz noch einmal positive Effekte auf der psychosozialen Ebene. Auch Kunst- und/oder Musiktherapien können sinnvoll sein, hierbei handelt es sich in der Regel nicht um eine Kassenleistung.

Vorsorge und Pflege

Ärzte können Patienten und deren Angehörige darauf hinweisen, frühzeitig Vorkehrungen für die Zukunft zu treffen und an die rechtliche Vorsorge und Pflege zu denken.


Rechtliche Vorsorge
Zur rechtlichen Vorsorge gehört, die eigenen Vorstellungen und Wünsche zu formulieren und schriftlich festzuhalten. Mit einer Vorsorgevollmacht kann jemand eine Person bevollmächtigen, in seinem Namen zu entscheiden und zu handeln, wenn er selbst dazu nicht mehr in der Lage ist. Mit einer Betreuungsverfügung kann im Voraus festgelegt werden, wen das Gericht als Betreuer bestellen soll oder auch nicht, wenn es ohne rechtliche Betreuung nicht mehr weitergeht. In einer Patientenverfügung wird geregelt, ob und unter welchen Bedingungen medizinische Maßnahmen durchgeführt werden sollen.


Wohnumfeld anpassen
Die meisten Menschen möchten so lange wie möglich zu Hause wohnen. Das gilt auch für Menschen mit Demenz. Wenn sie Unterstützung von Familie und Freunden erhalten und ihr Wohnumfeld angepasst ist, wird dies sicherlich länger möglich sein. Das eigene Wohnumfeld sollte so gestaltet werden, dass es in Zukunft Sicherheit und Orientierung bietet. Ein Beispiel für mehr Sicherheit ist das Beseitigen von Stolperfallen. Als Orientierungshilfe können Schubladen beschri¬et werden.


Pflege
Ambulante Pflegedienste, Tagesstätten oder Möglichkeiten der Kurzzeitpflege gibt es in der Regel bundesweit in jeder Region. Das gilt auch für Pflegeheime. Doch welches Angebot ist das passende? Ärzte können Patienten darauf hinweisen, sich bewusst umzusehen und nicht allein auf Empfehlungen zu vertrauen.

Mehr zur rechtlichen Vorsorge und Pflege lesen Sie ab Seite 12 in der Broschüre „Demenz“ aus der KBV-Reihe PraxisWissen.

Unterstützung und Entlastungsmöglichkeiten für Angehörige

Es gibt eine ganze Reihe von Unterstützungs- und Entlastungsmöglichkeiten, auf die Ärzte frühzeitig hinweisen können.

Dazu gehören ambulante Pflegedienste, die einen Teil der Pflege übernehmen und
die Familie dadurch entlasten. Auch eine Tages-, Nacht- oder Kurzzeitpflege kann eingerichtet werden. Eine Verhinderungspflege bietet sich an, falls Angehörige die Pflege mal nicht selbst übernehmen können, zum Beispiel aufgrund von Urlaub oder Krankheit.

Die Beratungsstellen der Pflegekassen und Ministerien, die Pflegestützpunkte, die Wohlfahrtsverbände und die Deutsche Alzheimer Gesellschaft sind Ansprechpartner, auf die Ärzte ebenfalls verweisen können.

Die Nummern des Alzheimer-Telefons der Deutschen Alzheimer Gesellschaft kann jede Praxis bereithalten:

Die Sprechzeiten:  Donnerstag 9-18 Uhr,
Freitag 9-15 Uhr
Für Anrufe aus dem Fest- oder Mobilnetz: 030 / 2 59 37 95 74
Für Anrufe aus dem deutschen Festnetz: 01803 - 17 10 17 

Versorgungsprogramm für pflegende Angehörige

Speziell für pflegende Angehörige hat die KBV ein Versorgungsprogramm entwickelt. Es zielt auf die bessere medizinische Versorgung der Partner und Familien von Pflegebedürftigen ab. So gibt es unter anderem einen präventiven Check-up beim Hausarzt. Bei der Untersuchung wird das persönliche Gesundheitsrisiko des pflegenden Angehörigen systematisch erfasst, um Empfehlungen abzuleiten.

Versorgungskonzept für pflegende Angehörige