Pressemitteilung
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Gassen: „Lassen Sie uns gemeinsam für den Erhalt des Praxenlandes arbeiten!“

Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Gassen, hat bei der heutigen Vertreterversammlung in Leipzig das Angebot der neuen Bundesgesundheitsministerin Nina Warken zum Dialog begrüßt – insbesondere die Ankündigung der CDU-Politikerin, den Kontakt mit der Selbstverwaltung zu „suchen und zu pflegen“.

„Wir stehen für Gespräche bereit – wir hoffen aber auch, dass dies nicht Pseudo-Konsultationen sind, deren Ergebnisse bereits vorab feststehen, wie unter Frau Warkens Vorgänger“, sagte Gassen. Er appellierte an die neue Bundesregierung: „Lassen Sie uns gemeinsam an einem starken Gesundheitswesen und für den Erhalt unseres Praxenlandes arbeiten!“ Der KBV-Chef wies darauf hin, dass die Praxen 51,6 Milliarden Euro zur Bruttowertschöpfung beitrügen. Das ambulante Gesundheitswesen habe bei der Zahl der Beschäftigten mittlerweile die Automobilindustrie überholt. Gassen: „Auch unser ambulantes System, unsere Praxen, sind ein entscheidender Wirtschaftsmotor.“

Gassen kritisierte, dass Union und SPD die Finanzierungsfrage im Koalitionsvertrag – anders als im Ergebnispapier der Vorverhandlungen – nahezu komplett ausgeklammert hätten. Das verwundere schon. „Eine Kommission soll’s richten, mit Zeit bis Anfang 2027. Wir erwarten, dass das KV-System an dieser Kommission beteiligt sein wird“, forderte Gassen. Es bedürfe eines langfristigen Konzepts zur Stabilisierung der gesetzlichen Krankenversicherung.

Gassen widersprach dem vom GKV-Spitzenverband geforderten sofortigen Ausgabenmoratorium und weitgehenden Verzicht auf Preis- und Honorarerhöhungen. Er erinnerte daran, dass es „natürlich“ Einsparpotenziale in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) gebe. „Und es gibt erhebliche finanzielle Belastungen durch Kostenblöcke, die nicht durch die Versichertengemeinschaft zu finanzieren sind“, so Gassen.

Als politisches Kernthema für die neue Legislatur hob der KBV-Chef das Thema Steuerung hervor. Gassen unterstrich, dass das KV-System mit 575 Millionen Behandlungsfällen jedes Jahr und über einer Milliarde Patientenkontakte prädestiniert sei, eine solche Steuerung und Koordination zu organisieren. Das KV-System stelle mit seinen 99.000 haus- und fachärztlichen sowie psychotherapeutischen Praxen unter anderem die Versorgung für 73 Millionen GKV-Versicherte von den Nordseeinseln bis zum Werdenfelsener Land sicher, organisiere Not- und Bereitschaftsdienst, finanziere Weiterbildung und betreibe die 116117.

Der KBV-Chef skizzierte Vorschläge des KV-Systems für die ambulante Patientensteuerung. Gassen: „Ich denke, dass wir mit diesen Vorschlägen ein schlüssiges und gangbares Konzept vorlegen, wie ein primärärztliches System gelingen kann, ergänzt durch die 116117 als Vermittlungsplattform und auch dem Umstand Rechnung tragend, dass einige Patienten sich nicht steuern lassen möchten. Gleichzeitig vermitteln wir die klare Botschaft, dass es mehr Rationalität und Verbindlichkeit für alle bedarf, wenn das System auch künftig gut für alle funktionieren soll.“

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