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Steiner: „Digitalisierung muss funktionieren, Unsicherheiten können wir uns nicht leisten“
Steiner betonte, die Erwähnung der 116117 im Koalitionsvertrag sei eine Würdigung der Leistung des KV-Systems. Solle die Nummer zu einer umfassenden Serviceplattform ausgebaut werden, könne die Finanzierung aber nicht ausschließlich bei den KVen liegen. „Hier brauchen wir zusätzliche Investitionen der öffentlichen Hand, denn es handelt sich um nicht weniger als eine infrastrukturelle Maßnahme des Staates zur Daseinsvorsorge“, so Steiner.
Konkrete Lösungen erwartet Steiner auch in Sachen Bürokratie. Es sei gut, dass sich die neue Bundesregierung Entbürokratisierung auf die Fahnen geschrieben habe. Jetzt käme es aber auf die Umsetzung an, betonte sie. Die Devise müsse lauten: „Erst entbürokratisieren, dann digitalisieren.“ Die KBV erarbeite derzeit entsprechende Vorschläge, etwa für das Antrags- und Gutachterverfahren für Psychotherapie, erwarte aber künftig auch Rückenwind durch den Gesetzgeber. „Nach wie vor fehlt uns als Selbstverwaltung die gesetzliche Grundlage für ein digitales Verfahren“, monierte Steiner. Auch zum Thema Regresse, beispielsweise bei Off-Label-Use-Verordnungen oder Impfungen, werde die KBV in Kürze mit eigenen Vorschlägen auf das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) zugehen.
Sanktionen jedweder Art seien auch bei der Digitalisierung kontraproduktiv, insbesondere bei der elektronischen Patientenakte (ePA): „Digitale Anwendungen müssen durch ihren Nutzen überzeugen und dürfen nicht mittels Strafmaßnahmen durchgedrückt werden“, sagte Steiner. Immerhin habe die KBV beim BMG eine Aussetzung der Sanktionen bis Ende des Jahres erreichen können. Auch für die zunächst freiwillige Nutzung der ePA durch Praxen habe man sich angesichts des „ruckeligen Starts“ erfolgreich eingesetzt.
Generell seien die Niedergelassenen keine Bremser der Digitalisierung. Im Gegenteil, so Steiner: „Die ambulante Versorgung ist der mit Abstand am stärksten digitalisierte und digital vernetzte Bereich im deutschen Gesundheitswesen.“ Über 750 Millionen ausgestellte elektronische Rezepte seit Anfang des Jahres 2024 sprächen für sich. Man wünsche sich sogar mehr Digitalisierung, Grundvoraussetzung dafür sei aber: „Die Dinge müssen funktionieren, Unsicherheiten können wir uns nicht leisten.“
Zuletzt warb Steiner auch beim Thema KI für einen Umgang mit Augenmaß. Künstliche Intelligenz könne die Praxen insbesondere bei administrativen Prozessen gut unterstützen. Dennoch bleibe der menschliche Faktor in der medizinischen und psychotherapeutischen Versorgung unverzichtbar. Steiner: „Gerne greifen wir auf digitale Technologien zurück. Aber Software und Technik ersetzen niemals die Nähe zum Menschen.“