So lief es 2025 im Gesundheitswesen - eine Bilanz

Was hat das Jahr 2025 für das Gesundheitswesen gebracht? Im Interview zieht der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KBV, Dr. Stephan Hofmeister, Bilanz und blickt nach vorn: Welche Entscheidungen jetzt dringend anstehen, wo gespart werden kann und was er sich für 2026 wünscht

Textfassung des Videos

Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender KBV im Interview:

War das Jahr 2025 ein gutes oder schlechtes Jahr für das Gesundheitswesen?

Zumindest hat sich im zurückliegenden Jahr keine Trendwende abgezeichnet und das ist auch noch nicht ganz erkennbar, ob die Zeichen der Zeit erkannt sind und die Herausforderungen jetzt wirklich energisch und auch zielführend angegangen werden.

Gab es auch positive Aspekte?

Es fällt wirklich schwer, positive Aspekte zu finden. Grundsätzlich positiv ist die Entbudgetierung der Hausärztinnen und Hausärzte, wenngleich auch diese bittere Beigeschmäcke hat. Wir fordern natürlich darüber hinaus die vollständige Ausbudgetierung bei den Hausärztinnen und Hausärzten, und auch bei den Fachärztinnen und Fachärzten muss da was passieren, das geht auch nicht mehr weiter. Insofern sind hier Chancen vergeben worden, kleine Schritte zwar gemacht worden, aber andere große Projekte fehlen und zeichnen sich jetzt langsam ab, allerdings noch mit dunklen Wolken.

Was sagen Sie zu dem Vorschlag die Entbudgetierung der Hausärzte wieder zurücknehmen zu wollen?

Ja, das ist vielleicht sinnbildlich für die Gesundheitspolitik der letzten Jahre. Das ist die Echternacher Springprozession, zwei Schritte vor, einen zurück. Das ist natürlich unerhört für die Praxen, wenn sie einerseits sich auf etwas verlassen sollen und sich auch darauf einstellen und sich danach richten, ihren Betrieb danach einstellen und dann ein Jahr später oder zwei Jahre später das rückabgewickelt wird und plötzlich nicht mehr gilt. So kann man nicht arbeiten, das ist hoch unseriös und auch respektlos.

Wo sehen Sie Einsparmöglichkeiten im Gesundheitswesen?

Ja die gibt es mannigfaltig, fangen wir ganz vorne an, noch immer zahlen die gesetzlich versicherten Patientinnen und Patienten mit ihren Beiträgen versicherungsfremde Leistungen, die völlig unumstritten und eineindeutig aus Steuergeldern bezahlt werden müssen. Das sind Beträge über mehrere Milliarden, mehrere 10 Milliarden im Jahr und damit inzwischen über hunderte Milliarden über die Jahre, das ist sicher ein erster großer Block, der Entlastung schaffen könnte. Und es gibt noch weitere Sparmöglichkeiten, wir haben eine stationäre Versorgung, die weltweit für westliche Länder einzigartig ist, aber nicht im positiven Sinn, sondern im Sinne dessen, wie viele Betten und wie viele stationäre Prozeduren wir haben. Auch da ist mit Sicherheit Sparpotenzial. Bei den Arzneimitteln wird viel diskutiert, ob die Steuersätze richtig sind. Insofern es gibt eine Menge wirklich großer Blöcke, an denen gespart werden kann und nicht zuletzt denke ich, müssen Bürgerinnen und Bürger verstehen, dass das System nicht dazu da ist, alles jederzeit immer zu bekommen, sondern die WANZ-Kriterien für alle gelten, nämlich, dass alle Dinge die gemacht werden, wirtschaftlich, angemessen, notwendig und zweckmäßig sein müssen und eben nicht mehr.

Stichwort Notfallreform: Was muss sich da am aktuellen Gesetzentwurf ändern?

Ja, hier gilt, dass wir vor allem in Acht nehmen müssen die demografische Entwicklung, die älter werdenden starken Jahrgänge versus die immer weniger vorhandenen Fachkräfte sowohl im ärztlichen als auch im nichtärztlichen Bereich und das heißt, die Aufgaben werden zunehmen, das Personal, das sie lösen und bewältigen kann, wird abnehmen und hier ist also dringend angesagt, stringente Steuerung vorzuhalten, den Bürgerinnen und Bürgern aufzuzeigen, welches der richtige Weg ist, welche Bedarfe und nur die kann es abzudecken gelten, keine Bedürfnisse, welche Bedarfe, um welche Zeit, an welchem Ort, welche Behandlungsnotwendigkeiten nach sich ziehen, für die müssen wir Angebote machen, die haben wir und die müssen dann aber auch verbindlich gelten.

Was ist ihr persönlicher Wunsch für die Gesundheitspolitik im nächsten Jahr?

Also zum einen ist der Wunsch, dass tatsächlich auf die Praktiker gehört wird, dass wir mehr einbezogen werden, wir haben für viele der drängenden Themen gute und klare Lösungen, Lösungen, von denen wir wissen, dass sie auch tatsächlich darstellbar sind, realisierbar sind, dass sie die Probleme und die Herausforderungen, die da sind, adressieren und mit dem vorhandenen Personal und vorhandenen Finanzmitteln überhaupt machbar sind. Und wenn man nicht auf uns hört, sondern sehr viel ideologisch geprägte Vorschläge macht, eierlegende Wollmilchsauen züchtet und Fantasien nachhängt, die einfach nicht bedienbar sind, 24/7 dies und das und jenes und sonst noch was als zusätzliches weiteres neues Angebot, dann geht das in die falsche Richtung und wir brauchen da eine Erdung und wir haben für wirklich alle großen brennenden Themen klare Vorschläge gemacht als System, Vorschläge, von den wir, ich betone es nochmal, überzeugt sind, dass sie wirken und dass sie Bürgerinnen und Bürgern auch ein gutes Angebot machen.