Agenda

Hilfsmittel im Praxisalltag

Vorschläge für eine moderne und unbürokratische Hilfsmittelversorgung

Ob Prothesen, Kompressionsstrümpfe oder Rollstühle – Versicherte der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) können eine enorme Vielfalt von Hilfsmitteln beanspruchen. Allein das Hilfsmittelverzeichnis des GKV-Spitzenverbandes listet rund 44.000 Produkte auf. Auch darüber hinaus sind innovative Produkte, die noch nicht in das Hilfsmittelverzeichnis aufgenommen wurden, zulasten der GKV verordnungsfähig. So breit das Angebot ist, so unübersichtlich und intransparent ist es allerdings. Dies erschwert Vertragsärztinnen und Vertragsärzten die Verordnung und macht sie zeitaufwändig. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung hat Vorschläge entwickelt, wie die Prozesse optimiert, Bürokratie reduziert und die Hilfsmittelversorgung insgesamt moderner gestaltet werden kann.

Das größte Hindernis bei der Versorgung heute ist der hohe bürokratische Aufwand. Die Gründe hierfür sind vielfältig:

  • Hilfsmittelverzeichnis ohne praktischen Nutzen
    Es bietet Ärztinnen und Ärzten nicht die nötige Transparenz. Die Folge sind viele formfreie Anfragen von Krankenkassen und Medizinischem Dienst.
  • Hoher Abstimmungsbedarf mit den Hilfsmittelversorgern
    Die Verantwortlichkeiten sind teilweise unklar und führen zu einem hohen Abstimmungsbedarf.
  • Streichung ganzer Produktuntergruppen aus dem Hilfsmittelverzeichnis
    Bürokratische Alternativregelungen erhöhen in der Folge den administrativen Aufwand deutlich.
  • Überzogene und unklare Vorgaben
    Unnötige Qualifizierungsvorgaben, intransparente und widersprüchliche Regelungen führen zu mehr Bürokratie, die vermeidbar wäre.

Die geplante Digitalisierung der Hilfsmittelversorgung wird diese Probleme allein nicht lösen. Deshalb sollten zunächst die ineffizienten Prozesse beseitigt werden. Die KBV hat sich die Prozesse genau angeschaut und analysiert, wo die Schwachstellen liegen und wie die Versorgung effizienter und moderner gestaltet werden kann.

Positionspapier zum Download

download

Kernforderungen 

Aus den Vorschlägen der KBV ergeben sich folgende Kernforderungen: 

Verordnungsprozesse vor Digitalisierung optimieren

Die Verordnung von Hilfsmitteln soll künftig digital erfolgen. Vor der Digitalisierung müssen jedoch die bestehenden Prozesse grundlegend analysiert, geändert und vereinfacht werden. Nur so können die Arztpraxen von der Digitalisierung profitieren und spürbar entlastet werden.

Kompetenzorientierte Aufgabenteilung

Wir brauchen eine klarere Aufgabenverteilung zwischen Vertragsärzten und Hilfsmittelversorgern: Ärztinnen und Ärzte stellen die medizinische Indikation. Hilfsmittelversorger entscheiden, welches Hilfsmittel jeweils das passende ist. Sie verantworten die wirtschaftliche Auswahl gegenüber den Patienten und den Krankenkassen.

Hilfsmittelverzeichnis überarbeiten

Wir benötigen ein benutzerfreundliches Hilfsmittelverzeichnis, das Ärztinnen und Ärzte bei der Verordnung wirksam unterstützt. Notwendig ist beispielsweise eine indikationsbasierte, leistungsstarke Such- und Filterfunktion. Zudem sollten Anforderungen für die Hilfsmittelversorgung schnell und zielgenau erfasst werden können. Preisübersichten und Abbildungen helfen außerdem bei der Orientierung.

Präqualifizierung abschaffen

Ärztinnen und Ärzte, die ihre Patienten auf dem verkürzten Versorgungsweg schnell mit Hilfsmitteln versorgen, sind dafür bereits ausreichend qualifiziert. Ein gesondertes Präqualifizierungsverfahren erzeugt nur bürokratische Aufwände ohne Mehrwert für die Patientenversorgung. Es muss deshalb abgeschafft werden.

Hilfsmittelbegriff definieren

Die Krankenkassen nehmen immer wieder aus dem Hilfsmittelverzeichnis relevante Produktgruppen heraus mit der Begründung, es handele sich dabei um keine Hilfsmittel. Dies führt zu erheblichen Mehraufwänden für die Praxen, denn es müssen alternative Bezugswege beschritten werden. Es bedarf dringend einer gesetzlichen Klarstellung des Hilfsmittelbegriffs, um eine einseitige Auslegung durch die Krankenkassen und damit unnötige Bürokratie zu verhindern.

Passend zum Thema

leeres Teaserbild Pfeil nach rechts
Agenda
Aktualisierungsdatum:
Ausschnitt eines Mannes mit Hemd, grauem Pullunder und Jeans in einem Rollstuhl.
Themenseite
Aktualisierungsdatum:
Schreibtisch mit Unterlagen und Stethoskop
Dossier
Aktualisierungsdatum:

Abonnieren Sie unsere kostenlosen Newsletter