Gewalt in Praxen
Niedergelassene wirkungsvoll schützen

Gewalt nimmt zu
Menschen, deren Tätigkeit dem Gemeinwohl dient, sehen sich in den vergangenen Jahren zunehmend Gewalt am Arbeitsplatz ausgesetzt. Betroffen ist neben Polizei und Feuerwehr vor allem medizinisches Personal.
Die Vorfälle ereignen sich dabei nicht nur in Krankenhäusern, sondern auch in Praxen. Eine Online-Befragung der KBV hat ergeben: Ganze 80 Prozent der über 7.000 befragten Ärzte, Psychotherapeuten und Praxisangestellten haben innerhalb des letzten Jahres verbale Gewalt erlebt. Aber auch physische Auseinandersetzungen sind laut Umfrage keine Seltenheit: Fast die Hälfte erfuhr in den vergangenen fünf Jahren körperliche Gewalt bei der Ausübung ihrer Tätigkeit.
Einen Grund für die gestiegene Gewaltbereitschaft sehen viele der Befragten in einem gestiegenen Anspruchsdenken von Patientinnen und Patienten. Könnten Wünsche nach zeitnahen Terminen, Rezepten oder bestimmten Untersuchungen nicht unmittelbar befriedigt werden, äußere sich das vermehrt in Frust – und mitunter verbaler oder sogar körperlicher Gewalt.
Insgesamt ist der Ton in unserer Gesellschaft rauer geworden. Die Praxen als Spiegelbild unserer Gesellschaft bilden da keine Ausnahme.
Ergebnisse der KBV-Umfrage zum Download
Politik ist gefordert
Die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag den strafrechtlichen Schutz von Einsatz- und Rettungskräften, Polizisten sowie Angehörigen der Gesundheitsberufe vereinbart. Die KBV begrüßt die Anpassung des Strafrechts grundsätzlich. Allerdings greift sie aus ihrer Sicht zu kurz, wenn nicht auch die Niedergelassenen und ihre Teams explizit miteinbezogen werden.
Auch die KBV-Vertreterversammlung forderte schon im Jahr 2024, Niedergelassene wörtlich in den Gesetzestext aufzunehmen. Behörden müssten zudem sicherstellen, dass betroffene Ärzte, Psychotherapeuten und Praxismitarbeitende nach einem Gewaltvorfall umfassende Unterstützung erhalten.
Die Praxen leisten für das Gemeinwohl einen essenziellen Beitrag. Der Staat sollte sie genauso stark schützen wie vergleichbare Berufsgruppen.
Zunehmende Gewalt verstärkt MFA-Mangel

Medizinische Fachangestellte (MFA) sind meist die erste Ansprechperson am Telefon oder in der Praxis. Möglichen Konfrontationen sind sie deshalb unmittelbar ausgesetzt. Folglich wird die tägliche Arbeit fordernder und die Praxis als Arbeitsplatz unattraktiver. Ein Umstand, der die Suche nach Fachpersonal erschwert.
Die ohnehin angespannten Rahmenbedingungen werden so weiter verschlechtert in der ambulanten Versorgung.
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