Themenseite

Rheumatoide Arthritis

Empfehlungen zur Labordiagnostik

Die rheumatoide Arthritis (RA) ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung, bei der initial ein oder mehrere Gelenke von einer Entzündung der Gelenkschleimhaut, der Synovitis, betroffen sind. Die Erkrankung verläuft schubweise progredient und kann sich in späteren Stadien auch multisystemisch (z. B. unter Beteiligung des Herzkreislaufsystems) manifestieren.

Unbehandelt führt die RA, auch nach kurzer Erkrankungszeit, durch Gelenkzerstörungen bzw. -deformationen zu chronischen Schmerzen, zu schweren körperlichen Einschränkungen des Patienten bis hin zur Invalidität und zu einer verminderten Lebenserwartung. Eine schnelle Diagnose und ein umgehender Beginn der Therapie sind daher entscheidend für eine Remission und können dem Patienten ein beschwerdefreies Leben ermöglichen.

Die Ursachen der RA sind noch nicht eindeutig geklärt. Zu den bekannten Risikofaktoren, die die Entstehung einer RA begünstigen können, zählen das weibliche Geschlecht, ein höheres Lebensalter, Rauchen, Übergewicht und Parodontitis. Vermutet wird eine multifaktorielle Ätiologie, bei der eine Kombination aus einer genetischen Prädisposition und erworbenen Risikofaktoren zu einer gestörten immunologischen Selbsttoleranz führen. Die resultierenden Autoantikörper sind bereits Jahre vor den ersten Symptomen im Blut nachweisbar. Das Frühstadium der RA ist jedoch wenig charakteristisch, da zu diesem Zeitpunkt oft nur eine schwache und wenig ausgeprägte Symptomatik vorliegt. Die Diagnose der frühen RA erfolgt neben der ausführlichen Anamnese nach den Empfehlungen der European League against Rheumatism (EULAR) und des American College of Rheumatology (ACR). Diese umfassen verschiedene Klassifikationskriterien wie Gelenkbeteiligung, Symptomdauer, Serologie und Entzündungsparameter.

Mit einer Prävalenz von circa 0,9 bis 1,2 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland ist RA die häufigste chronisch entzündliche rheumatische Erkrankung (ERE). Die differentialdiagnostische Fragestellung ERE ist daher im hausärztlichen Bereich relativ häufig zu finden. Die Herausforderungen liegen hierbei neben der heterogenen Symptomatik auch in dem wellenförmigen Verlauf der Erkrankung. Deshalb ist eine frühzeitige Abklärung, Diagnosesicherung und, wenn möglich in Absprache mit einer Rheumatologin oder einem Rheumatologen, ein umgehender Therapiebeginn wichtig. Den Empfehlungen der Leitlinien folgend, sollte nach Möglichkeit eine fachspezifische Versorgung innerhalb von sechs Wochen erfolgen und möglichst innerhalb von drei Monaten nach Auftritt der Symptome eine intensive Therapie mit Disease-modifying antirheumatic drugs (DMARDs) begonnen sowie zur Anpassung der Medikation regelmäßig überwacht werden.

Literaturverzeichnis

  • Albrecht, Katinka; Binder, Sebastian; Minden, Kirsten; Poddubnyy, Denis; Regierer, Anne C.; Strangfeld, Anja; Callhoff, Johanna (2023): Systematisches Review zur Schätzung der Prävalenz entzündlich rheumatischer Erkrankungen in Deutschland. In: Zeitschrift für Rheumatologie 82 (9), S. 727–738. DOI: 10.1007/s00393-022-01305-2.
  • Aletaha, Daniel; Neogi, Tuhina; Silman, Alan J.; Funovits, Julia; Felson, David T.; Bingham, Clifton O. et al. (2010): 2010 rheumatoid arthritis classification criteria. An American College of Rheumatology/European League Against Rheumatism collaborative initiative. In: Annals of the rheumatic diseases 69 (9), S. 1580 1588. DOI: 10.1136/ard.2010.138461.
  • Gemeinsamer Bundesausschuss: Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses über die 26. Änderung der DMP-Anforderungen-Richtlinie (DMP-A-RL): Änderung der Anlage 2, Ergänzung der Anlage 21 (DMP Rheumatoide Arthritis) und der Anlage 22 (Rheumatoide Arthritis Dokumentation) vom 18. März 2021.
  • Gressner, Axel M.; Arndt, Torsten (2019): Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik. 3. Auflage (Springer Reference Medizin).
  • Hofmann, Walter (2014): Klinikhandbuch labordiagnostische Pfade. Einführung - Screening –Stufendiagnostik. 2., aktual. u. erw. Aufl.
  • Rheumatoide Arthritis; Diagnostische Pfade in der Laboratoriumsmedizin, Stand 2014. In: Nordlicht Aktuell.
  • Rheumatoide Arthritis; Diagnostischer Pfad, Stand Januar 2022. In: Labor 28.
  • Schneider, M.; Baseler, G.; Funken, O.; Heberger, S.; Kiltz, U.; Klose, P. et al. (2020): Management der frühen rheumatoiden Arthritis.
  • Interdisziplinäre Leitlinie. In: Zeitschrift fur Rheumatologie 79 (Suppl 1), S. 1–38. DOI: 10.1007/s00393-020-00775-6.
  • Thomas, Lothar (2012): Labor und Diagnose. 8. Auflage. Frankfurt am Main: Th-Books.
  • Thomas, Lothar (2023): Labor und Diagnose. Online verfügbar unter www.labor-und-diagnose.de.

Download

download

Abonnieren Sie unsere kostenlosen Newsletter