Praxisnachricht
  • Aktualisierungsdatum:
  • Gesundheitspolitik

Hofmeister: Steuerung vor allem für bestimmte Patientengruppen

Sowohl in der Akut- und Notfallversorgung als auch bei der Versorgung multimorbider Patienten sieht der KBV-Vorstandsvize Dr. Stephan Hofmeister vorrangigen Bedarf für eine Steuerung. Insbesondere bei den akut Erkrankten sowie den Notfällen könne die Vermittlungsplattform 116117 ihre Stärken ausspielen.

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Patientensteuerung - das KBV-Modell

„Wir wissen aus allen Projekten, wo das gemacht wird, dass es hervorragend funktioniert – auch zur vollsten Zufriedenheit von Patientinnen und Patienten“, sagte Hofmeister in einem Video-Interview. Die Zahl der Behandlungsfälle im Bereich der Akut- und Notfallversorgung sei mit bis zu 15 Millionen im Jahr zwar nicht klein, im Vergleich zu insgesamt rund 600 Millionen Behandlungsfällen – bezogen auf das gesamte Versorgungssystem – aber relativ gering.

Anders verhalte sich die Situation bei der Gruppe der Patienten, die multimorbide seien. „Also jenen Patientinnen und Patienten, die tatsächlich viele Arztkontakte haben und bei denen sehr genau darauf geachtet werden muss, dass die Ärztinnen und Ärzte voneinander wissen, miteinander sprechen und die Gesamtbehandlung koordinieren“, so der KBV-Vorstandsvize. Das funktioniere in der Regel am besten über eine Hausärztin oder einen Hausarzt. Gerade bei dieser Patientengruppe könne die elektronische Patientenakte bei den Mitteln der Kommunikation wertvolle Dienste leisten.

Die Rolle der Vermittlungsplattform 116117

Mit Blick auf die Rolle der 116117 betonte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende, dass es sich hierbei in erster Linie um ein Angebot für diejenigen Menschen handele, die keinen Hausarzt hätten. Die Praxen seien wie keine andere Stelle im System prädestiniert dafür, sich bei einem gesundheitlichen Problem um eine Diagnose und die entsprechende Behandlung zu kümmern. Dazu gehöre im Zweifelsfall auch die Hinzuziehung von Fachärzten. „Davon auszunehmen sind natürlich Pädiater, die für Kinder und Jugendliche da sind, die Frauenärztinnen und -ärzte und natürlich die Augenärzte. Für alles andere könnte man sich durchaus vorstellen, dass man so was wie ein Primärarztsystem gut gebrauchen kann.“

Dabei müsse sich das System eine gewisse Flexibilität bewahren, die nicht in jedem Fall zwingend den Gang zum Hausarzt vorschreibe. So sei ein junger Sportler mit verdrehtem Fuß bei einem Unfallchirurgen womöglich genauso gut oder besser aufgehoben. Und auch der Dialysepatient müsse natürlich nicht erst zum Hausarzt, um sich eine Überweisung für die weitere Dialyse abzuholen.

Hofmeister: „Es gibt keine schnellen und leichten Lösungen“

„Grundsätzlich ist es richtig, mit ungeklärten Gesundheitsstörungen zuerst zur Hausärztin oder zum Hausarzt zu gehen, denn das sind die Spezialisten dafür.“ Klar sei aber auch: „Unser System ist ein System mit Variablen, mit Varianten und bildet das reale Leben ab.“

Von der Politik erwarte er sich vor diesem Hintergrund „Ehrlichkeit gegenüber Bürgerinnen und Bürgern“. Es müsse klar ausgesprochen werden, dass „man nicht immer jederzeit alles haben kann, was man haben will“. Wenn die neue Bundesgesundheitsministerin feststelle, dass es sich um ein hochkomplexes Thema handele, dann könne er dem nur zustimmen, sagte Hofmeister. „Da gibt es keine schnellen und leichten Lösungen.“

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