Arztzeit-Mangel

Zeit ist kostbar. Das gilt besonders, wenn dieses knappe Gut für die Behandlung von Patientinnen und Patienten eingesetzt wird.

Textfassung des Videos

Zeit ist das, was man an der Uhr abliest. So definierte Albert Einstein den Begriff Zeit.

Die Zeit, die für die Versorgung von Patientinnen und Patienten zur Verfügung steht, wird als Arztzeit bezeichnet. Und obwohl die Personenzahl der im Versorgungssystem tätigen Ärzte und Psychotherapeuten seit Jahren zunimmt, von 157.705 in 2011 auf 183.336 in 2021, nimmt die verfügbare Arztzeit immer weiter ab.

Verschiedene Faktoren sind für das Schwinden verantwortlich. So entscheiden sich Ärztinnen und Ärzte immer häufiger für eine Festanstellung statt für die Niederlassung. Von 2011 bis 2021 hat sich die Zahl der angestellten Ärzte mehr als verdoppelt, von 17.080 auf 45.895. Die Zahl der Vertragsärzte sank im gleichen Zeitraum um etwa 12 Prozent, von 113.078 auf 99.863.

Immer häufiger arbeiten Vertragsärzte in Gemeinschaftspraxen oder medizinischen Versorgungszentren, 47% in 2011 und 58.3% in 2021.

Der demografische Wandel macht auch vor der Ärzteschaft nicht halt. Der Anteil der Ärztinnen und Ärzte über 60 hat von 2011 (22,9 %) bis 2021 (32,3 %) um knapp 10 Prozentpunkte zugenommen. Vielen Praxen steht zudem ein Generationenwechsel bevor. Und die Nachfolger sind meist nicht gewillt, dauerhaft über 50 Stunden pro Woche zu arbeiten.

Neben der demografischen Struktur wandelt sich auch die Arbeitswelt. Work-Life-Balance rückt mehr in den Fokus. Egal ob angestellt oder selbstständig: Der Trend zur Teilzeit ist deutlich erkennbar.

Ein weiterer Zeitfresser ist die Bürokratie. Im Jahr 2020 verschlang sie, statistisch gesehen, in jeder Praxis 61 Arbeitstage. Zeit, die Ärzten und Psychotherapeuten bei der Patientenversorgung fehlt.

Digitale Anwendungen, die ohne ausreichende Tests ausgerollt werden, erhöhen den bürokratischen Aufwand nochmals.

Um dem Ärztemangel entgegenzuwirken, muss die Aus- und Weiterbildung gefördert und die Niederlassung wieder attraktiver werden.

Werden mehr Ärzte ausgebildet und lassen sich nieder, kann es gelingen, dass künftig wieder mehr Zeit für die Patientenversorgung zur Verfügung steht.