Veranstaltung
  • Dauer:
  • Ort: VKU Forum Berlin

KBV-Herbsttagung 2025

Um die angespannte Situation in der Versorgung ging es in diesem Jahr bei der Herbsttagung der KBV. Klar ist: Die Lösung kann dabei nur in der erfolgreichen Steuerung im Gesundheitssystem liegen. Aber wie genau soll diese ablaufen? Digitalisierung, Zusammenarbeit und Orientierung waren einige der Schlagwörter, die diskutiert wurden. Im Vordergrund dabei: die Kooperation aller Akteure.

Ein Konzept für die Steuerung

Publikum der Herbsttagung in einem Tagungsraum von hinten fotografiert.

Im Mittelpunkt der Herbsttagung 2025 stand das Thema „Versorgungssteuerung und Kommunikation“, das im Gesundheitssektor schon lange intensiv diskutiert wird. Einigkeit herrscht darüber, dass Steuerung notwendig ist. Bei der tatsächlichen Gestaltung gibt es jedoch verschiedene Ansätze und Ideen, wie auch Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorsitzender der KBV, in seinem Grußwort herausstellte.

Während die Steuerung in der Notfallversorgung allgemein als akutes Problem angesehen werde, müsse auch an anderer Stelle an gemeinsamen Lösungen gearbeitet werden: „Wichtig ist hierbei, dass sowohl die Krankenhausreform als auch die Notfallreform nicht isoliert vom Thema Steuerung betrachtet werden dürfen“, konstatierte Hofmeister.

Digital und ambulant vor stationär

In einer Diskussionsrunde erörterten Anke Richter-Scheer (KV Westfalen-Lippe), Anne-Kathrin Klemm (BKK-Dachverband), Dr. Johanna Ludwig (gematik) und Ursula Helms (wir pflegen e.V.) im Folgenden die Frage „Was bedeutet Steuerung und wer steuert wen, wie?“

Um die Steuerung erfolgreich zu gestalten, müsse es klare Strukturen und Wege geben, die Patienten durch das immer komplexere System leiten, stellte zunächst Klemm hervor. Es käme hierbei vor allem auch darauf an, zu klären, ob ein Versorgungsbedürfnis überhaupt bestünde, bevor der Notruf getätigt oder die Arztpraxis aufgesucht werde, betonte sie. Ein wichtiges Tool hierfür sah Richter-Scheer im Ausbau digitaler Lösungen, wie der 116117. Die bisherige Erfahrung zeige, dass die Termine durch die Terminservicestellen sehr gut angenommen würden. Ein klares Zeichen für Richter-Scheer, dass der richtige Weg „Digital und ambulant vor stationär“ lauten muss.

Vertrauen und Kompetenz als Ziele der Patientenkommunikation

Fünf Personen sitzen in einer Diskussionsrunde.
(v.r.n.l.): Anke Richter-Scheer (KV Westfalen-Lippe), Anne-Kathrin Klemm (BKK-Dachverband), Dr. Johanna Ludwig (gematik), Ursula Helms (wir pflegen e.V.), Heike Bökenkötter (Ärzte Zeitung)

Immer wieder kam die Sprache während der Diskussion auch auf die mangelnde Gesundheitskompetenz der Patientinnen und Patienten. Dass digitale Kommunikation nicht immer gleich hilfreich ist, befand Ludwig in diesem Zusammenhang. Statt wichtige Ressourcen in die Gegenaufklärung von „Dr. Google“ oder ChatGPT zu stecken, müssten die Systeme so benutzerfreundlich gestaltet werden, dass die Patienten hier direkt abgeholt werden, beschrieb Ludwig.

„Es einfacher machen, sich im System zu bewegen, würde viel Vertrauen schaffen“, betonte Ludwig weiter. Ein Faktor, den auch Helms in den Mittelpunkt rückte: „Wir haben nicht 70 Millionen Patienten, die immerzu in die falsche Richtung laufen.“ Für die Patientinnen und Patienten käme es darauf an, ein gewisses Maß an Sicherheit zu haben, vor allem bei so einem sensiblen Thema wie der Gesundheit. Einigkeit bestand darüber, dass diese Verantwortlichkeit nicht nur bei dem Arzt oder der Ärztin liegen darf. Für die Patientenbeauftragte Helms stünde deshalb fest: „Das System muss das Vertrauen erhalten, aber verteilen.“

Sanktionen als letzte Konsequenz

Das oberste Ziel in der Steuerung sei es, die Ärzte und Ärztinnen zu entlasten, stellten Klemm und Richter-Scheer heraus. Sie sahen hierbei ebenfalls die Einbindung im Team als eine wesentliche Rolle in der Entlastung des Systems. Abweisungen und Tarife könnten jedoch, als mögliche Konsequenzen betrachtet werden, gaben sowohl Richter-Scheer als auch Klemm zu Bedenken. Der Fokus müsse jedoch vielmehr auf einer strukturierten Ersteinschätzung liegen, waren sich alle einig.

Klemm verwies in diesem Zusammenhang auf die Notwendigkeit einer einheitlichen Vorgehensweise und Kooperation auf Bundesebene. Und diese könne nur zusammen mit der Ärzteschaft passieren. Klemm fasste zusammen: „Teambasiertes Arbeiten kann viel bewirken.“ Ein Fazit, das für die gesamte Herbsttagung gezogen werden kann.

Fachsessions zur Versorgungssteuerung und Koordination in der ambulanten Versorgung

Volker Dentel von der kv.digital und Dr. Bernhard Gibis von der KBV in einer Diskussionsrunde mit dem Publikum
Volker Dentel (links) und Dr. Bernhard Gibis (rechts)

Im Anschluss an die Podiumsdiskussion vertieften vier Fachsessions zentrale Aspekte der effizienten Versorgungssteuerung und der sektorenübergreifenden Koordination. Ziel war es, Maßnahmen zur Sicherstellung der Versorgung – auch außerhalb regulärer Betriebszeiten und in Krisenfällen – gemeinsam zu bewerten und weiterzuentwickeln.

Die Session „Kommunikation und Koordination in der Ausnahmesituation“ beleuchtete die Herausforderungen der Versorgung in Krisenlagen. Im Fokus standen die Rolle ambulanter Strukturen, Eskalationsstufen im Krisenfall sowie Ansätze für die Zusammenarbeit aller Akteure.

Die interaktive Fish Bowl Diskussion „Notfallreform – Klare Sicht voraus?“ ermöglichte einen offenen Austausch über die politischen Perspektiven und Erwartungen an die geplante Reform. Unterschiedliche Sichtweisen aus Krankenhäusern, Kassen, Verwaltung und ambulanter Versorgung wurden eingebracht.

Die vierte Session „Vernetztes Arbeiten – gemeinsam komplexe Versorgung steuern“ widmete sich der interprofessionellen Zusammenarbeit bei komplexen Versorgungssituationen, insbesondere im Bereich psychischer Erkrankungen. Anhand der KSVPsych-Richtlinie (Richtlinie über die berufsgruppenübergreifende, koordinierte und strukturierte Versorgung insbesondere für schwer psychisch kranke Versicherte mit komplexem psychiatrischen oder psychotherapeutischen Behandlungsbedarf) wurden Erfolgsfaktoren und Ansätze für gute vernetzte Versorgung diskutiert.

In der zweiten Session wurde die 116117 als zentrale Steuerungsinstanz der Patientenversorgung diskutiert. Neben ihrer Rolle in der Patient Journey thematisierte die Runde Digitalisierungspotenziale und aktuelle Entwicklungen zur Weiterentwicklung der Serviceleistungen.

Programm

Uhrzeit Programmpunkt
09:30 - 10:00 Uhr Get together
10:00 - 10:30 Uhr

Video-Grußwort

  • Dr. Stephan Hofmeister (Stellvertretender Vorstandsvorsitzender KBV)

Einführung

  • Dr. Bernhard Gibis (KBV)

Impulsstatement

  • Dr. David Wachabauer (Gesundheit Österreich GmbH)
10:30 - 11:15 Uhr

Podiumsdiskussion: Was bedeutet Steuerung und wer steuert wen, wie?

  • Anke Richter-Scheer (KV Westfalen-Lippe)
  • Anne-Kathrin Klemm (BKK-Dachverband)
  • Dr. Johanna Ludwig (gematik)
  • Ursula Helms (wir pflegen e.V.)
  • Moderation: Heike Bökenkötter (Ärzte Zeitung)
11:30 - 13:00 Uhr

Parallele Fachsessions I

Session 1: Kommunikation und Koordination in der Ausnahmesituation - Aufgaben und Zusammenarbeit

  • Dr. Martin Weber (Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe)
  • Dr. Frank Bergmann (KV Nordrhein)
  • Jörg Müssig (Deutscher Feuerwehrverband) 

Session 2: Ausbau der 116117 - Zukunft (von mehr als) einer Nummer

  • Sophia Matenaar (BMG)
  • Dr. Peter Heinz (KV Bayerns)
  • Volker Dentel (kv.digital GmbH)
13:00 - 14:00 Uhr Mittagspause
14:00 - 15:30 Uhr

Parallele Fachsessions II

Session 3: Notfallreform - Klare Sicht voraus? - Fish Bowl Diskussion

  • Özlem Acikgöz (DKG)
  • Dr. Jürgen Malzahn (AOK-Bundesverband)
  • Dr. Brigitte Wrede (Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung Berlin)
  • Dr. Anke Schliwen (KBV)
  • Moderation: Heike Bökenkötter (Ärzte Zeitung)

Session 4: Vernetztes Arbeiten - gemeinsam komplexe Versorgung steuern

  • Dr. Sabine Köhler (Berufsverband Deutscher Nervenärzte)
  • Dr. Enno Maaß (Deutsche PsychotherapeutenVereinigung e.V.)
  • Marlen Fehlig (Landkreis Börde)
  • Stefanie Lutz-Scheidt (Bundesinitiative Ambulante Psychiatrische Pflege e.V.)

Workshop: Keiner bleibt zurück - Vulnerable Gruppen in Ausnahmesituationen versorgen

  • Dr. Frauke Hartung (DRK-Schwesternschaft Bonn e.V.)
  • Max Bürck-Gemassmer (Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit - KLUG)
  • Ursula Helms (wir pflegen e.V.)
  • Florian Rinsche / Sina Juchem (KBV)
15:30 - 16:00 Uhr Ausklang und Verabschiedung

Einige Präsentationen der Veranstaltung können auf Anfrage per E-Mail zur Verügung gestellt werden.

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