PraxisBarometer 2025: Niedergelassene bleiben Vorreiter in Sachen Digitalisierung
„Die Befragungsergebnisse zeigen einmal mehr: Die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen sind und bleiben Vorreiter in Sachen Digitalisierung. Sie haben in den vergangenen Jahren enorme Anstrengungen unternommen, um digitale Anwendungen in ihren Alltag zu integrieren – und das mit Erfolg“, sagte KBV-Vorstandsmitglied Dr. Sibylle Steiner vor Journalisten.
Digitale Kommunikation zwischen den Praxen wächst deutlich
Bereits zum achten Mal in Folge hat das IGES Institut im Auftrag der KBV untersucht, wie sich die Digitalisierung in den Praxen von Ärzten und Psychotherapeuten entwickelt. Die Zufriedenheit mit bereits etablierten digitalen Anwendungen wie dem elektronischen Rezept (eRezept) und der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) ist danach weiter gestiegen und liegt mittlerweile bei fast 80 Prozent.
Stark zugenommen hat der digitale Austausch der Praxen untereinander. So empfangen mittlerweile 87 Prozent der Praxen elektronische Arztbriefe, im Jahr 2018 waren es noch 13 Prozent. Zwei Drittel der Befragungsteilnehmer gaben an, auch Befunddaten digital zu erhalten (2022: 26 Prozent). Dabei nutzen immer mehr Ärzte und Psychotherapeuten den Kommunikationsdienst KIM. Gaben im vergangenen Jahr noch 45 Prozent der Praxen an, über KIM zu kommunizieren, stieg der Anteil in diesem Jahr auf 61 Prozent.
„Große Fortschritte sehen wir auch bei der digitalen Kommunikation mit Patienten außerhalb der Praxis“, erläuterte der Geschäftsführer des Bereichs Gesundheit am IGES Institut, Dr. Martin Albrecht. Diese Kommunikation sei bei 52 Prozent der Praxen komplett oder mehrheitlich digital. Im Jahr 2020 galt das erst für zwölf Prozent der Praxen. Hinzu kommen vermehrt digitale Angebote: So gaben 31 Prozent der Befragungsteilnehmer an, dass Patienten Termine bei ihnen online vereinbaren können. Ungebrochen hoch ist mit fast 40 Prozent der Anteil der Praxen, die Videosprechstunden durchführen.
Große Mehrheit wartet auf den elektronischen Entlassbrief
Im ambulanten Bereich laufe mittlerweile 41 Prozent der Kommunikation nahezu komplett beziehungsweise mehrheitlich digital, betonte Albrecht. Im Gegensatz dazu liege der Anteil der nahezu kompletten beziehungsweise mehrheitlich digitalen Kommunikation mit den Krankenhäusern bei nur 13 Prozent. Die große Mehrheit der Ärzte kann nur teilweise digital, ansonsten vorrangig oder gar ausschließlich in Papierform mit den Krankenhäusern kommunizieren, wie die Befragung zeigt.
Dabei bestehen gerade hier die größten Erwartungen. 85 Prozent der Praxen erhoffen sich vom digitalen Krankenhaus-Entlassbrief einen großen Nutzen. Auch die elektronische Übermittlung von Laborbefunden, von Berichten zu Operationen, Behandlungsverläufen oder Therapieempfehlungen wären für die Patientenversorgung hilfreich.
„Solang die Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und andere Beteiligte nicht mitziehen, bleibt die Digitalisierung in den Praxen eine digitale Insel in einer analogen Umgebung“, sagte KBV-Vorstandsmitglied Steiner. Genau darin liege eines der zentralen Probleme. Denn obwohl die Praxen bereits digital arbeiteten, müssten sie weiterhin Faxgeräte vorhalten, um mit Krankenhäusern und anderen Akteuren des Gesundheitswesens zu kommunizieren.
Störungen der TI gehören für viele weiterhin zum Praxisalltag
„Die Digitalisierung ist mittlerweile gelebte Realität, das ist aber auch kein Zufall“, fuhr Steiner fort. Vielmehr sei es das Ergebnis des hohen Engagements in den Praxen, wie auch das Ergebnis von Nachbesserungen. Damit die Digitalisierung funktioniere, müssten die Rahmenbedingungen stimmen. So berichten laut Steiner mehr als die Hälfte der Praxen von täglichen oder wöchentlichen Störungen der Telematikinfrastruktur (TI). „Das sorgt in den Praxen für Frustration und Mehraufwand“, betonte sie und sagte: „Hier brauchen wir dringend Verbesserungen und auch klare Verantwortlichkeiten.“ Anwendungen wie das eRezept und die eAU funktionierten nur, wenn die TI reibungslos laufe.
Neben einer stabilen TI ist Steiner zufolge auch die Qualität der Praxisverwaltungssysteme (PVS) maßgeblich. Die Zufriedenheit der Praxen mit ihrem System sei allerdings eher durchmischt. Ein Wechsel des Anbieters scheitere oft an langen Vertragslaufzeiten oder unübersichtlichen Angeboten. Auch die hohen Kosten und die Angst vor einem Datenverlust halte viele Praxen von einem Wechsel ab. „Wir brauchen für die Praxen mehr Transparenz über die Qualität der PVS, eine kostenfreie Interoperabilität für eine verbesserte Datenportabilität sowie finanzielle Anreize, damit ein solcher Wechsel möglich ist.“
Die Ergebnisse des Praxisbarometers zeigten, wie stark die Digitalisierung im ambulanten Bereich bereits genutzt werde, fuhr Steiner fort. Jetzt müssten die technischen und strukturellen Grundvoraussetzungen erfüllt werden. Dabei sei Digitalisierung kein Ziel an sich, sondern ein Werkzeug zur Effizienzsteigerung und besonders zur Verbesserung der Versorgung, hob Steiner hervor: „Und sie muss dort funktionieren, wo Versorgung stattfindet – in den Praxen“.
Das PraxisBarometer Digitalisierung ist die bisher einzige bundesweite repräsentative Befragung von Vertragsärzten und Vertragspsychotherapeuten zur Digitalisierung in Praxen. In diesem Jahr beteiligten sich rund 1.700 Praxen.