Hofmeister: Geplante Notfallreform in dieser Form nicht umsetzbar
Hofmeisters Kritik bezieht sich vor allem auf den geplanten 24-Stunden-Fahrdienst, der parallel zu den Sprechzeiten der Praxen bereitstehen soll. „Dieses Personal haben wir nicht“, mahnte er in einem Video-Interview an. Ebenfalls kritisch sehe die KBV die Ausrichtung der Integrierten Notfallzentren (INZ), die rund um die Uhr geöffnet sein sollen und deren Zahl offenbar die der bisherigen Einrichtungen übersteigen werde. „Auch das wird personell nicht zu stemmen sein“, sagte der KBV-Vorstandsvize.
Für die Bürgerinnen und Bürger könne dadurch der Eindruck entstehen, es werde eine weitere zusätzliche Versorgungssäule geschaffen. Doch das sei genau das Gegenteil von dem, was die KBV anstrebe – nämlich eine gezielte und gut gesteuerte Versorgung, so wie es jetzt zum Beispiel die Kassenärztlichen Vereinigungen Niedersachen, Bayerns und Baden-Württemberg machten, stellte Hofmeister klar und sagte: „Es gibt bereits bestehende Konzepte, die wunderbar zeigen, wie eine solche Notfall- und Akutversorgung aussehen kann.“
So werden beispielsweise in Niedersachsen Patienten, die sich zu den Bereitschaftsdienstzeiten an die 116117 wenden und bei denen eine zeitnahe Behandlung notwendig ist und keine Weiterleitung in eine Praxis möglich erscheint, obligatorisch telemedizinisch durch einen Arzt betreut. Der Arzt entscheidet auch, ob ein Hausbesuch durch den Fahrdienst notwendig ist. So wird der medizinische Fahrdienst gezielter und ausschließlich auf ärztliche Anordnung eingesetzt.
Erreichbarkeit und Ersteinschätzung über die 116117
Hofmeister verwies auf die Bedeutung der 116117, die in solchen Fällen die flächendeckende Erreichbarkeit für die ambulante Versorgung gewährleisten und auch die Ersteinschätzung vornehmen und einen Terminservice abdecken könne. „Das alles ist machbar“, wobei digital vor Telefon, vor Arztkontakt gehen müsse, sagte er.
Es sei gut, dass es einen Entwurf zur Notfallreform gebe, lobte Hofmeister. Die Reform sollte jetzt aber auch schnell umgesetzt und mit der Krankenhausreform koordiniert werden. „Es gibt mehrere Grundkonzepte, die wir teilen“, sagte er. Das sei die bessere Vernetzung der Leitstellen der 116117 und der 112, die „sehr, sehr wichtig“ sei. Positiv sei ferner, dass ein bundesweit einheitliches Ersteinschätzungsverfahren eingeführt werden solle, das für alle verpflichtend sei.
Die KBV werde sich im weiteren Gesetzgebungsverfahren konstruktiv einbringen und vor möglichen Fehlplanungen warnen, sagte Hofmeister und fügte hinzu: „Die Kolleginnen und Kollegen sind in den Praxen so sehr ausgelastet, dass es einfach nicht vorstellbar und realisierbar ist, dass sie zusätzlich noch irgendwelche Paralleldienste ausführen könnten.“